Obwohl der Fleischverbrauch in Deutschland seit Jahren stagniert und spätestens seit 2006 mehr Fleisch produziert als hierzulande konsumiert wird, werden jedes Jahr neue Pläne für Riesenställe an die Genehmigungsbehörden herangetragen. Diesmal trifft es die sowieso schon verkehrsbelasteten Wellauner und damit die Erholungsregion Bad Düben zum wiederholten Male. Wer braucht diese dann 37.000 Sauen, rechnerisch 4,6 auf jeden Dübener Einwohner?

Wie sollen diese Mengen an Schwein versorgt werden, und v.a. wohin mit den Exkrementen, der Gülle, den Kadavern, die es unweigerlich geben wird?

Bereits im Jahr 2011 hat die Grüne Fraktion im Sächsischen Landtag den Antrag gestellt, neue Stallanlagen nur noch zu fördern, wenn der Eigentümer wenigstens 50% der Futtermittel von eigenen Flächen aus der Region erzeugen kann. Damit wäre gleichzeitig das Entsorgungsproblem nicht mehr ganz so gravierend – auf den Anbauflächen können die tierischen Hinterlassenschaften den Nährstoffentzug ersetzen. Das käme den Zielen nachhaltiger Landwirtschaft mit regionalen Stoffkreisläufen wenigstens etwas näher. Doch selbst diese relativ kleine Einschränkung, die heimische Bauern überhaupt nicht träfe, war mit der CDU-FDP-Mehrheit nicht zu stemmen. Für die niederländische Holding, die jetzt in ihrer Wellauner Tochtergesellschaft die Erweiterung der Stallanlagen betreiben will, geradezu eine Einladung.

Wem nützen diese Riesenställe? Im Grunde nur dem Eigentümer. Der Bauernverband hat gerade Anfang Mai der Presse erklärt, der Verhinderung von Ställen durch protestierende Anwohner und klagende Umweltverbände seien allein in den letzten drei Jahren 2000 bis 2500 neue Arbeitsplätze zum Opfer gefallen. Vermutlich hat genau dieser Protest zum Erhalt von deutlich mehr Arbeitsplätzen beigetragen. Denn auf dem gesättigten Fleischmarkt bedeuten die neuen, größeren, auf technische Effizienz getrimmten Ställe mehr Fleisch mit weniger Aufwand, v.a. mit weniger Beschäftigten. Was da, z.T. mit Steuergeldern gefördert, neu gebaut wird, verdrängt die kleineren Konkurrenten und macht deren Angestellte arbeitslos.

Deshalb, liebe Wellauner und alle anderen Bad Dübener – protestieren Sie! Ihre Region hat mehr verdient als Schweinedreck! Aufgrund der Größenordnung muß es ein Genehmigungsverfahren nach BundesImmissionsschutzgesetz (BImSchG) geben, und ein Teil des Verfahrens ist die Bürgerbeteiligung. Nutzen Sie diese Chance, bringen Sie Ihre Einwendungen zu Gehör! Genau dazu ist diese Beteiligung da – entwickeln Sie eigene Vorstellungen, wie Ihre Region zukünftig aussehen soll. Um die Dübener Heide als einen der Gärten für Leipzig und Halle zu etablieren sind kleine aber feine Unternehmen nötig, die für Qualität statt Masse stehen. Eine Kurstadt mit guter Erholung ohne weite Wege, gesunden Nahrungsmitteln und viel frischer Heide- Luft, das könnten die Zutaten für eine stabile Regionalwirtschaft sein – eine Überdosis Schwein braucht es dazu nicht.

Hintergrund:

LVZ – Regionalausgabe Delitzsch vom 21.05.2013:

“Schweinemastanlage in Wellaune soll im großen Stil erweitert werden Holländer will Bestand auf über 37 000 Tiere erhöhen / Stadt und Ortschaftsrat lehnen Pläne ab”

Grüner Antrag von Sept. 2011:

www.gruene-fraktion-sachsen.de/fileadmin/user_upload/Antraege/5_Drs_7082_1_1_4_.pdf

PM dazu:

www.gruene-fraktion-sachsen.de/presse/mitteilungen/pm/artikel/pm-2011-331-gruene-verlangen-a.html?no_cache=1&tx_ttnews[backPid]=187&cHash=4424abab19a2bea5297905cefed7c742&sword_list[0]=tierhaltung

PM Bauernverband 10.05.2013:

www.bauernverband.de/2500-arbeitsplaetze-durch-verhinderungsideologie-verlorengegangen

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