Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, der seit 1992 jährlich am 5. Mai begangen wird, steht in diesem Jahr unter dem Motto "Ich bin entscheidend". Er soll Anlass sein, mehr gesellschaftliche Anstrengungen für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung zu unternehmen: für die eigene Lebensgestaltung, für eine Auswahl zwischen echten Alternativen in jeder Lebensphase und ohne Abhängigkeit von Anderen.
“Der Protesttag ist ein großartiges Zeichen der Emanzipation und Selbstvertretung”, so Margit Weihnert, AWO Landesvorsitzende: “Wir fordern den politischen Willen aller Verantwortlichen und Bereitschaft zur Innovation. Gerade im Wahljahr muss sich der Anspruch von Beteiligung beweisen: ob Wahlprogramme in Leichter Sprache, barrierefreie Wahllokale und auf Verlangen Stimmzettel mit Piktogrammen. Auch der diskriminierende Wahlrechtsausschluss von Menschen unter vollständiger gesetzlicher Betreuung muss auf den Prüfstand. Inklusion sollte ein politisches Schwerpunktthema und kein Randthema sein. Wir selbst wollen als Wohlfahrtsverband unseren Teil für mehr Selbstbestimmung beitragen: Durch den Umbau unserer sozialen Leistungen hin zu mehr ambulanten und individuelleren Lösungen und über innovative Projekte.”
Die AWO Sachsen arbeitet gerade landesweit an zwei Projekten mit Innovationskraft:
Die Gewinnung und Unterstützung von Menschen mit Behinderung zum ehrenamtlichem Engagement ist Thema im Projekt: “Barrieren überwinden”. An den drei Projektstandorten Dresden, Leipzig und Chemnitz konnten seit August 2011 61 Menschen mit Behinderung für ein Engagement als Helfer im Wildpark oder im Seniorenbesuchsdienst, als Museumsführerin oder Unterstützerin des Dynamo-Fanprojekts gewonnen, vermittelt und begleitet werden. Sie erschließen so nicht nur für sich selbst neue Perspektiven sondern auch für die Institutionen, in denen sie tätig sind.
Täglich erreichen uns unzählige Meldungen aus Leipzig, Sachsen und darüber hinaus, die nicht immer gleich oder nie Eingang in den redaktionellen Alltag finden. Dennoch sind es oft genug Hinweise, welche wir den Lesern der “Leipziger Internet Zeitung” in Form eines “Informationsmelders” nicht vorenthalten möchten …
Das Gemeinschafts-Projekt “Inklusive Bildung” von Arbeiterwohlfahrt und Deutschem Roten Kreuz stellt sich die Aufgabe, lebenslanges Lernen von Menschen mit Behinderung innerhalb der Bildungs- und Weiterbildungslandschaft in Sachsen umzusetzen. Seit September 2011 nahmen 180 Menschen mit Lernbehinderung an Grund- und Aufbaukursen z. B. an der Dresdner Volkshochschule teil und diskutierten unter anderem Fragen der eigenen Lebensplanung, der politischen Teilhabe und des persönlichen Budgets.
Landesweit: Daneben beteiligen sich die AWO-Projekte und -Einrichtungen an den beiden Demonstrationen zum Protesttag am 5. Mai in Dresden und Leipzig. Jugendliche aus dem AWO-Jugendhaus Poly in Bad Düben gehen zudem auf eine Rollstuhl-Rallye und die nordsächsischen AWO-Kitas in in Authausen, Pressel und Kossa stellten bereits am heutigen Freitag den Alltag von Menschen mit Behinderung und gemeinsame sportliche Aktivitäten in den Mittelpunkt eines Aktionstages.
Zahlen: Jeder zehnte Bundesbürger in Deutschland lebt mit einer Behinderung. In Sachsen haben 90.000 Menschen einen Schwerbehindertenausweis. 95 Prozent dieser Behinderungen sind nicht angeboren, sondern im Laufe des Lebens entstanden. In Sachsen liegt die Beschäftigungsquote bei privaten Arbeitgebern bei 3,2 %, bei öffentlichen bei 6,1 % und damit bundesweit immer noch sehr niedrig. Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung im Ehrenamt und in der inklusiven Erwachsenenbildung steckt im Freistaat jeweils noch in den Kinderschuhen und wird über die AWO-Projekte erstmals angegangen.
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