Zur 2. Sächsischen Studierendenbefragung erklärt der wissenschafts- und hochschulpolitische Sprecher der Fraktion Die Linke Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Gerhard Besier: Die Jubelbotschaft, knapp 60 % der sächsischen Studierenden seien mit ihrem Studium insgesamt zufrieden, erweist sich als inhaltsarme Pauschalisierung - sind es doch beispielsweise in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Universitäten) und in den Sprach- und Kulturwissenschaften (beide Hochschultypen) jeweils weniger als die Hälfte.
Die reformierten Studiengänge sind gegenüber den traditionellen noch immer unattraktiv – zwei Drittel der Befragten hätten lieber eine andere Abschlussart gewählt, von der sie sich bessere Berufsaussichten erhoffen. Dass sich das Wissenschaftsministerium die Attraktivität des Studienortes Sachsen als Erfolg an die Brust heftet, muss ebenfalls relativiert werden – sind doch Faktoren wie die Studiengebührenfreiheit (an der die Staatsregierung zu rütteln versucht), die geringen Lebenshaltungskosten oder die Nähe zum Heimatort wichtigere Entscheidungsmotive als die tatsächliche Situation an den sächsischen Hochschulen.
Täglich erreichen uns unzählige Meldungen aus Leipzig, Sachsen und darüber hinaus, die nicht immer gleich oder nie Eingang in den redaktionellen Alltag finden. Dennoch sind es oft genug Hinweise, welche wir den Lesern der “Leipziger Internet Zeitung” in Form eines “Informationsmelders” nicht vorenthalten möchten …
Die Prüfungsanforderungen sind nur für knapp die Hälfte der Befragten transparent, indes nur für 43 % der Studierenden der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an Universitäten. Praxisbezug und Berufsvorbereitung haben sich verschlechtert, was die Heilsversprechen der Studienreform ad absurdum führt. Die Zufriedenheit mit dem Studienaufbau hat abgenommen, ebenso die inhaltliche Qualität der Lehre, ihre Abstimmung auf die Prüfungsanforderungen und die Breite ihrer Inhalte. Auch gelingt die didaktische Vermittlung des Stoffs schlechter.
Zugenommen hat hingegen die Häufigkeit von gelegentlichen Terminausfällen bei Lehrveranstaltungen, wovon wiederum die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften besonders betroffen sind. Auch die Ergebnisse zur Erreichbarkeit der Lehrenden, zu den von ihnen geleisteten Hilfestellungen und zur Wartezeit auf Prüfungsergebnisse sind deutliche Indikatoren dafür, dass die Hochschullehrer überlastet sind.
Es lassen sich vor allem zwei Schlussfolgerungen ziehen: Erstens hat der Übergang zu den reformierten Studiengängen bisher keine zufriedenstellenden Ergebnisse geliefert. Zweitens lässt sich nach wie vor eine signifikante Schlechterstellung der als “unproduktiv” und wirtschaftsfern geltenden, für die Gesellschaft aber umso wichtigeren Fächergruppen Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie der Sprach- und Kulturwissenschaften konstatieren. Will das Wissenschaftsministerium die auch durch die Befragung aufgezeigten Probleme lösen, sollte es seine rosarote Brille abnehmen und sich vor allem gegenüber dem Finanzminister für eine bessere Finanzausstattung der sächsischen Hochschulen stark machen.
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