Wieder geistern Forderungen nach Abschuss von Wölfen durch die Medien. Solche Forderungen sind nicht neu. 2006 lehnte das sächsische Oberverwaltungsgericht den Abschussantrag eines Jägers ab. Bis heute hat sich an dem rechtlichen Schutzstatus des Wolfsschutzes - auch durch die Aufnahme ins sächsische Jagdgesetz - nichts geändert: er ist nach wie vor eine streng geschützte Tierart.
Die Bejagung des Wolfes wäre ein Verstoß gegen Bundes- und internationales Recht. Sachsen würde die Bundesrepublik damit vor den Kader des Europäischen Gerichtshofes katapultieren, wie es derzeit Schweden erlebt.
In beiden Fällen wurde die Unzulässigkeit damit begründet, dass durch das Töten von Wölfen Konflikte nicht gelöst werden. Eine Bejagung führt stets nur zu Abschussgenehmigungen einzelner Wölfe. Das Überleben der Rudel muss gewährleistet bleiben. Werden Rudel nicht ausgelöscht, bleiben auch die Wolfsgebiete erhalten. Konflikte, die durchaus mit dem Wolf verbunden sind, bleiben bestehen. Ein Landwirt muss seine Schafe schützen. Es ist dabei vollkommen gleichgültig, ob in seiner Region ein Wolf lebt oder ob er zufällig an einer Grenze von zwei Wolfsgebieten lebt. Der wolfssichere Schutzzaun muss sein, mit und ohne Wolfsjagd.
Täglich erreichen uns unzählige Meldungen aus Leipzig, Sachsen und darüber hinaus, die nicht immer gleich oder nie Eingang in den redaktionellen Alltag finden. Dennoch sind es oft genug Hinweise, welche wir den Lesern der “Leipziger Internet Zeitung” in Form eines “Informationsmelders” nicht vorenthalten möchten …
Es kann nur eine Lösung geben: das bewährte Wolfsmanagement. Hinter dem Konstrukt mit einem durchaus bürokratischen Begriff verbirgt sich letztlich alles, was jenen, die in Wolfsgebieten leben, an Unterstützung zukommt. Es ist außerordentlich hilfreich, einmal jene Gebiete im östlichen Sachsen aufzusuchen, wo seit über einem Jahrzehnt das Wolfsmanagement praktiziert wird: weder wurde ein einziger Angriff eines Wolfes auf Menschen verzeichnet noch musste ein Landwirt seinen Betrieb wegen der Anwesenheit des Wolfes aufgeben und in den Wäldern erzielen Jäger nach wie vor sehr gute Jagderfolge.
Im für Europa beispielhaften Managementplan des Freistaates Sachsen wird ausdrücklich begrüßt, dass mit der Rückkehr des Wolfes in Sachsen und darüber hinaus in Deutschland die europäischen Bemühungen zum Erhalt der Biologischen Vielfalt Früchte tragen und das die eigentliche Herausforderung nicht in der Schaffung geeigneter Lebensräume für den Wolf besteht, sondern in der Förderung eines weitestgehend konfliktfreien Nebeneinanders von Mensch und Wolf. Schon heute kann man sagen: Wolfsmanagement ist erfolgreich!
Dass das Thema Wolf polarisiert, doch gerade deshalb ist Sachlichkeit gefragt. Den Medien kommt dabei nach Meinung des NABU Sachsen eine ganz besondere Verantwortung zu. Im Jahr 2000 wurden die ersten frei lebenden Wölfe auf deutschem Boden geboren. Es war die Rückkehr des Wolfes, nachdem er 150 Jahre als ausgerottet galt. Heute, im vierzehnten Jahr, leben in Deutschland in sechs Bundesländern insgesamt 19 Wolfsfamilien, davon 8 Wolfsrudel bei uns in Sachsen. Hinzu kommen ein Paar und mehrere Einzelwölfe. Dieser positive Trend in der Entwicklung des Wolfsbestandes darf nicht täuschen: der Wolf ist nach wie vor vom Aussterben bedroht. Denn hinter den Vorkommen verbergen sich ganze 47 sicher nachgewiesene erwachsene Wölfe. Warum so eine deutliche Differenz? Nur fortpflanzungsfähige Tiere sind für eine Population entscheidend. Tierkinder zählen nicht. Das unterste Limit einer isolierten überlebensfähigen Population (engl. Minimum Viable Population oder MVP) liegt bei 1000 Tieren, bisher erreichen wir in Deutschland erst etwa 10 %.
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