Sehr geehrter Herr Dr. Döpfner, bei allem Respekt vor der Pressefreiheit und der guten Quote: Der heute in der Bildzeitung veröffentlichte Beitrag gegen die Rundfunkklangkörper hat die politische und kulturelle Schmerzgrenze deutlich überschritten.
In dem Artikel “Und so verschwenden sie unsere Gebühren” werden sämtliche Klangkörper des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in einer Weise denunziert, bei der weder kulturelles noch gesellschaftspolitisches Augenmaß waltet. “Allein die Orchester der ARD beschäftigen fast doppelt so viele Mitarbeiter wie die gesamte Sendergruppe Pro7Sat.1” – dieser Vergleich von Äpfeln und Birnen informiert weder den Leser umfassend, noch ist er elegante Polemik. Es ist schlicht Hetze.
Täglich erreichen uns unzählige Meldungen aus Leipzig, Sachsen und darüber hinaus, die nicht immer gleich oder nie Eingang in den redaktionellen Alltag finden. Dennoch sind es oft genug Hinweise, welche wir den Lesern der “Leipziger Internet Zeitung” in Form eines “Informationsmelders” nicht vorenthalten möchten …
Die Orchesterlandschaft in Deutschland ist in ihrer Historie, Dichte und Vielfalt weltweit einzigartig und trägt zu einem wesentlichen Teil zu unserem kulturellen Leben bei. Sehr geehrter Herr Dr. Döpfner, Sie sind studierter Musik- und Theaterwissenschaftler. Das sind also keine Neuigkeiten für Sie. Aber es geht hierbei nicht um die Wahrung von Einzelinteressen, es geht um die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Ohne die Klangkörper des öffentlich-rechtlichen Rundfunks würde eine grundlegende Säule unseres Kulturlandes ersatzlos (!) wegfallen.
Natürlich sind zur Pflege des kulturellen Erbes Ressourcen notwendig, genauso wie beispielsweise zur Sicherung unseres Verkehrsnetzes und Schulwesens. Das ist jedoch bei weitem kein Grund, über deren Abschaffung nachzudenken geschweige denn, sie zu fordern. Bei allem Respekt vor der Debatte zur Strukturierung und Abgabe der Rundfunkgebühren: Die Rundfunkklangkörper sind ein Reichtum, den wir nicht durch überzeichnete Medien-Kampagnen gefährden dürfen.
Als Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG stehen Sie auch in der Verantwortung, sich “für die Gesellschaft als Ganzes zu engagieren” wie es in Ihrer Firmenphilosophie lautet. Deshalb appelliere ich eindringlich an Sie, sich dieser Gesamtverantwortung für die Kultur in unserem Land zu stellen.
Mit besten Grüßen
Christian Höppner
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