Vor 715 begeisterten Zuschauern lieferten sich die sächsischen Handball-Clubs in Großröhrsdorf ein spannendes und gutklassiges Derby. Beide spielten mit offenem Visier, gingen hohes Tempo und schlossen die Angriffe teilweise mit sehenswerten Kombinationen ab. Vor allem aber war es das Spiel der Abwehrreihen. Leidenschaftlich wurde auf beiden Seiten verteidigt. Die Ostsächsinnen waren überwiegend offensiv eingestellt und versuchten den Spielaufbau der Gäste entscheidend zu stören.
Leipzig dagegen war sehr effektiv im 6:0-Deckungsverbund, der mit schneller Beinarbeit, dem Blick für die Situation und kompromisslosem Körpereinsatz sehr wirkungsvoll funktionierte. Freie Bälle waren zudem in den entscheidenden Phasen Beute der beiden Torhüterinnen Nele Kurzke (10 Paraden) und Janine Fleischer (4 Paraden). Doppelt so viele wie ihre Gegenüber Oliwia Kaminska (3 Paraden) und Andjela Roganovic (4 Paraden). Ein klares Plus für Leipzig.
Das Spiel begann kurios. Die Abwehrreihen waren so dominant, dass die beiden ersten Angriffe Zeitspiel gefährdet waren. Dem HCL wurde der Angriff direkt abgepfiffen, der HCR musste, nach dem Vorwarnzeichen, relativ unvorbereitet abschließen. Erste Parade von Nele Kurzke. Erst nach 4:20 Minuten gelang Julia Mauksch das 1:0 für Rödertal. Eine Minute später der Ausgleich durch einen verwandelten Siebenmeter von Joanna Granicka.
Die Anfangsphase gehörte dann den Messestädterinnen. Sie gingen nach Toren von Pauline Uhlmann, Alina Gaubatz, wieder Pauline Uhlmann, Marlene Tucholke und Laura Klocke mit 6:2 in Führung und gaben diese bis zur 39. Minute nicht wieder ab. Ein doppelter Stich der besten Biene Fabienne Büch drehte das Spiel in eine 19:18-Führung (40. Minute). Von da an war der Bienenstock aufgewühlt und es ging Schlag auf Schlag. Ausgleich 19:19, Führung HCL 19:20, Ausgleich 20:20, Führung HCL 20:21, Ausgleich 21:21, Führung HCR 22:21, Ausgleich 22:22, Führung HCR 23:22, Ausgleich 23:23, Führung HCR 24:23, Ausgleich 24:24, Führung HCL 24:25 in der 53. Minute durch Hanna Ferber-Rahnhöfer.
Maike Daniels nimmt die Auszeit. Der angesagte Spielzug funktioniert nicht, stattdessen klauen die Gäste den Ball und kommen zu einem Strafwurf, den Joanna Granicka sicher verwandelt (24:26). Rödertal kämpft leidenschaftlich und schafft noch zweimal den Anschluss durch Santina Sabatnig (25:26) und Bo Dekker (26:27). Doch die letzten fünf Minuten gehören Joanna Granicka und dem HCL. Dreimal gelingt unseren Mädels der Steal. Drei Ballgewinne mit freundlicher Unterstützung der Bienen. Die vier letzten Tore der unwiderstehlichen Joanna Granicka (12 Tore/6 Siebenmeter) sichern den verdienten und wichtigen Auswärtssieg.
Mit dem 29:26 (Halbzeit 16:12) revanchieren sich die Leipzigerinnen für die Hinspielniederlage (20:24), bescheren ihrem Geschäftsführer Lars Lammich das perfekte Geburtstagsgeschenk und schnuppern nun am zweiten Tabellenplatz. Beide Teams haben 31:9 Punkte, Rödertal allerdings das bessere Torverhältnis. Die Spielerinnen des Spiels waren die beiden erfolgreichsten Werferinnen Joanna Granicka (HCL/12) und Fabien Büch (HCR/9), die sich kommende Saison in der ersten Bundesliga begegnen werden, Granicka (Oldenburg) und Büch (Halle-Neustadt).
HCL-Trainer Erik Töpfer sah ein interessantes Spiel von beiden Seiten. „Wir haben das, was wir in der Woche vorbereitet haben umgesetzt und konnten mit deutlich größerer Gelassenheit die Spielfreude aufs Parket bringen. Das sah im Training noch ganz anders aus. Da überwog die Nervosität und die große Anspannung, weil wir das Spiel gewinnen wollten. Am Anfang waren wir noch immer nervös, was deutlich zu sehen war. Dann war es lange ausgeglichen. Hintenraus macht Rödertal einfache Fehler, die wir nutzen. Es ist ein Fortschritt, auch mal Danke zu sagen und solche Fehler anzunehmen. Deshalb haben wir auch gewonnen.“
Bemerkenswert war die stabile Schlussphase. Obwohl der Gegner in eigener Halle in Führung geht, die Zuschauer den Support erhöhen, behält die jüngste Mannschaft die Nerven und bringt das Spiel mit Glück nach Hause. Töpfer: „Das Glück muss man sich erarbeiten. Was wir in den letzten Wochen schon gezeigt haben. In den „Nicht-Derby-Spielen“ waren wir stabil, konnten viel wechseln, zeigten eine gute Souveränität, auch wenn es mal nicht so gut lief. Die Mädels wurden nicht hibbelig. Wir wissen, wir machen Fehler. Wir wissen aber auch, was wir können und haben das nötige Selbstvertrauen in unser Niveau.“
Bienen-Trainerin Maike Daniels war natürlich mit dem Ausgang unzufrieden, sah aber trotzdem auch positives. „Wir sind nicht gut ins Spiel reingekommen. Wichtig war aber, wie wir den Kampf angenommen, an uns geglaubt haben und in der zweiten Halbzeit tatsächlich die Wende hätten schaffen können. Viel hat da nicht gefehlt, aber Leipzig hat eine gute Leistung gezeigt und wurde auch vom Anhang gut unterstützt.“
HC Rödertal
Joleen Schneider, Oliwia Kaminska, Andjela Roganovic; Julia Mauksch (3/1), Engelina Alida Corona Molenaar (5), Vanessa Huth (1), Fabien Büch (9/3), Anette Rakkolainen, Natascha Foley, Bo Dekker (2), Jasmin Eckart (1), Lena Smolik (1), Lea Griesser, Alicja Pekala (3), Santina Sabatnig (1), Lena Schorch
HC Leipzig
Nele Kurzke, Janine Fleischer; Paulin Uhlmann (4), Lara Seidel, Jana Walther, Kim-Angelina Lang (1), Juliane Peter, Alina Gaubatz (1), Laura Klocke (1), Hanna Ferber-Rahnhöfer (2), Sophie Pickrodt, Joanna Granicka (12/6), Lilly Glimm (1), Marlene Tucholke (4), Lisa Lammich (3)
Siebenmeter
HCR 4/4; HCL 6/6
Strafminuten
HCR 4; HCL 10
Zuschauer 715
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