Für die Handballer des SC DHfK Leipzig hat es nicht ganz gereicht, den Coup aus dem Vorjahr zu wiederholen und den Rekordmeister THW Kiel zu Hause zu schlagen. Vor ausverkauftem Haus – 6.000 Fans waren in die QUARTERBACK Immobilien ARENA geströmt – zeigten die DHfK-Handballer allerdings eine beherzte Leistung.

Nach einem 15:18-Rückstand zur Pause gingen die Grün-Weißen in der zweiten Halbzeit in Führung und sorgten dafür, dass es bereits eine Viertelstunde vor Spielende keinen Zuschauer mehr auf den Sitzen hielt. Am Ende fehlte den Sachsen leider ein wenig Cleverness und Matchglück, sodass sich der SC DHfK erhobenen Hauptes mit 28:32 geschlagen geben musste.

Leipzig startete entschlossen und mit Höchstgeschwindigkeit ins Spiel und führte nach zweieinhalb Minuten mit 3:2. Dann folgte die erste kleine Unglückssträhne. Lukas Binder bediente Franz Semper mustergültig per Kempa-Trick, doch der zukünftige Leipziger Tomáš Mrkva packte im THW-Kasten eine Monsterparade aus.

Die nächsten beiden DHfK-Angriffe landeten nur am Pfosten – und auf der anderen Seite kassierte Leipzig in Unterzahl zwei einfache Treffer aufs leere Tor. Obwohl der SC DHfK die bessere und aktivere Mannschaft war, lag Leipzig plötzlich mit 3:6 hinten. Die routinierten Zebras vergrößerten ihren Vorsprung weiter und führten nach einer Viertelstunde mit 7:12.

Nach einer Auszeit von DHfK-Coach Rúnar Sigtryggsson reagierte der SC DHfK genau richtig. Witzke, Kristjánsson und Binder markierten drei Treffer in Folge. Anschließend ließ William Bogojevic sein Können aufblitzen. Der Schwede traf zum 12:13, 13:16 und 14:16. In die Halbzeitpause ging es schließlich mit einem Drei-Tore-Rückstand (15:18).

Leipzig hatte eine sehr anständige erste Halbzeit gezeigt und legte zu Beginn der zweiten Hälfte nochmal eine Schippe drauf. Bogojevic traf zum 18:20, Kristjánsson stellte den Anschlusstreffer zum 22:23 her. Trotz Unterzahlsituation netzte Nils Greilich in der 43. Spielminute zum 23:23-Ausgleich. Die 6.000 Fans erhoben sich und peitschten ihre Mannschaft nun mit einem enormen Lautstärkepegel nach vorn. Die ARENA kochte, als Lukas Binder den SC DHfK nach 47 Minuten mit 25:24 in Führung brachte.

Nur 30 Sekunden später folge jedoch eine negative Schlüsselszene. Simon Ernst, Antreiber der aggressiven DHfK-Abwehr, war zu einem Block nach oben gesprungen und hatte bei der Landung seinen Gegenspieler leicht im Gesicht tuschiert. Nach Videobeweis entschied sich das Schiedsrichtergespann für eine rote Karte gegen den DHfK-Kapitän.

Die anschließende Unterzahlsituation bildete den Auftakt für sechs Leipziger Gegentore nacheinander. Der Kieler 6:0-Lauf zum 25:30 – auch bedingt durch einige Glanzparaden von Andreas Wolff – hatte die Partie entschieden, denn es waren nur noch drei Minuten auf der Uhr.

Die Leipziger konnten sich schlussendlich zwar nicht für ihre engagierte Leistung belohnen, doch sie hatten dem deutschen Rekordmeister trotz der 28:32-Niederlage einmal mehr die Stirn geboten. So können die Sachsen mit einem guten Gefühl in das letzte Spiel vor Weihnachten gehen (am 23.12. in Potsdam), bevor dann am 27. Dezember gegen Hannover noch einmal in der Leipziger ARENA der Baum brennen wird.

Filip Jícha (Trainer THW Kiel):

„Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht ganz genau, wie der Sieg zustande gekommen ist. Ich habe großen Respekt vor meinen Jungs, die die gesamte Last der letzten Spiele tragen mussten und heute in dieser Qualität so etwas aus dem Spiel herausgeholt haben. In der zweiten Halbzeit waren wir, wenn man das so sagen darf, praktisch “tot”. Ich habe zu den Jungs gesagt, dass ich stolz auf sie bin. Sie haben sich gewehrt und am Ende einen 6:0-Lauf hingelegt.

Ich habe schon viele Dinge im Handball erlebt, aber so eine Situation, in der wir viele verletzte Spieler haben und sie trotzdem diese Energie mobilisieren, um das Spiel zu drehen, macht mich unheimlich stolz. Leipzig ist eine sehr offensive Mannschaft und spielt eine unorthodoxe Abwehr, die sehr clever agiert. Für mich war das wichtigste Element heute, dass wir das schnelle, druckvolle Spiel von Leipzig zumindest teilweise gut unterbinden konnten. Nicht immer, denn Leipzig macht das Tempo überragend, und das ist eine unglaubliche Waffe. Aber wie gesagt, ich bin sehr stolz auf meine Jungs und möchte meinen Hut vor ihnen ziehen.“

Rúnar Sigtryggsson (Trainer SC DHfK Leipzig):

„Erstmal Glückwunsch an Kiel. In der ersten Halbzeit haben wir nicht viel falsch gemacht. Es gab Dinge, die wir uns vorgenommen hatten und die haben auch funktioniert. Wir haben uns gut bis vor das Tor gespielt, aber der Kieler Torwart Tomáš Mrkva hat zu Beginn überragend gehalten. Mit der Einwechslung von Kristian Saeveras konnten wir ein paar Bälle aufholen und standen wieder im Spiel. Ab diesem Moment waren wir auf Augenhöhe. Es stand 25:25.

Dann plötzlich 25:30 für Kiel. In dieser Phase hat Andreas Wolff überragend gehalten, das muss man ganz ehrlich sagen. Das hat uns etwas den Wind aus den Segeln genommen. Alle Jungs haben gekämpft und es versucht. Heute war es ausgeglichen, mit Höhen und Tiefen auf beiden Seiten. Es ist schade, dass es nach dieser Aufholjagd so ausgegangen ist. Aber wir haben noch ein Spiel vor Weihnachten und da müssen wir es besser machen.“

SC DHfK Leipzig – THW Kiel 28:32 (15:18)

SC DHfK Leipzig: Ebner, Saeveras; Runarsson (4), Ernst, Witzke (4), Krzikalla (2), Greilich (1), Binder (8/2), Mamic, Peter, Bogojevic (5), Preuss, Schmitt, Semper, Rogan, Kristjánsson (4)

THW Kiel: Mrkva, Wolff; Duvnjak (5), Landin (1), Överby, Wiencek (5), Pabst, Johansson (5), Dahmke (2), Zerbe, Kutz (1), Madsen (5), Imre (8/7),

Schiedsrichter: Thorsten Kern / Thomas Kuschel

Zeitstrafen: Leipzig: 10 Min, Kiel 8 Min

Rote Karte: Ernst (Leipzig, 48. Min)

Siebenmeter: Leipzig: 2/2, Kiel 7/7

Paraden: Leipzig 11, Kiel: 12

Zuschauer: 6.000 Handballfans in der QUARTERBACK Immobilien ARENA (ausverkauft)

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