Die beste deutsche Geherin tritt ab. Das hat Saskia Feige vom SC DHfK Leipzig nun für sich entschieden. Mit zwei Olympia-Teilnahmen in Tokio und Paris, EM-Bronze 2022 in München und fünf Deutschen Meistertiteln in Folge habe sie alles erreicht, was sie erreichen wollte. Ab sofort will sich die 27-Jährige vollkommen ihrem Medizinstudium widmen, das sie 2021 auch nach Leipzig und zum SC DHfK führte. Dem Verein und der Stadt möchte sie weiter treu bleiben.

Die Entscheidung sei ein schleichender Prozess gewesen, sagt Saskia Feige. Nun verabschiedet sich die SC DHfK-Geherin nach 15 Jahren von der Leistungssport-Bühne und beendet ihre Karriere. „Als Sportlerin habe ich immer im Vier-Jahres-Olympia-Zyklus gedacht. Für mich war klar: Bis Paris mache ich auf jeden Fall weiter und dafür investiere ich alles.“

Doch, was nach den Olympischen Spielen 2024 kommen sollte, das hielt sich die 27-Jährige offen. „Ich habe da lange nicht drüber nachgedacht und dann kam langsam der Gedanke auf – die Option, nach Paris aufzuhören.“ Doch zunächst galt der volle Fokus erst einmal Olympia. Die finale Entscheidung vertagte die gebürtige Potsdamerin auf die Zeit nach den Spielen, bei denen ihr mit Christopher Linke in der Mixed-Staffel mit Platz 10 ein toller Abschied gelang.

„Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, da ich sehr an dem Sport hänge und es eine richtig gute Zeit war, von der ich vieles vermissen werde. Gleichzeitig glaube ich aber, dass es ein guter Zeitpunkt ist“, sagt Saskia Feige und wirkt, während sie spricht, im Reinen mit ihrer Entscheidung. Nach den Beweggründen für ihr Karriereende befragt, macht die Medizinstudentin deutlich: „Es gab nicht den einen entscheidenden Grund. Es war eher die Frage, ob ich bis zu den Olympischen Spielen in Los Angeles noch einmal vier Jahre durchziehen will.“

Zudem wartet mit ihrem Medizinstudium, in dem sie aktuell im siebten Semester ist, ein neuer Abschnitt, dem sie sich nun komplett widmen möchte. Vor Paris hatte sie das Studium ein Jahr pausiert, davor in Regelstudienzeit Leistungssport und Uni parallel jongliert.

„Habe alles erreicht, was ich erreichen wollte“

2009 hatte die gebürtige Potsdamerin mit dem Leistungssport begonnen, damals noch als Mittelstreckenläuferin beim SC Potsdam. 2015 folgte dann der Wechsel zum Gehen, die ersten Erfolge stellten sich schnell ein. Wenn Saskia Feige jetzt auf ihre Laufbahn zurückblickt, dann empfindet sie vor allem Dankbarkeit.

„Ich bin dankbar, dass ich mich damals nach dem Abi für den Leistungssport entscheiden konnte. Ich habe in meiner Karriere alles erreicht, was ich erreichen wollte und bin sehr glücklich, dass ich weitgehend verletzungsfrei geblieben bin und es die ganzen Jahre geschafft habe, zum Jahreshöhepunkt dabei zu sein. Ich konnte zweimal an den Olympischen Spielen teilnehmen und gerade Paris war eine Herzensangelegenheit für mich, da Freunde und Familie dabei sein konnten. Es war ein tolles Event und mit dem 10. Platz zum Abschluss kann ich mich sehr glücklich schätzen.“

Neben den zwei Olympia-Teilnahmen und fünf deutschen Meistertiteln war ihr größter Erfolg zweifellos die Bronzemedaille bei der Heim-EM in München 2022. „Eine Heim-EM zu erleben und mit so einem Erfolg rauszugehen – das habe ich mir nicht träumen lassen“, so Feige.

Dankbar für die Unterstützung

Einen großen Anteil an ihrer Leistungsentwicklung, darunter auch eine neue persönliche Bestzeit von 1:28:28 Stunden über 20km Gehen, hatte vor allem ihr Leipziger Trainerduo Beate Conrad und Thomas Dreißigacker. „Ich bin Beate und Thomas sehr dankbar, dass sie mich 2021 in Leipzig bei sich aufgenommen haben und den Weg mit mir gegangen sind. Die Zeit war hier sehr besonders für mich, hier habe ich meine größten Erfolge gehabt. Sie haben mich immer unterstützt und auch mit meiner Doppelbelastung mit dem Studium alles mitgetragen.“

Auch die Trainer blicken zufrieden auf die Zeit zurück: „Für uns beide war es eine sehr spannende und schöne Zeit mit Saskia. Sie ist eine sehr ehrgeizige Athletin und es hat uns viel Spaß gemacht, mit ihr zu arbeiten“, so Conrad und Dreißigacker.

Als gemeinsames Highlight erinnern sich die beiden gerne an das EM-Rennen 2022 in München, als sie ihre Athletin im strömenden Regen anfeuerten und den größten Erfolg ihrer Karriere mit ihr feierten. „Das war einmalig schön“, sagt Beate Conrad, die sich diesen Sommer dankbar mit diesem Erfolg zum Abschluss ihrer Trainerkarriere in den Ruhestand verabschiedete.

Fokus auf Medizinstudium

Dem Sport, dem Verein und Leipzig wird Saskia Feige auch nach ihrem Karriereende treu bleiben. „Ich werde natürlich weiterhin Sport machen und sicher auch das Gehen nicht komplett aufgeben – dafür macht es mir einfach zu großen Spaß.“ Auch in ihrem Medizinstudium liebäugelt sie mit der sportmedizinischen Richtung. Zwei akademische und ein praktisches Jahr liegen noch vor der 27-Jährigen.

„Ich könnte mir gut vorstellen, später Athletinnen zu betreuen. Mich interessiert zum Beispiel die Gynäkologie in Verbindung mit der Sportmedizin sehr. Dort sehe ich zukünftig noch mehr Bedarf, diesen Bereich zu erforschen. Als Athletin habe ich gemerkt, dass es aktuell noch schwer ist, Ansprechpartner in diesem Bereich zu finden, die auch den Leistungssport im Blick haben.“ Auch von jungen Athletinnen seien Fragen zum weiblichen Zyklus und dem Leistungssport häufig an sie herangetragen worden.

SC DHfK-Präsident Bernd Merbitz freut es, dass Saskia dem Verein, der Stadt und dem Sport erhalten bleiben wird – er sagt aber auch. „Wir bedauern es natürlich sehr, dass Saskia ihre Karriere beendet. Gleichzeitig können wir ihre Entscheidung gut verstehen. Sie war eine absolute Vorzeigeathletin – als Sportlerin und als Mensch. Die Erfolge, die sie im Trikot des SC DHfK erzielt hat, machen uns sehr dankbar und stolz.“

René Hecking, Abteilungsleiter des SC DHfK Leichtathletikzentrums ergänzt: „Saskia hat sich nicht nur durch ihre konstanten sportlichen Top-Leistungen und ihre vorbildliche Einstellung ausgezeichnet. Bemerkenswert ist auch, wie bescheiden und demütig sie über all die Zeit geblieben ist. Das schätzen wir alle an ihr.“

„Ich bin sehr dankbar, wie ich vom Verein aufgenommen wurde“, sagt auch Saskia Feige abschließend. Ihr ist es ebenfalls wichtig, der Universität Leipzig Danke zu sagen. „Ohne das Entgegenkommen hätte ich das Studium und den Leistungssport nicht so gut vereinbaren können. Ein großes Dankeschön geht zudem an Claudia Meyer und Joan Fombuena Borras, die Physiotherapeuten vom Olympiastützpunkt, und den Leipziger Laufladen.“

Größte Erfolge in Saskia Feiges Karriere

  • Bronze EM 2022 München | 20km Einzel
  • Olympische Spiele 2024 Paris: 10. Platz | Marathon-Mixed-Staffel mit Christopher Linke (SC Potsdam), 28. Platz | 20km Einzel
  • Olympische Spiele 2021 Tokio: Teilnahme
  • Fünffache Deutsche Meisterin 20km Einzel (2019, 2021-2024)
  • Persönliche Bestzeit: 20 km Gehen | 1:28:28 h (2023)

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