Genau so hatte sich der SC DHfK Leipzig den Start ins Wochenende ausgemalt! Die Handballer des SC DHfK Leipzig haben am Freitagabend den vierten Auswärtssieg in Folge perfekt gemacht. In einem verrückten Spiel in Göppingen lagen die Leipziger nach einer überragenden ersten Halbzeit bereits mit 10:18 vorn. Doch dann wurde das Match zu einer Bewährungsprobe für das grün-weiße Nervenkostüm.
Nach dem 27:27-Ausgleich und mehreren schmerzhaften Zeitstrafen behielten die Sachsen trotzdem die Ruhe und sicherten sich beide Punkte! Nur eine halbe Stunde zuvor durfte bereits die U17 des Vereins ordentlich jubeln. Mit einem 25:24-Erfolg in Magdeburg schaffte die Leipziger B-Jugend den Sprung ins Halbfinale der Deutschen Meisterschaft.
Die ersten beiden Leipziger Würfe in der Göppinger EWS Arena nahm sich Eigengewächs Staffan Peter. Zunächst scheiterte er am Göppinger Schlussmann, doch bei seiner zweiten Chance machte es der 20-Jährige besser und traf zum 1:1. Anschließend sorgte Lukas Binder für das 1:3 und Luca Witzke für das 2:4. Der SC DHfK war von Anfang an gut drin in der Begegnung.
Einmal gelang den Hausherren noch der Ausgleich zum 5:5, doch danach spielte nur noch der SC DHfK. Begünstigt wurde der Leipziger Tempohandball von einer sehr guten Leistung von Torhüter Kristian Sæverås, der allein in der Anfangsviertelstunde fünf Bälle parierte. So traf Staffan Peter per Dreher zum 6:10, Viggó Kristjánsson erhöhte auf 7:12 bzw. 7:13. Sinnbildlich für diese beinahe perfekten ersten 30 Minuten: In der letzten Sekunde vor dem Pausenpfiff zog Andri Rúnarsson aus großer Entfernung einfach nochmal ab – und auch dieser Wurf landete im Göppinger Kasten. Mit einem sagenhaften 10:18-Vorsprung ging es in die Halbzeitpause.
Doch trotz dieses deutlichen Zwischenresultats lag wenige Minuten nach Wiederanpfiff irgendwie schon in der Luft, dass die Geschichte dieser Auseinandersetzung noch nicht zu Ende erzählt war. Nur sechs Minuten waren im zweiten Durchgang absolviert, da war der komfortable Acht-Tore-Vorsprung der Leipziger schon auf die Hälfte zusammengeschmolzen (15:19). Beim SC DHfK klappte gar nichts mehr.
Leipzig hatte völlig die Kontrolle über dieses Spiel verloren und musste nun auch noch in doppelter Unterzahl agieren. Und wenn es einmal nicht läuft, passte es nur zu gut ins Bild, dass Matej Klíma Pech mit dem Pfosten hatte, Moritz Preuss knapp durch den Kreis lief und Domenico Ebners gehaltener Ball über Umwege doch wieder beim Gegner landete. Es war einfach der Wurm drin…
15 Minuten vor Schluss war diese Begegnung beim Stand von 20:21 wieder komplett offen. Es wurden Erinnerungen wach an das Hinspiel. Damals hatte Göppingen ebenfalls einen Acht-Tore-Vorsprung verspielt – und am Ende dennoch gewonnen. Und genauso machte es diesmal der SC DHfK.
Obwohl sich Kapitän Simon Ernst fünf Minuten vor Ende die rote Karte holte, Marko Mamic ebenfalls eine Zeitstrafe kassierte und das Momentum nach dem 27:27-Ausgleich nun komplett bei Göppingen lag, behielten die körperkulturellen Handballer die Ruhe. Zudem bewies Trainer Rúnar Sigtryggsson Mut und isländische Coolness, indem er seine Mannschaft auch in dieser heiklen Unterzahlsituation mit dem sechsten Feldspieler (und ohne Torhüter) in den Angriff schickte.
Luca Witzke zahlte den Mut zurück, indem er drei Minuten vor Schluss zum wichtigen 27:28 traf. In der letzten Spielminute war es dann erneut Witzke, der sich den Abschluss nahm und für die Entscheidung sorgte. Mit einem 30:27-Auswärtssieg beendete der SC DHfK die Serie von vier sieglosen Spielen gegen Göppingen und holt sich zeitgleich den vierten Auswärtserfolg am Stück.
Rúnar Sigtryggsson (Trainer SC DHfK Leipzig):
„Wir haben heute zwei verschiedene Halbzeiten gesehen. Wir sind wirklich gut gestartet, hatten eine intensive Abwehr und eine hohe Laufbereitschaft. Deshalb lagen wir so deutlich vorn. Wir dürfen allerdings keinen Augenblick nachlassen. Die Stimmung in der Kabine von Göppingen war sicherlich eine ganz andere als bei uns, denn Göppingen ist nach der Pause super zurückgekommen. Sie haben meiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit alles abverlangt. Doch letztendlich zählen die Punkte. Wir haben das vierte Auswärtsspiel in Folge gewonnen und fahren glücklich nach Hause.“
Markus Baur (Trainer FRISCH AUF! Göppingen):
„So verrückt kann Handball sein. Die ersten Minuten waren noch ausgeglichen. Doch da hatten die Leipziger schon einige einfache Tore geworfen. Danach sind wir weniger in die Zweikämpfe gekommen und haben folgerichtig den Anschluss verloren. Wir haben uns regelrecht unsere Grube selbst gegraben, unsere Chancen nicht verwertet, dem enormen Tempo der Leipziger nichts entgegensetzen können. Es war wirklich komisch.
Wir haben nach dem Seitenwechsel um jeden Ball gekämpft, die Zweikämpfe angenommen, ein hohes Tempo in den Angriff bekommen. Wir konnten Leipzig vor größere Aufgaben stellen und schließlich den Anschluss schaffen. Das Entscheidende war sicherlich, dass wir unsere Überzahl in der Schlussphase nicht nutzen konnten und unsere Chancen nicht genutzt haben. So haben wir gegen eine gute Mannschaft wie Leipzig nicht gepunktet. Glückwunsch an Rúnar und sein Team.“
FRISCH AUF! Göppingen gegen SC DHfK Leipzig 27:30 (10:18)
Torfolge: 1:0, 5:5, 7:14, 10:18, 16:19, 21:22, 23:26, 27:27, 27:30
FRISCH AUF! Göppingen: Julian Buchele (6 Paraden), Marin Sego (3 Paraden); Tim Kneule 3, Andreas Flodman 2/1, Sebastian Heymann, Josip Sarac 8, Vid Potego, Tobias Ellebaek 2, Erik Persson 4, Marcel Schiller 2/1, Franko Lastro 1, Till Hermann 2, Kresimir Kozina 1, Jaka Malus 1, David Schmidt 1
SC DHfK Leipzig: Domenico Ebner (4 Parade), Kristian Sæverås (8 Paraden); Andri Rúnarsson 2, Simon Ernst, Luca Witzke 6, Lukas Binder 5, Matej Klíma 1, Marko Mamic, Staffan Peter 3, Moritz Preuss 1, Franz Semper 2, Viggó Kristjánsson 10/3
Strafzeiten: Göppingen 6 Min; Leipzig 10 Min
Rote Karte: Ernst/Leipzig 56. Min
Siebenmeter: Göppingen 4/2; Leipzig 3/3
Technische Fehler: Göppingen 8; Leipzig 5
Paraden: Göppingen 9; Leipzig 12
Zuschauer: 4.700 Handballfans in der EWS Arena
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