Dieser Auseinandersetzung haben sowohl die Handballer aus Eisenach als auch Leipzig entgegengefiebert. Die Fans beider Lager sprachen von einem Ostderby, obwohl die Begegnungen in der früheren DDR gar keine Derbys waren – und obwohl die beiden Vertretungen erst zwei Bundesligaspiele gegeneinander bestritten, die die Sachsen mit 36:31 beziehungsweise 35:24 gewannen.
Doch die Matches werden traditionell sehr intensiv geführt. Das aktuelle Aufeinandertreffen konnten dieses Mal die Eisenacher nach einer phasenweisen „Handballschlacht“ mit 25:24 (11:12) Toren knapp gewinnen.
Auch dieses Mal steckten sowohl die gastgebenden Thüringer als auch sächsischen Gäste keinen Millimeter zurück. Auf der einen Seite kassierte Maciej Gebala ruckzuck zwei Zeitstrafen, auf der anderen Seite erwischte es Marko Grgic und Philipp Meyer. Doch die ersten Treffer erzielten vor allem Lukas Binder und Viggó Kristjánsson im weißen Dress.
Die Leipziger gingen ein enormes Tempo. Sie lagen nach 17 Minuten mit 3:9 Wirkungstreffern in Führung und veredelten damit die zahllosen Paraden ihres Schlussmanns Domenico Ebner, der zwischenzeitlich 70 Prozent der gegnerischen Würfe gehalten hatte.
Die Eisenacher stellten in der darauffolgenden Auszeit ihre Abwehr um. Sie handelten viel offensiver und zwangen die körperkulturellen Angreifer sowohl zu technischen Fehlern als auch Fehlwürfen. Die spielerische Sicherheit schien verloren. Matej Klima, Mika Sajenev und Franz Semper ließen größere Chancen aus.
Prompt schafften die Gastgeber innerhalb von acht Minuten das Anschlusstor. 8:9, 9:10, 10:11. Obendrein animierten die einheimischen Spieler die Zuschauer in der engen Werner-Aßmann-Halle zu einem Spektakel. Die zweite Halbzeit sollte tatsächlich eine „Handballschlacht“ werden.
Misha Kaufmann, der verantwortliche Trainer der Gastgeber, lobte insbesondere die defensive Leistung seiner Handballer und deren Willen, die Auseinandersetzung zu gewinnen. Sie warfen sich praktisch in jede Abwehraktion, lagen nach zirka zehn Minuten in der zweiten Halbzeit mit 16:14 Toren vorn, gingen abermals in Rückstand, um schließlich mit einer erneuten Zwei-Tore-Führung in die unmittelbare Schlussphase des Matches zu gehen. Es war wirklich eine hoch spannende Angelegenheit.
Die Leipziger hatten große Probleme, die bewegliche Verteidigung der Gastgeber zu überwinden. Obendrein hatte Simon Ernst bei seinem Comeback nach seiner längeren Verletzung die rote Karte gesehen, er fehlte in der erwähnten Schlussphase schon, um seine Kollegen im Rückraum zu entlasten. Schließlich konnten Viggó Kristjánsson, Lukas Binder und Lucas Krzikalla jeweils das Anschlusstor erzielen. 23:22, 24:23, 25:24. Dann spielten die Gastgeber die letzten sechzig Sekunden seelenruhig runter.
Jetzt wollen die körperkulturellen Handballer am kommenden Dienstag den anstehenden „Pokal-Kracher“ gegen MT Melsungen gewinnen und dadurch die nächste Runde im DHB-Pokal erreichen. Die Fans werden dann zwar nicht von einem „Derby“ sprechen, aber immerhin ist Kassel von Leipzig ähnlich weit weg wie Eisenach. Auf alle Fälle haben die beiden Mannschaften in den vergangenen Spielzeiten viel, viel öfter gegeneinander gespielt.
Rúnar Sigtryggsson (Trainer SC DHfK Leipzig):
„Wir haben nach einem sehr guten Start unsererseits die Eisenacher eingeladen, in die Begegnung zurückzukommen. Dann war die Halle heiß. In dieser Atmosphäre sind wir weniger klar gekommen. Wir haben zu viele Fehler gemacht, uns immer wieder unter Druck setzen lassen, uns immer wieder mit den Schiedsrichtern beschäftigt. Es ist wirklich nicht gut gelaufen. Herzlichen Glückwunsch an Eisenach zum verdienten Sieg.“
Misha Kaufmann (Trainer ThSV Eisenach):
„Es war wirklich sehr emotional für uns. Wir haben uns endlich einmal für eine tolle Leistung mit einem Heimsieg belohnen können. Am Anfang hatten wir einige Probleme mit dem enormen Tempo der Leipziger und einige hochprozentige Chancen liegen gelassen. Doch dann konnten wir Klarheit in unsere Aktionen bringen und damit das Ruder herumreißen. Wir sind cool geblieben. Wir hatten eine überragende Defensive und eine ganz große Moral. Das war die Basis für unseren Sieg.“
ThSV Eisenach gegen SC DHfK Leipzig 25:24 (11:12)
Torfolge: 0:3, 3:9, 9:10, 11:12, 16:14, 17:19, 23:21, 25:24
ThSV Eisenach: Matija Spikic (6 Paraden), Dominik Plaue (1 Paraden); Timothy Reichmuth, Manuel Zehnder 4/2, Mait Patrail 2, Peter Walz 3, Simone Mengon 1, Marko Grgic 6, Moritz Ende 4, Philipp Meyer 1, Malte Donker 1, Justin Kurch 1, Jannis Schneibel, Ivan Snajder, Willy Weyhrauch, Alexander Saul 2
SC DHfK Leipzig: Domenico Ebner (13 Paraden), Kristian Sæverås (ohne Einsatz); Andri Rúnarsson 1, Simon Ernst 2, Lucas Krzikalla 1, Lukas Binder 7, Matej Klima 4, Marko Mamic, Staffan Peter, Oskar Sunnefeldt, Maciej Gebala, Moritz Strosack 2, Tim Matthes, Franz Semper 1, Mika Sajenev, Viggó Kristjánsson 6
Strafzeiten: Eisenach 6 min; Leipzig 12 min
Disqualifikation: Ernst/Leipzig (55. min)
Siebenmeter: Eisenach 6/2; Leipzig 0
Technische Fehler: Eisenach 5; Leipzig 11
Paraden: Eisenach 7; Leipzig 13
Zuschauer: 2.740 in der Werner-Aßmann-Halle in Eisenach
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