Die Handballer des SC DHfK Leipzig haben nach sechs Pleiten in Folge endlich wieder einen Punkt in der stärksten Liga der Welt erkämpft. Gegner GWD Minden hatte allerdings den Siegtreffer auf dem Silbertablett, doch eine überragende Fußabwehr von Leipzigs Torhüter Kristian Saeveras rettete in letzte Sekunde das 31:31-Unentschieden.
Nichtsdestotrotz kann der SC DHfK mit dem Unentschieden am Sonntagnachmittag alles andere als zufrieden sein, schließlich hatten die Körperkulturellen in der 52. Minute noch mit 28:24 geführt.
Für das erste Tor des Tages sorgten zwei alte Bekannte. Maximilian Janke passte auf Niclas Pieczkowski, der den Ball zum 0:1 in den Winkel des Leipziger Tores beförderte. Luca Witzke antwortete mit dem Ausgleich, ehe Lukas Binder den SC DHfK mit zwei Treffern erstmals in Führung brachte. Dann zelebrierten die Leipziger ihren berüchtigten Tempohandball. Witzke, Sunnefeldt und Wiesmach netzten – und schon stand es 6:3 für die Hausherren. Keine sechs Minuten waren gespielt.
Doch auch Minden hatte viel Tempo in petto. Nach neun Minuten kamen die Gäste durch Mats Korte zum 7:7-Ausgleich. Nach einer Viertelstunde schnappte sich GWD die 9:10-Führung. Es ging weiter hin und her. In Manier einer Quarterbacks – passend zum Namen des Spielstätte – schickte Kristian Saeveras sehenswert Lukas Binder auf die Reise, der den SC DHfK nach gut 20 Minuten mit seinem bereits vierten Treffer wieder in Führung brachte.
Durch einen 4:1-Lauf konnten sich die Sachsen in dieser Phase mit 13:11 leicht absetzen. Leipzig ließ allerdings bis zum Seitenwechsel mehrfach die 3-Tore-Führung liegen. Unter anderem verpasste Sime Ivic vom Siebenmeterstrich das 16:13. So ging es nur mit einem denkbar knappen 15:14 in die Kabine.
Nach Wiederanpfiff gehörte Leipzig das erste Tor. Diesmal war es Lucas Krzikalla, der aus sieben Metern ran durfte und sicher verwandelte. Nur 80 Sekunden später stand es aber schon wieder unentschieden. Mit drei Paraden innerhalb von einer Minute sorgte Kristian Saeveras Mitte der zweiten Hälfte dafür, dass der SC DHfK Leipzig nun den nächsten Zwischenspurt hinlegen konnte.
Oskar Sunnefeldt besorgte 15 Minuten vor Schluss die bisher höchste Führung der Partie (24:20). Dann knallte Sime Ivic den Ball zum 27:23 direkt unter die Latte. Und auch in der 52. Minute, als Luca Witzke mit seinem 7. Tor das 28:24 erzielte, hatte die 4-Tore-Führung weiter Bestand.
„Was dann in den letzten Minuten passiert, ist schwer zu erklären“, sagte Kapitän Lukas Binder nach dem Spiel und tat sich mit einer treffenden Fehleranalyse sichtlich schwer „Wir haben kämpferisch und emotional alles gemacht, was wir uns vorgenommen hatten“.
Trainer Rúnar Sigtryggsson formulierte es noch treffender: „Wir vergeben am Ende vier ganz freie Chancen. Beim Basketball hätten wir heute gewonnen – aber beim Handball steht eben noch ein Torhüter dahinter“. Die schwache Leipziger Chancenverwertung ermöglichte Minden zunächst einen 4:0-Lauf zum 28:28-Ausgleich – und eine Minute vor Schluss sogar die 30:31-Führung.
Die fantastischen 4.363 Handballfans erlebten dann wenigstens noch ein kleines Happy End. Matej Klíma setzte sich durch und erzielte zwölf Sekunden vor Ende das 31:31. Minden nahm nochmal eine Auszeit und erspielte sich in den verbleibenden Sekunden eine perfekte Gelegenheit, den Auswärtssieg in trockene Tücher zu bringen.
Mohamed Darmoul beförderte den Ball in die linke untere Ecke des Leipziger Tores, wo Kristian Saeveras bereits auf den Weg in die andere Richtung war. Mit einem blitzschnellen Reflex konnte der norwegische Nationaltorwart seinen rechten Fuß noch nach oben reißen, um den entscheidenden Wurf abzuwehren und dem SC DHfK wenigstens einen Punkt zu sichern. Es war der erste Punktgewinn seit dem 37:29-Heimsieg am 16. März gegen die Rhein-Neckar Löwen.
Frank Carstens (Trainer GWD Minden):
„Es gab heute Situationen, in denen wir unsere Vorteile, die wir uns erspielt haben, nicht nutzen konnten. Vor allem in der ersten Halbzeit waren wir oftmals in Unterzahl und hatten dann in der zweiten Halbzeit leider auch zu wenig Torhüter-Paraden. Man muss ganz klar sagen, dass Yahav Shamir nach seiner Einwechslung einen ganz wichtigen Effekt hatte.
Seine Paraden haben uns unheimlich gepusht. Wir hatten zwar teilweise wilde Aktionen im Tempospiel, aber ein sehr gutes Spiel im Positionsangriff. Es ist daher nicht unverdient, dass wir diesen Punkt hier heute mitnehmen und ich bin vor allem zufrieden mit der Kampfmoral. Das war wichtig für uns.“
Rúnar Sigtryggsson (Trainer SC DHfK Leipzig):
„Wir wollten heute natürlich gewinnen. Man muss aber auch sagen, dass die Mindener gekämpft haben. Immer wenn wir Fehler gemacht haben, war Minden da. Ich mache meiner Mannschaft kämpferisch keine Vorwürfe, da man eine klare Steigerung zu den letzten Spielen gemerkt hat. Ich finde es außerdem beeindruckend, wie viele Zuschauer heute gekommen sind, trotz der aktuellen Phase. Das ist einmalig und hat uns extrem gepusht.
Den zweiten Torwart von Minden hatten wir kaum auf dem Schirm, denn er hat heute mehr gespielt als in der ganzen Saison. Er hat uns letztlich einen, fast sogar zwei Punkte gestohlen. Zum Schluss bin ich trotzdem glücklich über den einen Punkt, da Kristian den letzten Ball gehalten hat. Das hätte auch anders kommen können. Nun müssen wir weiter aufbauen, etwas Geduld haben und letztendlich besser spielen.“
SC DHfK Leipzig gegen GWD Minden 31:31 (15:14)
Tore Leipzig: Witzke (7), Binder (6), Wiesmach (5), Krzikalla (3), Klíma (3), Ivic (3), Sunnefeldt (3), Gebala (1)
Tore Minden: Korte (7/1), Ahouansou (6), Pieczkowski (4), Johannsson (4), Hakaj (3), Darmoul (3/1), Bitsch (2), Pehlivan (1), Sebetic (1)
Strafminuten: Leipzig 4 Min, Minden 6 Min
Siebenmeter: Leipzig 3/3, Minden 2/3
Zuschauer: 4.363 Fans in der Quarterback Immobilien Arena
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