Die Handballer des SC DHfK Leipzig haben es schon wieder getan! Nach dem Derbysieg gegen den SC Magdeburg vor einer Woche bezwangen die Grün-Weißen am Sonntagnachmittag den nächsten Meisterschaftsfavoriten. Vor mehr als 10.000 Zuschauern in der Kieler Wunderino Arena spielte der SC DHfK Leipzig den THW Kiel schwindlig und führte zwischenzeitlich mit acht Toren (12:20) gegen den deutschen Rekordmeister.
Am Ende wurde es nochmal spannend und der Vorsprung schmolz bis auf zwei Treffer, doch die Leipziger hatten immer wieder eine Antwort und brachten den Sensationssieg ins Ziel – wohlbemerkt ohne vier Rechtshänder im Rückraum.
Der SC DHfK Leipzig musste die schwere Aufgabe an der Küste ohne Witzke, Mamic, Sunnefeldt und Jotic antreten. Der 22-malige Deutsche Meister aus Kiel gab direkt den Ton an und führte nach drei Minuten durch die Treffer von Sander Sagosen und Magnus Landin standesgemäß mit 2:0. Der SC DHfK taute aber schnell auf und besonders Patrick Wiesmach lief direkt richtig heiß.
Der dänische Außenspieler versenkte innerhalb von zwei Minuten drei Tore – und weil auch Maciej Gebala netzte, führte Leipzig plötzlich mit 3:4. Die DHfK-Männer schienen früh im Match zu spüren, dass an diesem Tag vielleicht das Unmögliche möglich werden könnte. Diese These wurde insbesondere von Torhüter Kristian Saeveras unterstützt, denn der norwegische Nationalkeeper hatte schon nach zehn Spielminuten sechs Paraden auf dem Konto. In der gesamten ersten Hälfte wehrte er sensationelle 50 Prozent der Bälle ab, die auf seinen Kasten kamen.
Die Leipziger schafften es auch mit einer sehr kompakten und aggressiven Deckung, den THW Kiel extrem zu stressen. Nach 18 Minuten führten die Sachsen mit 8:10, Kiel nahm die erste Auszeit. DHfK-Trainer Rúnar Sigtryggsson nutzte die Gelegenheit, um Matej Klima – aufgrund der vielen Verletzungen Alleinunterhalter auf Halblinks – eine Pause zu gönnen.
So durfte Talent Niclas Heitkamp, der vor wenigen Wochen erst seinen 20. Geburtstag gefeiert hatte, die Platte betreten und im Handballmekka vor 10.000 Zuschauern kostbare Erfahrungen sammeln.
Der SC DHfK spielte einfach mutig weiter, ging durch Simon Ernst mit 8:11 und durch Tim Mattes 8:12 in Führung. Zwei Minuten vor der Pause schraubte Viggó Kristjánsson den Vorsprung sogar auf fünf Treffer in die Höhe – und so ging es auch in die Pause. Mit dem Halbzeitpfiff hatte Kiel zwar nochmal die Chance, vom Siebenmeterstrich zu verkürzen, aber Mohamed El-Tayar kam in den Kasten und entschärfte mit seiner ersten Aktion den Strafwurf von Magnus Landin. Bei dem Halbzeitresultat von 11:16 für den Außenseiter aus Sachsen rieben sich so einige Fans in der „Ostseehalle“ verwundert die Augen.
Trotz dieses Zwischenstands gab es noch lange keinen Grund für verfrühte Jubelstürme, schließlich hatte der SC DHfK auch im Hinspiel eine super erste Hälfte gespielt, am Ende aber noch deutlich mit zehn Toren (22:32) verloren. Es waren also noch einmal 30 ganz konzentrierte Minuten notwendig, um die Überraschung perfekt zu machen. Genauso gingen die Grün-Weißen den zweiten Abschnitt auch an!
Da sich Sander Sagosen kurz vor dem Seitenwechsel mit den Unparteiischen angelegt hatte und dafür eine doppelte Zeitstrafe kassierte, durften die Gäste noch über drei Minuten in Überzahl agieren. Der SC DHfK fing gleich wieder einen Ball ab und Viggó Kristjánsson erhöhte mit einem Wurf ins leere THW-Tor auf 11:17.
Es ging noch unfassbarer weiter: Der vorn wie hinten aufopferungsvoll kämpfende Kapitän Simon Ernst setzte zum Doppelschlag an und brachte Leipzig mit zwei Toren nacheinander mit 12:20 in Front. Es wird schon einige Tage her sein, dass der große THW Kiel in eigener Halle einem 8-Tore-Rückstand hinterherlaufen musste.
Die Zebras gingen nun deutlich mehr Risiko ein und stellten auf eine sehr offensive Deckung um. Tatsächlich zeigte die Maßnahme umgehend Wirkung. Mit einem schnellen 4:1-Lauf verkürzte der Rekordmeister auf 16:22. DHfK-Coach Rúnar Sigtryggsson unterbrach den Lauf sofort mit einem Timeout. 20 Minuten waren noch auf der Uhr.
Nun überschlugen sich die Ereignisse. Mohamed El-Tayar parierte einen weiteren Siebenmeter, dann musste allerdings Tim Matthes für zwei Minuten auf die Bank, da er THW Keeper Tomas Mrkva im Gesicht getroffen hatte. Kiel lief erbarmungslos an, doch inmitten der Kieler Drangphase gelangen Sime Ivic von Halblinks, also der für ihn eigentlich „falschen“ Seite, zwei ganz wichtige Rückraumtore in die lange Ecke.
Trotzdem hatten die Kieler ihren 8-Tore-Rückstand in der 45. Minute halbiert (21:25), nach 50 Spielminuten betrug der Vorsprung des SC DHfK Leipzig nur noch mickrige zwei Törchen. Jetzt war noch mehr Wille und Kampfgeist gefragt, denn aufgrund fehlender Wechselmöglichkeiten schwanden bei den Sachsen allmählich die Kräfte.
Nach der letzten Auszeit von Sigtryggsson meldete sich der SC DHfK zurück. Wiesmach erzielte sein inzwischen siebtes Tor zum 24:27 und Simon Ernst gelang innerhalb von 70 Minuten ein weiteres Doppelpack. Zwar konnte Kiel vier Minuten vor Schluss abermals auf zwei verkürzen (28:30), doch dann richteten es die Leipziger Kapitäne.
Simon Ernst durchbrach die Kieler Abwehr zum 28:31 und nur neun Sekunden später netzte Lukas Binder (er hatte einen Ball stibitzt) zum 28:32. Die letzten drei Minuten ließ der SC DHfK nichts mehr anbrennen und holte zum ersten Mal in seiner Bundesligageschichte einen umjubelten Auswärtssieg in Kiel!
Durch die beiden Siege gegen die Top-Teams aus Magdeburg und Kiel haben die Leipziger ihrem kommenden Gegner und gleichzeitig neuem Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen mal ordentlich Schützenhilfe gegeben. Das Heimspiel am 16.3. gegen die Löwen verspricht schon jetzt einen packenden Handballabend – vor einer sicherlich proppenvollen QUARTERBACK Immobilien ARENA.
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Rúnar Sigtryggsson (Trainer SC DHfK Leipzig):
„Wir sind hierher gekommen, um zwei Punkte zu holen. Aber es war natürlich trotzdem eine Überraschung, dass es geklappt hat. Ich bin komplett zufrieden mit dem heutigen Spiel. Unsere Jungs verdienen einen großen Respekt dafür, was sie heute hier geleistet haben. Mehr gibt es nicht zu sagen.“
Filip Jícha (Trainer THW Kiel):
„Herzlichem Glückwunsch zu einem verdienten Sieg. Es war ein sehr bitterer Nachmittag für uns. Wir hatten andauernd Chancen, welche wir verworfen haben. Große Mühe und Kraft ging in das Erarbeiten von Chancen, welche Leipzig extrem gut verteidigt hat. Ab der 35. Minute in der zweiten Halbzeit haben meine Jungs extrem gekämpft und alles gegeben. Aber nicht ohne Grund ist Leipzig die Mannschaft der Stunde. Wir müssen uns jetzt Gedanken machen, wo unsere Fehler liegen. Vielleicht war der Druck heute zu groß.“
THW Kiel gegen SC DHfK Leipzig 31:34 (11:16)
Tore SC DHfK: Kristjánsson (7/3), Wiesmach (7), Ernst (6), Gebala (4), Ivic (3), Preuß (2), Matthes (2), Binder (2), Klima (1)
Tore THW Kiel: Sagosen (8), Ekberg (5/2), Landin (5/2), Reinkind (5), Duvnjak (3), Bilyk (2), Pekeler (2), Zarabec (1)
Strafminuten: Leipzig 4 Min, Kiel 8 Min
Siebenmeter: Leipzig 3/3, Kiel 4/6
Zuschauer: 10.049 Handballfans in der Wunderino Arena
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