Die Handballer des SC DHfK Leipzig gewinnen und gewinnen und gewinnen! Nach den Siegen gegen die MT Melsungen, den Deutschen Meister SC Magdeburg und den Rekordmeister THW Kiel besiegten die Grün-Weißen am Donnerstagabend auch den bisherigen Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen.
Die Spitzenmannschaft aus Mannheim hatte vor 5.466 Fans in der Leipziger Arena überhaupt nichts zu lachen und erspielte sich im gesamten Match nicht eine einzige Führung. Schon zur Pause führte der SC DHfK mit sechs Treffern, kurz nach dem Seitenwechsel lagen die Sachsen sogar mit neun Toren vorn. Die körperkulturellen Handballer und ihre Fans erlebten einen Handballabend wie im Rausch und feierten ausgelassen den vierten Erfolg im vierten Spiel des Kalenderjahres.
Die deutsche Handballelite hatte gespannt auf das Topspiel geblickt und vor der Partie mehrten sich die Stimmen aus Kiel oder Magdeburg in Richtung Leipzig, die da meist lauteten: „Wenn ihr schon gegen uns gewinnt, müsst ihr jetzt aber auch die Löwen besiegen!“. Die Leipziger, die sich scheinbar keine Wettbewerbsverzerrung im Kampf um die Deutsche Meisterschaft nachsagen lassen wollten, hielten sich penibel an die Wünsche der Konkurrenz.
Klíma, Gebala und Wiesmach brachten den SC DHfK direkt mal mit 3:0 in Führung. Juri Knorr erzielte zwar nach fünf Minuten den ersten Treffer für die Gäste, doch insgesamt fiel dem Tabellenführer nicht viel ein gegen die Leipziger Deckung. Viggó Kristjánsson erhöhte in der zwölften Minute auf 8:4, bis dato hatten die Löwen erst einen einzigen Treffer aus dem Feld erzielt.
Die Rhein-Neckar Löwen versuchten zwar, mit hohem Tempo und schnellen Abschlüssen den Spielfluss der Leipziger zu brechen, aber die Sachsen gaben genauso viel Gas. Kristjánsson schnappte sich den Ball, stürmte auf den Kasten zu und scheiterte an Löwen Keeper Joel Birlehm – doch Lukas Binder setzte prompt nach und knipste zum 10:5.
Löwentrainer Sebastian Hinze nahm seine erste Auszeit, doch es änderte nichts daran, dass die Gäste mit der Vehemenz der Leipziger Deckung große Probleme hatten und zudem ständig an Kristian Saeveras scheiterten. Simon Ernst knallte den Ball aus der Distanz zum 13:8 und 40 Sekunden später zum 14:9 in den Kasten. Saeveras parierte nun sogar einen Siebenmeter gegen Knorr, anschließend erhöhte Moritz Preuss auf 16:10.
Die Leipziger agierten nun allerdings in doppelter Unterzahl, da Klíma und Kristjánsson eine Zeitstrafe absitzen mussten. Der Leipziger Vorsprung halbierte sich in dieser Phase auf 16:13. Doch kaum waren die Sachsen wieder vollzählig, schafften sie es in den letzten fünf Minuten der ersten Hälfte, den alten Abstand wieder herzustellen. Viggó Kristjánsson traf zum Pausenstand von 19:13.
Nicht wenige der knapp 5.500 Fans waren schon zur Pause völlig fertig mit den Nerven, denn sie hatten in den ersten 30 Minuten ein unglaublich packendes Handballspiel gesehen. Unmittelbar nach Wiederanpfiff zog Leipzig auf 20:13 davon, drei Minuten nach der Pause stellte Kristjánsson auf 22:14. Zur Einordnung: Im letzten Spiel hatten die DHfK-Männer in Kiel nach ähnlicher Spielzeit ebenfalls mit acht Toren geführt, den hohen Vorsprung allerdings beinahe noch verspielt. Sollte sich dies wiederholen?
NEIN!! Matej Klíma schraubte die Führung auf neun Treffer nach oben (24:15). Obwohl Leipzig erneut mit zwei Spielern weniger auskommen musste, verteidigten sie das komfortable Polster. Lukas Binder netzte zum 26:18, insgesamt gelangen dem SC DHfK in dieser Partie fünf Treffer in Unterzahl. Der Tabellenführer aus Mannheim versuchte natürlich alles und vollendete noch einmal einen 3:0-Lauf. Doch näher als 28:23 sollten die Löwen nicht mehr herankommen.
Leipzig antwortete postwendend ebenso mit drei Toren in Folge – und so stand die Quarterback Immobilien Arena bereits zehn Minuten vor Abpfiff Kopf. Viggó Kristjánsson erzielte per Kempa-Trick sein inzwischen elftes Tor, Kristian Saeveras packte seine 18. Parade aus.
In den letzten Minuten gab es dann sogar noch drei i-Punkte auf einem so schon perfekten Handballabend – denn es schlug die Stunde von den allesamt erst 20 Jahre alten Handballtalenten. Niclas Heitkamp traf zum 36:28, Finn Leun zum 35:27 bzw. 37:28 und Torhüter Pascal Bochmann durfte sich bei seinem Bundesligadebüt auch noch mit einer Parade gegen Juri Knorr auszeichnen. Ein furioses und berauschendes Handballfest endete schließlich im kollektiven Freudentaumel unter ohrenbetäubenden Standing Ovations.
Rúnar Sigtryggsson (Trainer SC DHfK Leipzig):
„Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht – noch besser als wir uns das selbst vorgestellt haben. Kristian Saeveras hat heute toll gehalten und unsere Abwehr war richtig stark. Das hat es für uns begünstigt, so konnten wir einige leichte Tore machen. Wir sind alle glücklich und mehr brauchen wir heute gar nicht zu sagen.“
Sebastian Hinze (Trainer Rhein-Neckar Löwen):
„Herzlichen Glückwunsch. Das war ein verdienter Sieg und ein sehr starker Auftritt von Leipzig. Wir sind überhaupt nicht gut ins Spiel gestartet, hatten Probleme, Distanz zu finden. Auch wenn wir das kurz besser gelöst haben, mussten wir viele Abpraller verkraften. Das Tempospiel, was wir wollten, konnten wir nur kurz aufrecht halten und haben keine Stabilität aufbauen können. Wir haben außerdem für uns verhältnismäßig viele Bälle verworfen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir in keinem Mannschaftsteil auf die Leistung gekommen sind, die wir eigentlich von uns erwarten, die wir können und die wir gegen Leipzig gebraucht hätten. Das ist schade, aber wir sollten nicht zu kritisch sein mit unseren Jungs. Wir werden das Spiel aufarbeiten und daraus lernen. Dennoch ist es heute frustrierend. Nochmals Glückwunsch an Leipzig für diesen sehr dominanten Auftritt.“
SC DHfK Leipzig gegen Rhein-Neckar Löwen 37:29 (19:13)
Tore SC DHfK: Kristjánsson (11/3), Wiesmach (6), Klima (4), Ernst (3), Preuss (3), Gebala (3), Binder (2), Leun (2), Ivic (1), Matthes (1), Heitkamp (1)
Tore RN-Löwen: Knorr (11/8), Nilsson (6), Kirkelokke (4), Lagergren (2), Groetzki (2), Kohlbacher (2), Zacharias (1), Helander (1)
Strafminuten: Leipzig 10 Min, Löwen 6 Min
Siebenmeter: Leipzig 3/4, Löwen 8/9
Zuschauer: 5.466 Handballfans in der Quarterback Immobilien Arena
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