Mit dem sprichwörtlich letzten Aufgebot bezwang der HC Leipzig in eigener Halle den Ligakonkurrenten MTV Heide mit 37:26 (Halbzeit 21:11). Dass es ein so klarer Erfolg werden würde, war mit Blick auf die Aufstellung der Sächsinnen nicht absehbar.
Von Verletzungen und Corona gebeutelt, standen nur acht Vertragsspielerinnen zur Verfügung. Die Mannschaft wurde mit Spielerinnen aus dem Juniorinnenteam und der B-Jugend (Marlene Freya Berg, 16 Jahre) aufgefüllt. Außerdem saß die gerade genesene Jaqueline Hummel zur Unterstützung sowie für zwei Strafwürfe auf der Bank.
Diese besondere Situationen setzte wirklich Kräfte frei. Unsere Mädels spielten hochkonzentriert und beherrschten die Gäste nach Belieben. Was Gästetrainer Helge Thomsen zur frühen Auszeit in der fünften Spielminute bewog. Seine Hinweise fruchteten nicht.
Der HCL spielte wie entfesselt und zog mit einem 5:0-Lauf auf 10:7 davon. Die Abwehrarbeit war vorbildlich. Im Tor konnte die Zwickauerin Charley Zenner, in ihrem ersten Spiel über 60 Minuten für Leipzig, überzeugen.
Plötzlich klappte auch im Aufbauspiel fast alles. Mit schnellen Ballstafetten, druckvollen Positionswechseln (Einlaufen der Außen!), mit Würfen von Außen und vor allem aus dem Rückraum wurde der MTV überrollt. Wiebke Meyer spielte, nach der Bekanntgabe ihres Vereinswechsels im Sommer, wie befreit und netzte unwiderstehlich ein. Nach dem vierten Meyer-Hammer stand es bereits nach 19 Minuten 16:5 für unsere Mannschaft.
Die 315 Zuschauer waren aus dem Häuschen. Zudem zeigte Kreisläuferin Stefanie Hummel, dass sie auch das Spielen im Rückraum nicht verlernt hat. Zehn Tore Vorsprung zur Pause. Wann hat es das zuletzt gegeben?
Trotz sichtbarem Kräfteverschleiß bissen sich die Spielerinnen durch die zweite Halbzeit, in der alle zum Einsatz kamen und somit auch alle zum Erfolg beitrugen. Emma Gutseel gelang schließlich aus dem Rückraum ihr erstes Bundesligator.
HCL-Cheftrainer Fabian Kunze betonte die überragende Mannschaftsleistung: „Wir sind überglücklich über diesen, auch in dieser Höhe, verdienten Sieg. Unser erzwungener Mix aus Zweitliga und Nachwuchs hat, mit der großartigen Unterstützung der Fans, ein Wahnsinnsspiel abgeliefert. Besonders in den ersten 20 Minuten haben wir unseren defensiven Plan genau umgesetzt und die daraus resultierenden Chancen souverän verwandelt. Auch als die Kräfte schwanden haben sich die Spielerinnen gegenseitig unterstützt. Ein großes Lob an alle unsere Mädels!“
Neben Charley Zenner überzeugten Wiebke Meyer (9 Tore), Stefanie Hummel (8), Sharleen Greschner (7) und Lilli Röpcke (6). So stand Wiebke Meyer die Freude über den deutlichen Erfolg ins Gesicht geschrieben: „Das waren heute sehr besondere Umstände. Man hat von Anfang an gespürt, dass wir uns freispielen konnten, dass wir nur auf uns schauen wollten und dass die ganze Halle hinter uns stand. Es hat heute wieder richtig viel Spass gemacht.“
Kaum zu glauben, dass Leipzig das Hinspiel mit zwei Toren Unterschied verloren hatte. MTV-Trainer Helge Thomsen gratulierte dem HCL zum Sieg und zum guten Spiel: „Wir haben heute nur 30 Prozent gezeigt und sind vor allem über unsere eigenen Fehler gestolpert, ohne die Leistung des HCL zu schmälern. Die waren wirklich gut.“ Zudem gestand er: „Wir haben keine Zukunft in der 2. Liga. Unser Aderlass ist zu groß. Einige wollen nicht mehr, andere wollen woanders spielen.“
HCL
Anna Kröber, Charley Zenner; Jenny Emily Illge, Emma Gutseel (1), Marlene Freya Berg, Sharleen Greschner (7), Emily Glimm (2), Lotta Röpcke (3), Lilli Röpcke (6), Jaqueline Hummel (1/1), Stefanie Hummel (8), Wiebke Meyer (9), Elisabeth Eckardt
MTV
Jula Zietz, Karen Tapkenhinrich; Katharina Fahl (1), Britt Punzius, Lisa Olf, Karina Mader (2), Nele Johanna Loitz (2), Levke Kretschmann (7/2), Marie Pfleiderer, Ivana Raickovic (6), Dana Thomsen (2), Anna Thomssen (6)
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