Gold, Silber, Bronze. Unmöglich, alle WM- und EM-Medaillen von Slalomkanutin Jasmin Schornberg aufzuzählen. Ihr größter Erfolg: Weltmeisterin 2009. Mit 15 Jahren fuhr sie sich das erste Mal in eine deutsche Nationalmannschaft - damals natürlich noch bei den Junioren. Seitdem schaffte sie jedes Jahr, bis auf einmal, den Sprung in das A-Team.
Heute ist die Ausnahmeathletin 34 Jahre alt und gönnt sich eine Pause vom Leistungssport. Nicht ohne Grund: Sie legt eine Babypause ein. Wie es danach weitergeht, ob sie noch einmal in die Strömungen der Wildwasserkanäle leistungsorientiert zurückkehrt, das „lass ich mir offen. Vielleicht bin ich nächstes Jahr bei den Deutschen Meisterschaften wieder dabei“, sagt die gebürtige Lippstädterin, die für den Kanu-Ring Hamm startet und in Augsburg lebt und trainiert.
Ihren ersten Einzel-Weltmeistertitel holte sie 2004 bei den Junioren. 2007 war sie Gesamt-Weltcup-Siegerin, 2013 Dritte bei der WM in Prag. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London landete sie auf dem fünften Rang. „Sie fuhr nur um ein ‚Mü‘ an Bronze vorbei. Sie hatte eine bombenstarke Konkurrenz in diesem Finale“, erzählt ihr Heimtrainer Jürgen Schubert rückblickend. Selten hat er so starke Finalistinnen bei solch einem Höhepunkt gesehen.
„Eigentlich klappern sonst immer bei einigen die Nerven.“ Mit „Nervenklappern“ hatte Jasmin kein Problem. „Sie ist ein Wettkampftyp, immer sehr sauber gefahren. Wenn Jasmin im Finale war, hatten immer alle Angst. Vor Jasmin musste man sich fürchten“, sagt Schubert. Und sie hatte immer Spaß. „Der Spaß war ihre Motivation.“
Kennengelernt hat Jürgen Schubert Jasmin, da war sie gerade einmal 13 Jahre alt. Ihre Mutter brachte sie zu einem Sichtungstraining. „Ich sah sofort, die kann wirklich Boot fahren“, schwärmt der Trainer heute noch. „Sie ist ein Jahrhundert-Talent. Sie hat so ein Bootsgefühl, da leckt man sich die Finger danach. So etwas hat man ganz selten.
Man könnte meinen, das Boot sitzt fest am Hintern bei ihr.“ Seit mehr als 30 Jahren ist er nun schon Trainer. „Das Auge, was sie hat, ist nicht zu beschreiben. Ein Hinweis, und sie setzt es direkt um.“ Und noch nie hatte er so eine Sportlerin, die „so viel Bock auf Training hatte“.
Den Sport braucht Jasmin einfach. Wegen ihrer Schwangerschaft musste sie nun einen Gang zurückfahren. „Das fällt mir schwer“, sagt Jasmin Schornberg. „Ich brauche das Schwitzen.“ Auf der anderen Seite genießt sie jetzt die Zeit. Zeit für sich. „Früher war mein Zeitplan sehr straff“, sagt sie. Arbeiten, Training, Studium. „Jetzt genieße ich es, nicht von Termin zu Termin zu hetzen.“ Babysachen nähen, entspannt schwimmen gehen, den Garten verschönern oder mal eine halbe Stunde in den Kraftraum gehen – das ist nun ihr Alltag.
Das Allerschönste, an was sie sich erinnert, sind nicht ihre Erfolge, sondern das viele Reisen: Länder und Kulturen kennenlernen, Freunde finden. „Ich durfte tolle Dinge erleben. Klar, dazu zählt natürlich auch der WM-Titel.“ 2007 war dabei auch ein besonderes Jahr. „Wir sind viel gereist – unter anderen nach Brasilien und Peking – und wir waren ein tolles Team. Ich konnte so viel Lebenserfahrung sammeln.“
Ein Nationalteam ohne Jasmin Schornberg – schwer vorstellbar. Zumal sie immer wieder für Überraschungen sorgte. So im vorigen Jahr, als sich die Kajakspezialistin auch für das A-Team im Canadier-Boot qualifizierte und dabei ordentlich ihre Konkurrentinnen beim Kampf um den Olympia-Startplatz ärgern konnte. Sie suchte damals eine neue Herausforderung für sich.
Im Nachhinein sagt sie: „Beide Disziplinen war zu stressig.“ EM-Bronze im Kajak sicherte sie sich 2019 trotz der Doppelbelastung. Und wurde Deutsche Meisterin im Canadier. Trotzdem, auch wenn sie mit ihrer Leistungssportkarriere noch nicht abgeschlossen hat, mit dem Canadier schon: „Ich muss mir nichts mehr beweisen.“
An das Karriereende von Jasmin Schornberg möchte Jürgen Schubert derzeit noch gar nicht denken, denn schon jetzt stehen ihm dabei die Tränen in den Augen.
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