Am zweiten Finaltag des Weltcup-Auftaktes der Slalomkanuten an diesem Wochenende in London paddelte mit Hannes Aigner der dritte Deutsche auf das Podest. Die zweite Finalistin am heutigen Sonntag, Andrea Herzog, landete auf Rang fünf im Candier-Wettbewerb. Insgesamt haben die deutschen Slalomkanuten an diesem Weltcup-Wochenende dreimal auf dem Podest gestanden.
Den ersten Weltcup-Sieg dieser Saison fuhr Sideris Tasiadis am Samstag im Einercanadier ein. Auf Platz zwei landete Kajakfahrerin Ricarda Funk. Am Sonntag musste sich Hannes Aigner im K1 nur den Briten Joseph Clarke und Jiri Prskavec aus Tschechien geschlagen geben.
Weltmeister Hannes Aigner tat sich heute schwer. Als Zehnter im Halbfinallauf ergatterte er mit etwas Glück gerade noch den letzten Finalplatz. „Ich war für mich heute eine schwierige Situation aufgrund der Olympia-Qualifikation, das richtige Maß zwischen Kontrolle und Risiko zu finden“, sagte der Augsburger. „Ich denke, ich habe es mit ein bisschen Glück ganz gut gemacht.“
Mit dem Podestplatz sicherte sich der 30-Jährige zudem den Bonuspunkt der internen Olympia-Wertung. „Das große Ziel für mich in dieser Saison ist das Olympia-Ticket zu sichern. Und dem bin ich jetzt ein großes Stück näher gekommen“, resümierte Aigner. Zum Abschneiden des Augsburgers sagte Interims-Cheftrainer Thomas Apel: „Wir hatten heute ganz klar das Glück des Tüchtigen. Man merkt den Athleten an, dass mit der internen Olympia-Qualifikation der Druck größer ist als bei einem normalen Weltcup.“
Auch C1-Spezialistin Herzog ist mit ihrem fünften Platz zufrieden. Sie war im ersten Drittel schnell unterwegs, doch dann riskierte die 19-Jährige aus Leipzig etwas zu viel. „Ohne die Probleme im Mittelteil wäre für Andrea auch noch mehr drin gewesen“, sagte Thomas Apel. Als beste deutsches Boot beim Weltcup-Auftakt in ihrer Disziplin hat Herzog nun mit Elena Apel im Kampf um das Olympia-Ticket gleich gezogen.
Die beiden anderen Halbfinalisten des heutigen Sonntags, Elena Apel im C1 und Tim Maxeiner im K1, konnten sich nicht für das Finale der besten Zehn qualifizieren.
Insgesamt zeigte sich Thomas Apel zufrieden. „Wir waren in allen Finals vertreten und fahren mit drei Medaillen nach Hause. Wir werden Erkenntnisse mitnehmen und uns gezielt auf den Weltcup in Markkleeberg vorbereiten.“ Dieser ist der dritte und damit letzte Teil des langen Qualifikationsausscheides um die Olympia-Tickets. Bereits am Sonntag hatten Tasiadis und Funk mit ihren Podestplätzen als Führende und ihren Vorsprung auf die anderen deutschen Boote ausbauen können.
Die zweite C1-Halbfinalisten Elena Apel aus Augsburg erwischte in ihrer Spezialdisziplin am Sonntag keinen guten Lauf. Sie konnte das Wasser nicht nutzen, musste extrem viel arbeiten und ließ damit an vielen Stellen Zeit liegen. So standen am Ende knapp 26 Sekunden auf die C1-Halbfinalerste zu Buche. Im K1 am Samstag, einen Tag zuvor, kam die 20-Jährige noch wesentlich besser auf der schwierigen Strecke in London zurecht, als sie nur knapp am Finale vorbeigefahren ist.
„Eigentlich ist die Strecke gar nicht so anstrengend, wenn man die richtige Linie findet. Es wird erst richtig anstrengend, wenn man nicht mehr richtig auf der Linie ist und irgendetwas retten muss“, sagte die Doppelstarterin nach ihrem K1-Halbfinallauf. Im C1 wurde ihr dieser Fakt zu Verhängnis.
In der zweiten Halbfinal-Entscheidung am Sonntag im K1 der Herren lag der zweite deutsche Starter Tim Maxeiner aus Wiesbaden nach dem ersten Drittel der Strecke noch stark in der Zeit, ließ er dann aber im mittleren und unteren Abschnitt zu viel Sekunden liegen. Der dritte deutsche Kajakfahrer Fabian Schweikert konnte sich in den Qualifikationsläufen am Freitag nicht in das Halbfinale paddeln. Der 26-jährige Waldkircher war erst Ende Mai an seiner linken Hand operiert worden.
„Schmerzen in der Hand und drei Wochen so gut wie kein Training im Boot waren einfach zu viel“, sagte Schweikert. „Aus so einer Situation Selbstvertrauen für den Wettkampf aufzubauen ist natürlich auch schwierig. Im Endeffekt war es wahrscheinlich noch etwas zu früh, um eine gute Leistung abrufen zu können“, resümierte er.
Für Doppelstarterin Jasmin Schornberg lief an diesem Weltcup-Wochenende nichts zusammen. Im C1 erstmals auf internationaler Weltcup-Bühne startend, waren die Qualifikationswettkämpfe am Freitag bereits Endstation. Aber auch im Kajak-Einer, ihrer Spezialdisziplin, kam die 33-jährige Hammerin nicht über das Halbfinale am Samstag hinaus. „Das war einfach nicht mein Wochenende“, resümierte sie.
Der Samstag begann mit einem Weltcup-Sieg
Der erste Finaltag am Samstag hatte gleich mit einem Weltcup-Sieg durch Candierspezialist Sideris Tasiadis aus Augsburg begonnen. In einem beherzten Rennen verwies er die Lokalmatadoren Adam Burgess und Ryan Westley auf ihrer Heimstrecke auf die Plätze. „Sich hier gegen die drei Briten auf ihrer Heimstrecke durchzusetzen, wo für die auch um die Olympia-Qualifikation geht, ist eine riesige Leistung“, sagte Thomas Apel.
„Ich wusste, dass ich im Vergleich zum ersten Lauf eine Schippe drauflegen musste, weil die Briten bockstark hier sind“, sagte Tasiadis. Bei aller Freude über den Weltcup-Sieg liegt der Fokus aber auch bei ihm ganz klar auf Tokio 2020. „Ich wusste, ich muss ins Finale kommen, um weiterhin um die interne Olympia-Quali mitfahren zu können. Denn Franz kann locker ins Finale fahren. Er ist einfach saustark. Ich muss den Weltmeister schlagen, und er muss den Weltranglisten-Ersten schlagen. Das wissen wir beide. Und wir respektieren uns beide.“
Der Leipziger Franz Anton ging mit der besten Halbfinalzeit als Letzter in das Finalrennen. Doch der Start missglückte, an Tor drei kassierte der 29-Jährige zudem zwei Strafsekunden und landete am Ende auf dem achten Platz.
Der dritte deutsche Einercanadier, Florian Breuer aus Augsburg, war bereits am Freitag in den Qualifikationsläufen gescheitert. Der 22-Jährige hatte nach fast einem Jahr gesundheitsbedingtem Trainingsausfall etwas überraschend den Sprung in die Nationalmannschaft. Entsprechend ist er trotz seines Ausscheidens mit seiner Leistung zufrieden, zumal sich der Augsburger derzeit mit Rückenschmerzen plagt.
In der zweiten Entscheidung am Samstag konnte Kajakfahrerin Ricarda Funk ganz im Gegensatz zu ihren C1-Mannschaftskollegen befreit in das Finale gehen. Die Bad Kreuznacherin hatte sich als einzige Deutsche qualifiziert. Trotz eines deutlichen Fahrfehlers musste sich die 27-Jährige nur der Britin Mallory Franklin geschlagen geben.
Die beiden anderen deutschen Kajakfahrerinnen Jasmin Schornberg aus Hamm und K1-Neuling Elena Apel aus Augsburg waren im Halbfinale ausgeschieden. „Es war einfach nicht mein Wochenende“, resümierte Schornberg. Zwar kam die EM-Dritte ohne Torberührung die Strecke herunter, doch fand von Anfang an nicht die Linie und verlor schon zu Beginn viel zu viel Zeit.
Apel, die ihren ersten Weltcup-Halbfinallauf in der Leistungsklasse der Kajakfahrerinnen fuhr, war mit ihrer Leistung zufrieden. Auch, obwohl das Finale für sie in Reichweite war. Die eine Torstangenberührung war zu viel. „Ich bin froh, dass ich den Lauf so herunter gebracht habe. Klar, der Zweier hat mir das Genick gebrochen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mit dem Druck so weit nach vorne fahren kann.“
Die Leipziger Zeitung Nr. 68 ist da: Game over! Keine Angst vor neuen Wegen
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