Die Männer des SC DHfK Leipzig waren – trotz dreier Bundesligasiege in Folge – als krasser Außenseiter zum amtierenden deutschen Meister und aktuellen Spitzenreiter gefahren. Denn die Flensburger hatten in der laufenden Saison in der eigenen Campushalle noch keinen Punkt liegen gelassen und unter anderem die direkte Konkurrenz um die Meisterschaft aus Kiel, Magdeburg und Mannheim geschlagen. Aus dieser Sicht schien das abschließende 27:21 (16:10) zwischen den Handballern aus dem hohen Norden und dem wilden Osten normal normal. Doch das Ergebnis spiegelt das spannende Geschehen kaum wider.
Ausgerechnet Franz Semper, der nach der folgenden Saison zu den Flensburgern wechseln wird, und Maximilian Janke hatten die Gäste am Anfang der Auseinandersetzung in Führung geworfen und dadurch die Ambitionen der Sachsen, eine ordentliche Leistung zu zeigen, unterstrichen. Doch diesen überraschenden Wirkungstreffern aus dem Rückraum fehlte die Fortsetzung. Im Anschluss blieben gleich mehrere Versuche von Franz Semper, Andreas Rojewski und insbesondere Philipp Weber in der Deckung der Gastgeber hängen oder landeten am Pfosten. Außerdem klappte das Zusammenspiel mit dem Kreisläufer kaum.
Das Ganze kann natürlich mit Wirkung und Gegenwirkung auch anders formuliert werden. Die Gastgeber um den erfahrenen Abwehrrecken Tobias Karlsson (180 Länderspiele für Schweden) bauten nach dem überraschenden Rückstand ein regelrechtes Abwehrbollwerk auf, das die Sachsen kaum knacken konnten.
Sie kamen – aus dieser sicheren Verteidigung heraus – ins Tempospiel und drehten die Begegnung schnell. 0:2, 4:4, 9:6, 13:8, 15:9. Vor allem Marius Steinhauser auf der rechten Außenposition verzückte die einheimischen Fans. Der einzige Flensburger ohne Länderspiel erzielte acht Treffer. Das 16:10 zur Halbzeitpause schien alle Fragen bezüglich des Siegers zu beantworten.
Doch die Sachsen kämpften sich allmählich in das Bundesligaspiel zurück. Coach André Haber wechselte im Angriff anstelle des Keepers mit Maciej Gebala einen zusätzlichen Kreisläufer ein, so dass die einheimische Verteidigung viel defensiver stehen musste und der grün-weiße Rückraum mehr Spielraum bekam.
Erst brachten Aivis Jurdzs, Niclas Pieczkowski und Lukas Binder die körperkulturellen Handballer wieder auf 14:17 Tore und „Schlagweite“ heran. Dann parierte René Villadsen zwei Siebenmeter und weitere gute Gelegenheiten des Favoriten. Schließlich läutete Aivis Jurdzs – neun Minuten vor Ultimo – mit seinem 19:21 (aus sächsischer Sicht) eine spannende Schlussphase ein.
Die Partie hätte tatsächlich kippen können. „Wenn dann die Flensburger in der Campushalle aufstehen, dann findet entweder ein Schützenfest statt oder die einheimischen Handballer brauchen jede Unterstützung von den Rängen“, stellte André Haber fest. Seine Männer erhöhten folgerichtig das Risiko, doch begingen in den letzten Minuten zwei, drei technische Fehler, die die routinierten Gastgeber in der „Grantzschdeim“ zum abschließenden 27:21 nutzten. Das Endergebnis ist zweifellos zwei, drei Tore zu deutlich zugunsten des ersten Meisterschaftsanwärters ausgefallen.
Spielbericht: Leutzscher Welle
André Haber (Trainer SC DHfK Leipzig):
„Wir sind natürlich enttäuscht, dass es nach dem Spielverlauf am Ende sechs Tore geworden sind. Wir hatten einen ganz guten Start ins Spiel, doch sind dann in eine Phase gekommen, wo wir zu viele Tore über Flensburgs Tempospiel zugelassen haben. Dadurch war der Rückstand zur Pause etwas zu hoch. In der zweiten Halbzeit haben wir dann sehr leidenschaftlich verteidigt und hatten mit René Villadsen einen guten Rückhalt. Auch vorn waren wir dann sehr diszipliniert und haben uns wieder herangekämpft, trotzdem haben wir noch eins zwei sehr gute Chancen übersehen. Für mehr hat es leider nicht gereicht, weil wir wieder in eine Phase gekommen sind, wo wir im Angriff den Ball dreimal sehr leicht hergeben. Wir hätten es heute verdient gehabt, noch näher dran zu sein, aber natürlich geht der Sieg für Flensburg absolut in Ordnung.“
Maik Machulla (Trainer SG Flensburg-Handewitt):
„Wir wussten, dass Leipzig mit viel Selbstvertrauen kommt und hohe Qualität im Kader hat, darum waren wir vor dem Spiel zu Recht angespannt und fokussiert. Ich bin sehr stolz, denn die Saison neigt sich dem Ende entgegen und nach 55 Spielen geht es nur noch um Willen, Kampf und Leidenschaft. Darum bin ich froh über die Art und Weise, wie wir das gemacht haben, auch wenn wir es hätten noch souveräner lösen können. Beim Spielstand von 21:19 und Zeitspiel gegen uns hatten wir eine sehr gefährliche Phase. Ein besonders Lob möchte ich heute vor allem an Marius Steinhauser machen. Jetzt freuen wir uns auf die Partie am Samstag gegen Veszprem.“
SG Flensburg-Handewitt – SC DHfK Leipzig 27:21 (16:10)
SG Flensburg-Handewitt: Buric, Bergerud; Karlsson, Hald (2), Glandorf, Svan, Wanne, Jøndal (5/1), Steinhauser (8), Zachariassen, Johannessen (2), Gottfridsson (5), Lauge (3), Rød (2)
SC DHfK Leipzig: Putera, Villadsen; Semper (2), Jurdzs (4), Janke (1), Pieczkowski (1), Roscheck, Milosevic, Weber, Krzikalla, Gebala (2), Binder (1), Wiesmach (7/1), Rojewski (3), Esche
Zeitstrafen: Flensburg 2 Min, Leipzig 6 Min
Siebenmeter: Flensburg 3/1, Leipzig 1/1
Zuschauer: 6118 Handballfans in der Flens Arena
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