„3...2...1… Polo!“ Mit diesem Kommando starten die Pioniere des Trendsports Bike Polo ihre Spiele. Seit mittlerweile zehn Jahren wird die moderne Variante des Radpolos auch in Leipzig gespielt. Auf dem Rollhockeyfeld des RHC Aufbau Böhlitz-Ehrenberg drehen die fahrradbegeisterten jeden Freitag ihre Runden. Am vergangenen Pfingstwochenende waren sogar die Sportfreunde aus Halle und Berlin zu Gast, mangels innerstädtischer Konkurrenz trifft man sich beim Bike Polo zum Wettbewerb überregional.
So auch beim Peppermint Polo Cup, den die Leipziger am 16. und 17. Juni zum fünften Mal veranstalten. Dabei treffen insgesamt 20 Mannschaften aus sechs Ländern aufeinander. Vor allem steht in der gemütlichen Fahrradszene aber der Spaß im Vordergrund. Man kennt sich untereinander, einige verbringen einen Teil ihres Jahresurlaubs auf den Turnieren in ganz Europa und darüber hinaus. Die familiäre Atmosphäre macht auch den Peppermint Cup zu einer besonderen Veranstaltung. Das Vereinsgelände direkt am Auwald dient als Zeltplatz für drei Übernachtungen und abseits des sportlichen Vergnügens gibt es Musik, Grillparty und Cocktailbar für Teilnehmer und Zuschauer. Wer sich mit dem Sport vertraut machen will, hat beim Peppermint Cup die beste Gelegenheit.
Polo auf dem Drahtesel – ein olympischer Sport ist zurück in Leipzig
Mit einem Bein steht man bereits im Auwald, der grünen Lunge Leipzigs. Da reibt man sich verwundert die Augen, am Rande der Burgaue einer urbanen Trendsportart zu begegnen. Denn das Rollhockeyfeld des RHC Aufbau in Böhlitz-Ehrenberg ist gleichzeitig die Heimat der Leipziger Bike Polo Abteilung. Dabei war Polo auf dem Fahrrad sogar mal olympisch. 1908 gewannen die Iren gegen Deutschland die Goldmedaille. Zwei Weltkriege später verschwand der Cycle Polo weitestgehend aus Mitteleuropa. Bis der Sport als Hardcourt Bike Polo seit den 90er Jahren vor allem bei Fahrradkurieren in den USA neue Begeisterung fand. Die vertrieben sich ihre freie Zeit mit der Stadtvariante des Pferdesports.
Vom Do-It-Yourself-Sport zur Fahrradmesse
Vor zehn Jahren schwappte die Welle wieder zurück über den Teich bis nach Leipzig. Zu Beginn bauten die Spieler sich ihr Equipment dazu selbst – aus Skistöcken und abgesägten Abwasserrohren. Mittlerweile gibt es die „Mallets“ zu kaufen und einige kleine Hersteller für Polo-Bedarf vom Fahrradrahmen bis zum Tragegurt. Und in jeder größeren Stadt findet man eine Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten zum „Pickup“ zu treffen. So nennt sich die lockere Runde, bei der zwei Mannschaften mit je drei Spielern aufeinander treffen. Dazu werfen alle spielwilligen ihre Schläger zum „Shuffle“ in den Mittelkreis, wo per Losverfahren die sechs glücklichen gezogen werden.
Hardcourt Bike Polo spielen nicht nur Frauen
Wie es sich für eine Trendsportart aus Übersee gehört, dominieren auf dem Platz die Anglizismen. Wer seinen Fuß auf den Boden setzt, muss zuerst zum „Tap-Out“. Bis dahin heißt es „one down“. So ist auch der vollständige Name Hardcourt Bike Polo nicht ganz unwichtig. Denn während die Gespielt wird dieser meist in der Turnhalle, die Regeln unterscheiden sich in vielen Punkten, vor allem aber gilt Radpolo als die Frauenvariante des Radball. Auf dem harten Beton in Böhlitz drehen dagegen Frauen wie Männer ihre Kreise.
Von außen betrachtet geht es dabei manchmal gar nicht so zimperlich zu. Hakeln mit dem Schläger, Zweikämpfe an der Bande, Schulter an Schulter ist alles erlaubt. Auf Kopfhöhe gilt erhöhte Sicherheit, zum Schutz gilt in Böhlitz die Helmpflicht. Spektakuläre Stürze kommen vor, Verletzungen sind dennoch eher selten, versichern die Leipziger. Denn noch über dem Ehrgeiz steht der Spaß am Spiel.
International vernetzter Nischensport
Auch weil die Szene eher überschaubar ist, spielen auch alte Hasen gegen Anfänger. Man ist zwar im Verein organisiert, aber es gibt weder ein echtes Training, noch einen Ligabetrieb. Die Szene ist dafür überregional gut vernetzt, besonders mit den Sportfreunden aus dem benachbarten Halle trifft man sich regelmäßig zum Polo. Wem der Wettbewerb dabei doch etwas zu kurz kommt, der findet besonders im Sommer genug Möglichkeiten, auch international an Turnieren teilzunehmen.
Bike Polo live erleben beim Peppermint Polo Cup
So freuen sich auch die Leipziger auf zahlreiche Zuschauer beim fünften Peppermint Polo Cup. Der etwas seltsame Name erklärt sich erst auf den zweiten Blick, denn von Beginn an gehört der grasgrüne und regional beliebte Pfefferminzlikör fest zur Turniergastronomie. Zwanzig Mannschaften aus Deutschland, Belgien, Österreich, Schweiz, Polen, Tschechien und Ungarn werden erwartet. Die gut sechzig Teilnehmer wissen die familiäre Athmosphäre zu schätzen, untergebracht sind alle auf der Wiese gleich neben dem Platz. Zu den Favoriten des Turniers zählen in diesem Jahr wieder die Nürnberger. Als amtierender Peppermint-Champion setzten sich „Bodyclaus and the Nightjackets“ gegen „Excuse the mess“ aus Warschau durch. Das 2-Tages-Turniers startet am Freitag, den 15. Juni 2017, das Finale ist für Samstagabend um 19 Uhr angesetzt. Am Finaltag stehen aber nicht nur die Profi-Poloisten im Mittelpunkt. Nach der Siegerehrung und in den Pausen zwischen den Spielen bekommen interessierte die Möglichkeit, auch selbst mal den Schläger zu schwingen.
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