Die aktuelle Forderung nach dem Kohleausstieg hat auch für Leipzigs Fernwärmeversorgung unzweifelhaft Folgen. Leipzig muss nach neuen Lösungen suchen, da mit dem Kohleausstieg auch das moderne Kraftwerk Lippendorf als derzeitiger Lieferer von ca. 200.000 kW, das sind ca. 60 % des Leipziger Fernwärmebedarfes, entfällt. Die laufenden Verhandlungen zwischen Bund und den betroffenen Ländern (Kohlekommission) sind im vollen Gange und dienen insbesonders dem Schutz der vorhandenen Infrastruktur und der Absicherung von Arbeitsplätzen.
Nun zäumt allerdings Leipzigs Oberbürgermeister Jung das Pferd von hinten auf, indem er ankündigt, ab 2023 keine Fernwärme mehr von Lippendorf abzunehmen und zur Eigenversorgung über ein neu zu errichtendes Gas- und Dampfkraftwerk (GUD) übergehen will, ohne dass die ökologischen und wirtschaftliche Folgen berücksichtigt werden. Das ist ein Schuss in den Rücken der Bestrebungen der Landesregierung zur Absicherung der Infrastruktur.
Auch, wenn Leipzig aus der Fernwärmeversorgung vom Kraftwerk Lippendorf aussteigt, fällt die sonst zur Fernwärme genutzte Energie im Kraftwerk weiter an. Der Effekt ist, dass der Wirkungsgrad des Kraftwerkes bei gleichem Braunkohleverbrauch geringer wird. Die angekündigte Neuinvestition in ein Gas- und Dampfkraftwerk in Leipzig, die mit etwa 150 Mio. € zu Buche steht, unter Nutzung von Erdgas führt dazu, dass zusätzlich CO2 an die Umwelt abgegeben wird.
Entsprechend der notwendigen Fernwärmemenge sind das 44.000 kg/h CO2, die zusätzlich freigesetzt werden. Von einem Beitrag Leipzigs zur weltweit geforderten Reduzierung der Emission von Treibhausgasen wird durch die Kündigung der Fernwärmeversorgung aus Lippendorf genau das Gegenteil erreicht! Wo bleibt da die Verantwortung der zuständigen Organe in Leipzig?
Außerdem muss die Frage gestellt werden, in welcher Zeit ein solches Gas- und Dampfkraftwerk realisiert werden kann. Es ist fraglich, ob bei den derzeitigen Genehmigungsverfahren, Planungen und Realisierung das Ersatzkraftwerk in 4 bis 5 Jahren realisiert werden kann. Es besteht die Gefahr, dass dann weite Teile Leipzigs im Kalten sitzen.
Hinzuweisen ist auf alle Fälle noch auf die Tatsache, dass die benötigte Erdgasmenge über Importe realisiert werden soll, was sowohl bei der Lieferung als auch Preisgestaltung eine erhebliche Abhängigkeit von fremden Interessen bedeutet. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an die Erdölkrise am Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, wo durch Kriege fernab unseres Landes ein akuter Brennstoffmangel vorhanden war. Nur durch die damals noch recht hohe Nutzung einheimischer Brennstoffe (Braunkohle und Steinkohle) konnte diese Krise in Deutschland einigermaßen bewältigt werden.
Um eine ökologisch und wirtschaftlich vertretbare Lösung zu finden gibt es nur einen Weg: Gemeinsame Verhandlungen zwischen der Braunkohleindustrie, dem Land und der Stadt voranzutreiben und die eigennützigen Pläne von Leipzigs Oberbürgermeister zu den Akten zu legen.
Für weitergehende Informationen stehen die Unterzeichner gerne zur Verfügung.
Konrad Riedel – Vorsitzender der Senioren Union Leipzig
Dr. rer. nat. Johannes Hähle – Stellvertretender Vorsitzender Senioren Union Leipzig
Dr.-Ing. Karl Placht – Stellvertretender Vorsitzender Senioren Union Leipzig
Leipzigs Ratsfraktionen begrüßen die Pläne, Leipzig unabhängig von der Kohle zu machen
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