Von Sighard Gille: Im Dezember `89 gab es viele Träume hier. Auch ich war ein Träumer im Pulk der Montags- Demos. Mir träumte von einem Staat, der kluge und ökologisch sinnvolle (grüne) Ideen und Projekte entwickelt und in alle Welt sendet, ja, sogar davon existieren kann. In meiner Dunkelkammer bastelte ich fotographische Karten mittels Zeichnungen und Texten.
Texten wie ÖKONOMIE IST ÖKOLOGIE DER ERDE, oder RADFAHREN FÜR BÄUME. Lange Zeit glaubte ich, das Verkehrszeichen UNFALLGEFAHR IN EINER ALLEENSTRASSE – ein stilisierter Crash zwischen Auto und Baum – bedeute AUTOFAHRER NEHMT RÜCKSICHT, SCHÜTZT DIE BÄUME!
Der Forscher Prof. Jörn Wittern stellt fest, dass ein großer Laubbaum pro Tag so viel Sauerstoff produziert wie 20 Menschen an einem Tag benötigen. Pro Stunde entlässt der Baum 2 kg Sauerstoff und nimmt andererseits 2,3 kg Kohlendioxyd aus der Luft auf.
Mehrmals wöchentlich radele ich morgens zum Cospudener See, durchquere den südlichen Auwald. An den Seiten des Waldweges sind riesige Stapel frischen Holzeinschlags, daneben liegen zwanzig Meter lange entästete Baumstämme im Gras. Das tut mir weh, handelt es sich doch um gesunde große Bäume, überwiegend Eschen, von stattlichem Umfang. Die Holzstapel sind etwa vier Meter hoch und breiten sich zehn bis zwanzig Meter aus.
Ich bin entsetzt, das geht nun schon viele Jahre so. Von den schweren Maschinen sind Waldboden und Waldwege zerfurcht. Wer hat Interesse an diesem Tun und wann hört das endlich auf?
Ich denke an unsere, von zunehmendem Autoverkehr geplagte Stadt. Ein Verbrennungsmotor saugt pro Liter Benzin 2 kg Sauerstoff aus der Luft, vom Abgas mal zu schweigen. Der Förster Peter Wohlleben hat mehrere Bücher über Bäume und Wälder geschrieben. Unter Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und durch eigene Erfahrungen kommt er zu der Schlussfolgerung: DEN WALD MUSS MAN NUR IN RUHE LASSEN, DANN ENTWICKELT ER SICH ZU EINEM URWALD. So ein vernetzter und ungestörter Auwald würde Mensch und Tier gut tun, es wäre eine Oase für unsere Stadt!
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