Sehr geehrter Herr Staeubert, sehr geehrter Herr Emendörfer, "Masterplan für die mitteldeutsche Gewässerlandschaft", wird ein Artikel in der LVZ v. 17.02.2015 überschrieben. Um in der folgenden Teilüberschrift fortzufahren: "Mehr als 54.000 Jobs in der Region hängen am Tourismus". Womit dem Leser die falsche Information suggeriert wird, dass es überhaupt eine Wassertourismusbranche in der mitteldeutschen Gewässerlandschaft gäbe, in der auch noch 54.000 Menschen beschäftigt seien. Und dieses auch in dem zitierten "Masterplan" stünde.

Dieser beim Leser erzeugte Irrtum wird noch dadurch verstärkt, dass in diesem Kontext die Aussage gestellt wird, dass Touristen in den Jahren 2002 bis 2012 rund 28 Mrd. Euro ausgegeben hätten und 54.000 Beschäftigte vom Tourismus abhängig seien. Zahlen, die für sich betrachtet, richtig sein mögen, aber rein gar nichts mit Wassertourismus zu tun haben.

Da offensichtlich der Redakteur auch “einen Blick” in die Studie “Masterplan” geworfen hat, die, neben den beiden Potenzialanalysen i.Ü. die dritte zu diesem Thema ist, die ebenfalls von denselben Ministerien gefördert wurde, hätte erwartet werden können, dass der Redakteur festgestellt hätte, dass in der Bezug genommenen Studie eben keine Aussagen zu Umsätzen und Beschäftigten im Wassertourismus getroffen wurde. Ja nicht einmal mit verifizierbaren Annahmen gerechnet wurde. Sondern lediglich die Zahlen von Tagestouristen, Tagungs- und Übernachtungsgästen des allgemeinen Tourismus wiedergegeben wurden. Die darüber hinaus Schätzungen sind. Genauso, wie die von diesen allgemeinen Touristen getätigten Ausgaben. Schätzungen, gewonnen wiederum aus anderen Gutachten – gerne auch als Lobbyarbeiten zu bezeichnen.

Stattdessen wird im Leser ein Irrtum darüber erzeugt, dass im “Gewässer-Tourismus” 54.000 Menschen beschäftigt seien und dieser Gewässertourismus eine Wertschöpfung von 28 Mrd. Euro erzeuge. Und ich frage mich, was der Grund dafür ist, dass im Leser dieser Irrtum erzeugt werden soll. Und frage mich darüber hinaus, ob die derzeit in einigen öffentlichen Veranstaltungen (z. Bsp. in der VHS) thematisierte Aufgabe der Medien auch in der LVZ-Redaktion angekommen ist. Dieser Beitrag war jedenfalls ein weiterer, der mich daran zweifeln lässt.

Doch damit nicht genug, Sie setzen ja noch einen drauf. Indem in völlig unsachlicher Weise und ebenfalls wahrheitswidrig in einem weiteren Artikel behauptet wird, dass der “Ökoverein”, somit eine im Kontext zu sehende abwertende Bezeichnung verwendend, NuKLA gegen die Tourismuswirtschaft “ätzen”, mithin unsachliche, abwertende Kritik äußern würde.

Wirft man einen Blick auf die Website des Vereins, auf der man die PE findet, auf die sich der Redakteur bezieht, stellt man fest, dass dieser “Ökoverein” keine unsachliche Kritik an der “Tourismuswirtschaft” übt, sondern daran, dass es mit privaten motorisierten Gewässernutzern kleine Interessengruppen gibt, die mit Tourismus aber auch gar nichts zu tun hat, sondern ihre kleingeistigen privaten Interessen austoben wollen. Und das  auch noch auf Kosten der Natur und der Gesellschaft, da diese mit einem für diese Nutzung erforderlichen Gewässerausbau die Grundlagen schaffen soll.

Darüber hinaus die Frage stellt, welche Art von Tourismus “zukunftsweisend” sei! Eine Frage, die die LVZ offensichtlich schon beantwortet hat. Und jeder, der sich gegen diese von der LVZ gefundene Antwort wendet, “ätzt”!

Damit auch ja nicht noch andere “Ökovereine” auf die Idee kommen, ähnliche Fragen öffentlich zu stellen, wird mit dieser unsachlichen und diffamierenden “Berichterstattung” gleich noch ein Zeichen an alle anderen “Ökovereine” gesendet: Wenn ihr ebenfalls “ätzt” werdet ihr ebenso diffamierend behandelt werden.

Bei dieser “Berichterstattung” muss man sich nicht wundern, dass nicht einmal ansatzweise die Frage gestellt wird, wie dieses Konzept in den sogenannten “Charta 2030”-Prozess passt. Welchen Wert dieser Prozess, angesichts der Tatsache, dass es keinerlei rechtliche Grundlagen hierfür gibt und die Ergebnisse auch nirgendwo institutionell beschlossen werden (können), überhaupt hat. Mithin durch die Behörden, die dieses Spektakel organisieren, dem Bürger Beteiligung vorgegaukelt wird.

Dass sowohl die “Gutachter”, und die LVZ dies völlig unkritisch übernehmend, davon ausgehen, dass es sich bei der sogenannten “Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland” um eine Behörde handele. Es für diese sogenannte Steuerungsgruppe in Wahrheit ebenfalls keinerlei rechtliche Grundlage gibt. Weshalb der Bürger beispielsweise auch keine Einsicht in die Unterlagen (Beschlüsse, Protokolle etc.) gem. der SächsGemO erhält. Deren Arbeit jedoch als die einer Behörde von allen “Akteuren” behandelt wird. Mithin ebenfalls im Leser ein Irrtum erzeugt wird.

Man muss sich nicht wundern, dass, wenn in der Studie beispielsweise von Fahrgastschiffahrt gesprochen wird, hierbei vermutlich von solcher außerhalb Deutschlands die Rede ist. Nun könnte “man” beispielsweise diese Studie gegenlesen. Allerdings sind 590,- Euro brutto wohl doch eher kein Schnäppchen. Da verlässt sich die LVZ wohl lieber auf die Bezugnahme in der “Studie”. http://www.fur.de/ra/publikationen-presse/kurzfassung-13/

Auch nicht gewundert werden muss sich über die Tatsache, dass die LVZ weiß, dass sich beispielsweise die Anlieger des Störmthaler Sees in einer repräsentativen Umfrage deutlich mehrheitlich gegen Massentourismus gewandt haben, die Bürgermeisterin und Chefin des Tourismusvereins, Lantzsch, dieses ebenfalls weiß und trotzdem die Gewässer des südlichen Seenlandes als spektakelorientierte Gewässer ausgewiesen hat – also gegen die Interessen der Bürger handelnd! Gleichwohl einen vermeintlichen Beteiligungsprozess initiierend.

Und noch viel mehr, in sämtlichen Publikationen der Kommunen des sogenannten Grünen Rings Leipzig und natürlich diesem selbst ein Segelboot als Symbol für die angebliche Nutzung der Tagebaurestlöcher verwandt wird. Ebenfalls den Bürger verdummend, ist doch sowohl die aktuelle, noch viel mehr die zukünftige Nutzung motororientiert! Stattdessen die LVZ unreflektiert über dieses “Fun-Sport”-Areal berichtet.

Nicht gewundert werden muss sich über die Tatsache, dass wasserrechtliche Genehmigungen für private Motor-Boote für Tagebaurestseen erteilt werden, die dem Bergrecht unterstehen und wasserrechtliche Genehmigung vermutlich nur vor dem Hintergrund eben dieser Nutzung erteilt werden dürfen. Also gerade nicht an private Nutzer, sondern lediglich für Sanierungsarbeiten, da die Nutzung bergrechtlicher Natur ist?! Die LVZ ebenso völlig unkritisch nicht einmal die Frage danach stellt?!

Wie kann jedoch hierüber auch kritisch berichtet werden, wenn die LVZ wirtschaftlich davon partizipiert, in dem über den LVZ-Ticketstore beispielsweise Tickets für das offensichtlich rechtswidrig durchgeführte “Highfield-Festival” verkauft werden?! Mithin ein Interessenkonflikt par excellence vorliegt?! Weshalb ich mich dann allerdings nicht mehr über diese Art der Berichterstattung wundere!

Wie gesagt, vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über die Rolle “der Medien” ist diese Art der Berichterstattung mit “beschämend” nur unzureichend umschrieben!

Mit freundlichen Grüßen

Olaf Maruhn

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