Von Dr. Matthias Gründig: Erst kommt der Eisvogel dann der Mensch. Der Eisvogel ist eine schützenswerte Spezies. Darüber gibt es keinen Zweifel. Mit seinem buntschillernden Gefieder begeistert er nicht nur Naturfreunde, auch in Leipzig. Zu dessen Schutz im Bereich des Floßgrabens wurde jetzt ein verschärfter Erlass veröffentlicht. Der Eisvogel soll vor lärmenden Bootsfahrern geschützt werden und sich dadurch gut vermehren. Die LVZ berichtete ausführlich darüber.
Über die ca. 60.000 Bürger von Leipzig, die vom Fluglärm des Flughafens Leipzig/Halle betroffen sind, berichtet keiner (bis auf die l-iz). Es kümmert weder die verantwortlichen Politiker noch die Medien, dass Fluglärm nachweislich krank macht. So gesehen sind das schlechte Bedingungen, um unsere menschliche “Brut” aufzuziehen.
Der Flughafen besitzt einen von der Sächsischen Staatsregierung ausgestellten Freibriefe für eine rücksichtslose Betriebsführung. Hier einige Beispiele: Neuer Antrag: Triebwerksprobeläufe auch außerhalb der dafür vorgesehenen Halle und auch nachts; kurze Südabkurvung: Wird trotz Gerichtsbeschluss des OVG und fehlender Umweltverträglichkeitsprüfung beflogen; Bahnverteilung: Genehmigte Nutzung Nord- und Südbahn : 50:50, derzeit wird nachts die stadtnahe Südbahn zu ca. 90 % beflogen.
Das Geschrei der Flughafenlobby wegen der gefährdeten Arbeitsplätze ist uns beim Thema Fluglärm sicher. Es dient vor allem dazu, die Politiker einzuschüchtern. Nach dem Gutachten eines renommierten Spezialisten kann der Flughafen sogar mit einer Start- und Landebahn und natürlich auch ohne die kurze Südabkurvung auskommen, die über unsere Köpfe hinweg führt.
Den Eisvogel zu schützen ist gut, damit kann man sich schmücken, da gibt es keinen nennenswerten Widerstand und es kostet nicht viel. Die Leipziger Bürger vor dem Fluglärm zu schützen, ihnen eine gesunde Lebensqualität zu bieten, da sieht es leider anders aus. Die Mittagsruhe des Eisvogels ist dann wohl wichtiger als die Nachtruhe der Menschen.
Es bleibt zu hoffen, dass der Beitritt der Stadt Leipzig zur Klage des Leipziger Ökolöwen gegen die kurze Südabkurvung vor dem Oberlandesgericht Bautzen nicht nur ein Formsache ist, sondern dass die Klage auch aktiv (z. B. materiell) unterstützt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Matthias Gründig, Böhlitz-Ehrenberg
Anm. d. Red.: Leider trifft die Annahme zum Eisvogel nicht zu. Dazu hier mehr vom 27. November 2014 auf L-IZ.de
Stadt Leipzig plant im Jahr 2015 die Erweiterung der Befahrungszeiten für Boote auf dem Floßgraben: Ökolöwe benennt Verstöße gegen Naturschutzrecht
Zum Thema Fluglärm auf der L-IZ.de vom 9. November
Nächste Sitzung der Fluglärmkommission: Bürgerinitiative fordert Leipzigs OBM auf, endlich Rückgrat zu zeigen
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