Von Wolfgang Stoiber (NuKla e.V.): Wie nun zu hören ist, wurde das für den 13. Mai 2014 im Rahmen der Naturschutzwoche geplante Auwaldforum "Auwald braucht Wasser" kurzfristig abgesagt mit der Begründung, dass ein "maßgeblicher Referent" verhindert sei. Nach Recherchen von NuKLA handele es sich dabei um den Leiter der Landestalsperrenverwaltung, Axel Bobbe. Wer "verhindert" da wen oder was?
Nun wäre es bezogen auf das Thema der Veranstaltung, die Rettung der Burgaue als Auenökosystem, nicht dramatisch, wenn ausgerechnet der Referent der LTV nicht teilnehmen könnte, da diese grundsätzlich andere Interessen zu vertreten hat. Der im Leipziger Raum praktizierte technische Hochwasserschutz ist dabei völlig ungeeignet, die naturschützerischen Belange betroffener Gebiete – wie es der Leipziger Auwald ist, von sich aus in seine Planungen und Umsetzungen einzubeziehen.
Einem Wunder nahe gekommen wäre es, ein Mann wie Axel Bobbe, in seiner Funktion als Leiter der LTV und mit den entsprechenden Befugnissen ausgestattet, hätte die Gelegenheit genommen und sich in einen konstruktiven Dialog mit denjenigen begeben, denen der Erhalt der von seinen Maßnahmen direkt betroffenen Burgaue – als ökologisches Kleinod im Eigentum der Leipziger Bürgerinnen und Bürger – am Herzen liegt. Wegen seiner verhinderten Teilnahme die komplette Veranstaltung abzusagen, zu der hochkarätige Auwald- und Flussauenexperten aus ganz Deutschland eingeladen waren und zugesagt hatten, ist schon eine wunderliche Entscheidung der Leipziger Verwaltung.
Sie könnte davon zeugen, wie schwer sich die Stadt Leipzig tut, eine eigene Meinung ohne die Führungsspitze des technischen Hochwasserschutzes im Gespräch mit jenen zu haben, die ihre alternativen Konzepte zur Debatte zu stellen nach Leipzig kommen wollten.
Eine Aue braucht dringend Wasser: Wenn es wie in den letzten 80 Jahren weitergeht, ohne dass regelmäßig dynamische Flutungen in die Burgaue kommen, weil Deiche und metertiefe Spundwände sie vor Hochwasser “schützen” sollen und ihr damit das lebensnotwendige Wasser abgraben, wird sie sehr bald keine Aue mehr sein. Damit verlöre Leipzig ein in Europa einzigartiges urbanes Auengebiet, etwas, worauf man hier stolz sein und das man deshalb wie den sprichwörtlichen Augapfel hüten sollte. Der Ersatzneubau des Nahleauslasswerkes in der jetzt umgesetzten Form zementiert (im wahrsten Wortsinn) statt dessen die bisherige Situation der Austrocknung, verschlimmert sie sogar noch.
Während der gesamten 10-jährigen Planung gab es keinerlei Gespräche mit den Naturschützern; von Seiten der Stadt Leipzig wurden durch die LTV angeforderte Zustimmungen widerspruchslos erteilt. Die dazu von NuKLA in Brüssel eingereichte EU-Beschwerde ist in Bearbeitung. Das Positionspapier der Leipziger Naturschutzverbände, der Stadt eingereicht am 10. März 2014 bleibt weiterhin von den Zuständigen unbeantwortet.
Das Auwaldforum wäre nun ein Rahmen für Gespräche und mögliche Annäherungen gewesen. Der Versuch, alle wenigstens in einen Raum, wenn auch nicht gleich zwangsläufig an einen Tisch zu bringen, ist damit vorläufig gescheitert: die Sommerurlaubszeit naht mit großen Schritten und wird dafür sorgen, dass zeitnah kein Termin möglich ist, an dem alle Interessierten kommen können… Zeit, die weiter Tatsachen mit gravierenden Folgeschäden schafft.
Zum Artikel vom 9. Mai 2014 auf L-IZ.de
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