Von Dirk Stoklossa: "Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot. Mein bester Freund ist mir verloren, der mit der Kindheit mich verband. " Leider hat dieses Lied an Aktualität nichts eingebüßt. Unsere Kinder haben kaum noch die Möglichkeit auf alte Bäume zu klettern - es gibt sie schlicht und einfach nicht mehr. Derzeit vollzieht sich ein radikaler Umbau unserer Landschaft. Wo früher blühende Bänder von Obstbäumen, Holunder und Schlehenbüschen die Feldraine säumten und eine Freude für das Auge des Betrachters waren, finden wir heute riesige Feldschläge.
Ausgeräumte Landschaften zum Zwecke einer intensivsten Bewirtschaftung, oder um die Gier nach Heizholz zu stillen. Nachgepflanzt wird überhaupt nicht mehr oder wenn, nur marginal. In Sachsens Wäldern zeichnet sich dasselbe Bild ab. Eine Übernutzung lässt kaum einen Baum sein Jugendalter überstehen. Sachsens Wälder sind zu jung! Weil jeder Baum, auch wenn er nur im entferntesten dazu taugt, als Nutz -oder Brennholz herhalten muss. Unsere Kinder können sich ja alte erhabene Bäume am PC anschauen.
Dies hat auch dramatische Folgen für die heimische Tierwelt. 42 Prozent der Vogelarten sind lt. sächs. Umweltbericht bereits gefährdet. Nur in alten Bäumen können zahlreiche Vögel ihre Bruthöhle oder ihren Nistplatz bauen. Gleichzeitig sind diese Bäume Lebensraum für zahlreiche Insekten, Käfer und Larven. Diese bilden wiederum die Nahrungsgrundlage für viele Vogelarten.
Und so schließt sich der Kreis. Wird ein Baustein aus der Mauer herausgenommen, kann die ganze Mauer irgendwann einstürzen. An vielen Straßenbäumen erkennt man sie derzeit wieder: die Farbkreuze. Der bedenkenlose Einsatz von Streusalz und ein unsachgemäßer Verschnitt führen zu einer Verstümmelung der Straßenbäume. “Er sieht nicht mehr schön aus und stellt eine Verkehrsgefährdung dar: “Freigeben zur Brennholzverarbeitung”! Mag das auch für den ein oder anderen Baum zutreffen – ein herunterfallender Ast – Gefahr, Gefahr!
Dieselbe könnte aber auch von jeder Dachziegel ausgehen, also: “Alle Häuser abdecken!” Sachsen möchte sich stärker im Tourismus profilieren. Doch wo liegt der Reiz in einer ausgeräumten Landschaft ohne Blickpunkte? Dafür muss niemand hierher kommen, das gibt’s auch daheim in der Magdeburger Börde. Die Freigabe der Baumschutzsatzung hat uns nichts Gutes gebracht, sieht sich doch keiner mehr gezwungen auch nachzupflanzen. Die alte Regel “Für jeden gefällten Baum zwei neue einpflanzen” gilt nicht mehr. Unsere Kinder werden es uns danken.
Keine Kommentare bisher