Von Dr. Leonhard Kasek; Ökologe: Kaum ist das Hochwasser vorbei beginnt die kleinkarierte Rauferei um Mittel für die Beseitigung der Schäden und um besseren Schutz. Auf diese Weise wird das nächste Hochwasser vorbereitet. Hochwasserschutz für Leipzig findet vor allem flußaufwärts statt. Vom Hochwasser darf möglichst wenig in Leipzig ankommen. Wir müssen also mit den Gemeinden reden, die flussaufwärts liegen.
Aber weshalb sollte eine Kommune zum Vorteil von Leipzig das Wasser auf Feldern, Wiesen und in Auwäldern breit laufen lassen, damit es in Leipzig nicht in die Höhe geht und die Stadt flutet? Hier muss auch über Geld gesprochen werden und über vernünftige Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen. Das funktioniert zentral nicht und die Ländergrenzen schaffen unnötige Hindernisse. Die Elster fließt durch Thüringen und Sachsen-Anhalt bevor sie nach Leipzig kommt.
Ist das Wasser erst in Leipzig helfen tatsächlich nur möglichst hohe Deiche wenn es geht mit Betonkern. Das kostet wesentlich mehr als Kommunen flussaufwärts dafür zu bezahlen, ihre Flächen zu nutzen, das Wasser breit laufen zu lassen und im Hochwasserfall Landwirte für Ernteausfälle zu entschädigen. Dabei muss intensiv auch über Bäume, Gebüsch und Gras nachgedacht werden. Sie helfen, den Boden offen zu halten, so dass mehr versickern kann und die Natur das Wasser speichert. Baumarten wie Eichen oder Schwarzerlen bilden tiefe Pfahlwurzeln, die helfen auch völlig aufgeweichten Boden fest zu halten.
Flachwurzelnde Bäume wie Pappeln oder große Weiden dagegen stürzen leicht, wenn der Boden aufgeweicht ist und richten Schäden an. Die Flachwurzler zu fällen ist richtig, die Tiefwurzler zu fällen ist teurer Schwachsinn. Wenn der OBM dazu keine Lust hat über diese Fragen zu diskutieren, heißt das, dass sein Blick an Leipzigs Grenze endet. Mit dieser Kurzsichtigkeit kann er Leipzig nicht schützen! Er sollte besser alle Anlieger von Elster, Pleiße und Parthe nach Leipzig zu einer Flusskonferenz einladen, um zu beraten, wo am kostengünstigsten und wirksamsten der Schutz vor Hochwasser organisiert werden kann. Nach aller Erfahrung kostet es mit der Natur weniger und bringt mehr als nur in Leipzig mit Beton und schwerer Technik.
Lehren aus dem Hochwasser 2013: Entsiegeln, Deiche zurückverlegen, den Flüssen wieder Luft zum Atmen geben
Manch ein Politiker spielte dieser Tage …
Langfristig ist es aber auch zwingend nötig, die Flächenversieglung massiv zu bremsen. Straßen und Parkplätze lassen ebenso wenig Wasser versickern wie durch schwere Technik stark verdichteter Unterboden unter den Feldern. Warum nicht die Grundsteuer so reformieren, dass unversiegelter Boden auf Wohngrundgrundstücken von der Steuer befreit wird und dafür die Steuer für versiegelte Flächen kräftig angehoben wird?
Zwingend nötig ist es auch, mehr für den Klimaschutz zu tun. Das Beste und wirtschaftlichste dabei ist, Energie sparen und in Leipzig Rad und ÖPNV statt des Pkw zu nutzen.
Völlig unverständlich ist dagegen die Forderung die Bürgerbeteiligung abzubauen. Andere Bundesländer haben längst bewiesen, dass da wo die Bürger von Anfang in die Planung mit einbezogen werden, es nicht zu Verzögerungen kommt sondern stattdessen die Akzeptanz von Maßnahmen wächst. Sachsen ist um Bundesvergleich Schlusslicht beim umweltverträglichen Hochwasserschutz. Dass nunmehr auch der Oberbürgermeister auf Linie der konservativen Befehlsliebhaber einschwenkt ist umso trauriger. Helfen wird das Leipzig beim nächsten mal nicht.
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