Carsten Schulze: Ganz unabhängig von Schneiders Bauepoche in Leipzig erstaunt mich die einfordernde Sensibilität des Stadtrates und Bauausschluss-Mitgliedes Herrn Schlegel. Wenn es darum geht, in der heutigen Zeit vor blindem Aktionismus und Abriss zuerst nachzudenken, Denkmalswerte zu diskutieren und geeignete Formen des Umgangs zu finden, will er wie ein Berserker und wider besseren Wissens (er kennt die Thematik aus diversen öffentlichen Veranstaltungen) die als vermeintliche “Gurkenfabrik” benannten Ruinen an der Tarostraße abreißen lassen.
Tatsächlich handelt es sich bei dem höheren Ziegelbau um das älteste noch existierende Stück Eisenbahnbaugeschichte im Lande, erbaut zu Poetzsch’ Zeiten. Denn der Hochbau war der Anheizschuppen der damaligen Betriebsanlagen des Bayerischen Bahnhofs. Selbiger als Bauwerk ist zwar alt (1840 – 1842 erbaut), jedoch längst nicht mehr in Originalsubstanz erhalten.
Die Ruine legt nun nicht gerade nahe, zum Juwel wieder erweckt zu werden, doch warum Herr Schlegel an allen Stellen nicht müde wird, um eine sofortige Beseitigung zu werben, entzieht sich jeder Logik. Bitte, reißt alles fort, was schert uns Kultur! Sein Plädoyer zum Thema Schneider erscheint dann nur in einem anderen Licht.
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