Von Hannes Mann: Ich finde die Maßnahme in der Georg-Schumann-Straße sehr gut. Ich war positiv überrascht, als ich sie das erste Mal bemerkt habe und ich bin mir sicher, sie wird nicht nur dazu beitragen, Unfälle zu vermeiden, sondern vor allem auch diese Magistrale ein Stück lebenswerter zu machen. Schauen Sie sich doch mal die großen Ausfallstraßen Leipzigs an, die hauptsächlich dem motorisierten Verkehr gewidmet sind. Leerstehende verfallene Häuser, neu sanierte Häuser, in denen niemand wohnen will, Geschäfte, die sich aufgrund der fehlenden Laufkundschaft nicht halten können.
Wenn man als Fremder diese Straßen nutzt, erscheint einem Leipzig fast als Geisterstadt. Die Georg-Schumann-Straße (sowie bspw. die Delitzscher und die Wurzener Straße) sind doch schon jetzt fast tote Straßen. Nur der Autoverkehr rollt und rollt. Ist so eine Stadt denn noch lebenswert, in der der PKW-Verkehr dermaßen bevorzugt wird, daß die Innenstadt bspw. durch einen fast autobahnartigen Gürtel vom Rest der Stadt abgeschnitten wird und in der die großen Hauptstraßen den Eindruck einer Nekropole erwecken?
Diese Maßnahme ist genau richtig.
Zudem bitte bedenken: auch wenn viele nichts mehr von dem Thema hören wollen; die Feinstaubwerte feiern in Leipzig Rekorde. Auch die Umweltzone hat nichts gebracht, denn der Hauptteil des Autoverkehrs läuft immer noch und wird immer mehr. Dabei bitte bedenken: die Umweltzone ist kein Selbstzweck der Stadt, die Stadt mußte sie einführen, da es Richtlinien seitens der EU dazu gibt. Und diese Richtlinien sind prinzipiell der richtige Weg, wenn man sich die Gefährlichkeit von Feinstaub einmal so anschaut. De Facto sieht es so aus: Wir als Anwohner atmen jeden Tag die Abgase dieses PKW-Verkehrs ein – mit unabsehbaren Folgen für unsere Gesundheit (das Risiko für Krebs und Atemwegserkrankungen wird durch Feinstaubbelastung erhöht). Dazu kommt die Lärmbelästigung durch den Verkehr, ein Thema, daß auch gern belächelt wird.
Aber es ist erwiesen, daß solcher Lärm durchaus äußerst negative Folgen auf die Gesundheit der Anwohner hat (Blutdruck, Schlafstörungen). Auch was diesen Aspekt angeht, muß ich sagen, die Förderung des Radverkehrs und die Drosselung des motorisierten Individualverkehrs ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer lebenswerten Großstadt.
Ich wünsche der Georg-Schumann-Straße auf jeden Fall viel Glück bei der Genesung. Ich wünsche ihr mehr Fußgänger, mehr Radfahrer, mehr Geschäfte und mehr Anwohner. Und ich empfehle jedem, dem es möglich ist, umzusatteln auf das Fahrrad, auf Schusters Rappen oder auf den ÖPNV. Sie tun nicht nur sich selbst etwas gutes (durch mehr Bewegung), sondern auch Ihren Mitmenschen, der Umwelt und der Stadt als Gemeinschaft.
Anmerkung zu der bisherigen Nutzung der neuen Radverkehrsstreifen: zu einem denken Sie bitte daran, daß doch Viele im Winter lieber die Straßenbahn nutzen anstatt das Rad zu nehmen. Zum anderen muss sich diese Maßnahme auch erst etablieren. Sicher wird sie langfristig angenommen werden. Und gerade im vorderen Teil der Georg-Schumann-Straße Richtung Chausseehaus oder rings um die Innenstadt gibt es durchaus regelrechte Staus auf den Fahrradwegen (vor allem im Sommer). Wenn ich an die Benzinpreise denke, wird sich die Situation in den nächsten Jahren mit Sicherheit dort verschärfen.
Zum Artikel vom 15. November 2012 auf L-IZ.de
Bericht des Radverkehrsbeauftragten: Mehr Radverkehr macht Druck auf Leipzigs Verkehrspolitik
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