Von Eyk Henze (ed. cetera Verlag Leipzig): Auch für uns, einen kleinen, neu gegründeten Verlag aus Leipzig, stellen sich die Fragen von Urheberrechten und dem Schutz des geistigen Eigentums, gerade vor dem Hintergrund des anhaltenden eBook-Booms.
Wir glauben, dass die derzeitige Rechtslage reformiert werden muss, Abkommen wie ACTA jedoch in die vollkommen falsche Richtung führen, mal ganz abgesehen davon, dass sie ohne Beteiligung der Betroffenen hinter verschlossenen Türen verhandelt wurden und werden.
Verfolgt man die aktuelle Diskussion zum Urheberrecht im Netz, so lassen sich zwei weithin gegensätzliche Richtungen konstatieren. Während die einen auf einen Kontrollverlust, d.h. ein gelockertes Urheberrecht setzen, bevorzugen die anderen eine größtmögliche Kontrolle und rekurrieren dabei auf das sog. Digital Rights Management (DRM). Wir selbst nutzen – was gewiss ein Ausnahmefall in der Buch- und Verlagsbranche ist – freie Lizenzen und bieten, auch wenn bzw. weil wir gerade erst mit dem literarischen Geschäft begonnen haben, unseren Romanerstling komplett kostenlos und mit einer offenen Lizenz versehen auf unserer Webseite zum Lesen, Herunterladen und freiem Weiterverbreiten an.
Ob sich daraus für kleine Unternehmungen wie uns ein mittel- oder gar langfristiges ökonomisches “Modell” stricken lässt, werden erst die konkreten Erfahrungen zeigen, auch wenn wir auf die – nicht nur monetäre – Wertsteigerung durch Kontrollverlust setzen.
Aber wie auch immer die Sache am Ende auch ausgeht, sicher ist, dass sich der Buchmarkt derzeit grundlegend verändert. Es ist daher die Aufgabe von Verlagen, aber auch von Autoren und allen anderen am literarischen Betrieb Beteiligten, mitzuhelfen, dass die bestehende Vielfalt gewahrt, ja vielleicht sogar ausgebaut wird und die Konzentration von ökonomischer Macht und Kapital, wie wir sie seit einigen Jahren in immer größerem Ausmaß erleben, nicht kommentarlos hingenommen wird. Einen allein seligmachenden Weg gibt es bei alldem nicht, aber wir sind der Ansicht, dass es besser ist, neue Wege wie freie Lizenzen und ähnliches auszuprobieren, auch wenn sich der ein oder andere dabei als Sackgasse entpuppen sollte.
PS: Das Wichtigste aber ist und bleibt natürlich das Büchermachen, die Literatur. Auch hier gibt es noch viel Neues auszuprobieren, nicht nur bei den eBooks, sondern auch beim guten, alten gedruckten Buch.
Zum Artikel vom 13. März 2012 auf L-IZ.de
Von Urheberrechten, E-Books und Gefahr für die Kulturlandschaft: Leipziger Jurist warnt vor Ende des gedruckten Buches
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