Von Silvio Reisinger: Diese Umfrage bestätigt meine Erfahrungen in der täglichen Arbeit und zeigt deutlich, dass man den ganzen E-Book-Hype auch ein stückweit zu relativieren imstande sein sollte. E-Books sind eine Bereicherung - aber kein Ersatz für gedruckte Bücher, zumindest nicht im geistes- und sozialwissenschaftlichen Spektrum. Das wird über Jahre hinaus noch so bleiben.
Im sozialwissenschaftlichen Bereich gibt es Untersuchungen die zeigen, dass bis zum Jahre 2018 keine 50 Prozent der insgesamt erscheinenden Titel als elektronische Version verfügbar sein werden. Fachbuchverlage halten sich mit Publikationen von Standardwerken tunlichst zurück, weil sie um den Absatz der bisher von den Bibliotheken angeschafften Mehrfachexemplare und damit um ein profitables Geschäftsfeld fürchten.
Niemand kann bestreiten, dass das Verhältnis besonders in den naturwissenschaftlichen Fachbereichen vollkommen anders aussieht. Dort spielen tagesaktuelle Zeitschriftenaufsätze, die in aller Regel nur noch oder hauptsächlich elektronisch verfügbar sind, eine viel entscheidendere Rolle als Bücher (in welchem Format auch immer).
Kluge Köpfe im Bibliothekswesen haben seit Jahren von einem “hybriden” Verhältnis zwischen Print- und E-Publishing gesprochen. Das sollte man sich immer vor Augen halten bevor man womöglich auf einen – natürlich auch von bestimmten Interessen gespeisten – Zug aufspringt, der allzu rigoros und irreversibel in eine Richtung fährt, die dann auch mal ins negative ausschlagen kann. Für alle Mitfahrer.
Zum Artikel vom 14. März 2012 auf L-IZ.de
Kleine Umfrage unter Autoren und Verlagen: Von Selbstverlag und E-Book halten die Wenigsten was
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