Die Staatsanwaltschaft Leipzig und die EG Schock der Kriminalpolizei Leipzig konnten einen weiteren Erfolg bei der Bekämpfung des bandenmäßigen Betruges im Kriminalitätsbereich „WhatsApp-Betrug“ erzielen. Im Zuge aufwändiger und intensiver Ermittlungen gelang es den Ermittlungsbehörden am 27. März 2024 drei Personen festzunehmen, die im Verdacht stehen, an einer Vielzahl von Betrugsfällen zu Lasten von Geschädigten im gesamten Bundesgebiet beteiligt gewesen zu sein.
Ausgangspunkt der Ermittlungen in diesem Verfahren war ein Betrugssachverhalt zum Nachteil eines Geschädigten aus Leipzig, der sich am 7. März 2024 ereignete. Dabei kontaktierten die bis dato unbekannten Tatverdächtigen den Mann zunächst per SMS, gaben sich als dessen Sohn aus und forderten die Kontaktaufnahme über den WhatsApp-Messenger. In der Annahme, dass sich sein Sohn bei ihm melde, ging der Geschädigte auf die Kontaktaufnahme ein.
Während des weiteren Austauschs forderten die Tatverdächtigen die Bezahlung dringender Rechnungen. Der Geschädigte, der weiter darauf vertraute, dass es sich bei dem Kontakt um seinen Sohn handele, der dringend finanzielle Unterstützung brauche, überwies am 7. März 2024 einen Gesamtbetrag im unteren vierstelligen Bereich.
Die bis dahin verdeckt geführten Ermittlungen führten zur Lokalisierung der Tatverdächtigen in Düsseldorf. Mit Unterstützung von Spezialkräften der Polizei Nordrhein-Westfalen sowie der örtlichen Kriminalpolizei gelang am 27. März 2024 die Festnahme dreier niederländischer Staatsangehöriger (männlich, 17, 18 und 20) in einem Hotelzimmer in Düsseldorf. Dabei wurden im Rahmen der dort durchgeführten Durchsuchungsmaßnahmen mehrere technische Beweismittel sowie Bargeld sichergestellt.
Gegen die drei Tatverdächtigen wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft Leipzig von einem Ermittlungsrichter Haftbefehl u.a. wegen des dringenden Tatverdachts des banden- und gewerbsmäßigen Betruges erlassen und in Vollzug gesetzt. Die Beschuldigten befinden sich seit dem 28. März 2024 in Untersuchungshaft. Im Zuge der andauernden Ermittlungen konnte festgestellt werden, dass die bandenmäßig agierenden Tatverdächtigen wenige Tage vor Zugriff zehntausende SMS mit dem Inhalt „Hallo Papa, das ist meine neue Handynummer…“ an eine Vielzahl von Empfängern versendet hatten.
Die Anzahl der Fälle, in denen es nach dem Empfang der SMS zu einer Kontaktaufnahme und eventuell nachfolgenden Geldforderungen und täuschungsbedingten Überweisungen kam, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Die weiterhin intensiv geführten Ermittlungen konzentrieren sich nunmehr auf die Auswertung der sichergestellten Beweismittel.
Wir bitten um Verständnis dafür, dass aus ermittlungstaktischen Gründen keine weiteren Einzelheiten bekanntgegeben werden können und diesbezüglich von Anfragen dazu abgesehen wird.
Erläuterung zu den beteiligten Ermittlungsbehörden:
Staatsanwaltschaft Leipzig als Schwerpunktstaatsanwaltschaft für die Verfolgung von Straftaten von besonderer Bedeutung im Bereich der Cyberkriminalität
In Umsetzung des Gesamtkonzepts zur Organisation der Cybercrime-Bekämpfung in Sachsen ist die Staatsanwaltschaft Leipzig seit dem 01.09.2023 als sogenannte Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Verfolgung von Straftaten von besonderer Bedeutung im Bereich der Cyberkriminalität zuständig, soweit die Straftaten in den Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaften Leipzig, Chemnitz oder Zwickau fallen.
Ermittlungsgruppe „Schock“ der Kriminalpolizeiinspektion Leipzig für die Bekämpfung bestimmter Ausprägungen massenhaft begangener Vermögensdelikte
Zur Bekämpfung von Betrugsstraftaten unter Nutzung der Tatmittel Internet und/oder Telekommunikation durch aus dem Ausland agierende Tätergruppierungen, vor allem der Phänomene Messenger-Betrug, Schockanrufe und Falscher Polizeibeamter wurde zum 01.06.2023 die Ermittlungsgruppe „Schock“ ins Leben gerufen. Der bei der Kriminalpolizeiinspektion Leipzig angegliederten Ermittlungsgruppe gehören spezialisierte Ermittler und operative Auswerter an. Bezogen auf die Ermittlungszuständigkeit handelt es sich auf Landesebene um ein polizeiliches Pilotprojekt.
Allgemeine Anmerkungen zum Tatablauf:
Der „Messenger-/WhatsApp-Betrug“ ist bundesweit zu einem weit verbreiteten Kriminalitätsphänomen mit oft dramatischen Folgen geworden. Seit Jahren zeigt sich auch in Sachsen eine stetig zunehmende Zahl solcher Straftaten, die regelmäßig von professionell agierenden Banden begangen werden. Dabei werden zunächst eine Vielzahl von SMS in Wellen an zahlreiche Empfänger versendet, in denen vorgegeben wird, ein naher Familienangehöriger zu sein („Hallo Mama/Papa“).
Für die weitere Kommunikation wird seitens der Täter um Kontaktaufnahme per WhatsApp unter derselben oder einer weiteren Nummer gebeten. Im Verlauf des unter der Kontaktrufnummer geführten WhatsApp-Chats versuchen Täter die gutgläubigen Geschädigten unter Vorspiegelung einer Notlage oder eiligen Zahlungsverpflichtung dazu zu bewegen, Online-Überweisungen in Echtzeit auf ein Bankkonto zu tätigen.
Keine Kommentare bisher