Hungernde, unterernährte Kinder, offenkundige Folteropfer, eingesperrte oder gequälte Tiere – Bilder, die uns emotional erreichen, Nachdenklichkeit und Betroffenheit auslösen und an unsere Hilfsbereitschaft appellieren.
Neben seriösen Spendensammlern gibt es aber auch einige, die mit fragwürdigen Methoden und zum Zweck der eigenen Bereicherung Geld sammeln.
Sie sprechen ihre potenziellen Opfer auf der Straße, in Fußgängerzonen, Ladenpassagen, Supermärkten, Banken und Bahnhöfen an. Vorgezeigte Spendenlisten, auf welchen bereits Spender und Geldbeträge eingetragen sind, werden zum Zwecke der guten Reputation vorgezeigt – zur „Orientierung“ und Deklaration der Seriosität des jeweiligen Anliegens.
Eine weitere Form ist das Auftreten von angeblichen Mitarbeitern von wohltätigen Organisationen, wie dem Deutschen Roten Kreuz, dem Malteser Hilfsdienst e. V., der Johanniter-Unfall-Hilfe und dem Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e. V., an der Haus- bzw. Wohnungstür. Die insbesondere älteren Geschädigten werden dabei oftmals durch Schüren von Ängsten zu Dauerspenden oder Fördermitgliedschaften überredet.
In einigen Fällen wurde den Geschädigten durch angebliche Mitarbeiter von Hilfsorganisationen suggeriert, dass im Falle einer Corona-Erkrankung der Rettungsdienst nicht kommen wird, wenn der Betroffene nicht eine Mitgliedschaft abschließt. Durch die Spendensammler vor Ort werden zum Teil auch Trickdiebstähle mittels Ablenkung des Opfers begangen.
Spendenbetrug erfolgt übrigens nicht nur vor Ort. Post- oder Onlineaufrufe sind die zeitgemäßen Kommunikationswege, welche die Betrüger auch entsprechend intensiv benutzen. Dabei ist eine Homepage kein Garant für die Vertrauenswürdigkeit einer Organisation. Professionell gestaltete Internetseiten können zwar einen seriösen Eindruck vermitteln, das befreit aber nicht davon, auch hinter die Kulissen zu blicken und zu prüfen, ob im Impressum ein Ansprechpartner sowie eine ordentliche Adresse genannt sind.
Wer Zweifel hegt, sollte weitere Informationen wie Satzung, Jahresbericht usw. betrachten und sich darüber informieren, was andere Quellen im Internet zu der jeweiligen Organisation und ihren Aktivitäten berichten. Das gilt auch für die zahlreichen, über soziale Medien verbreitete, Spendenaufrufe oder Kaufangebote, deren Erlöse ausschließlich gespendet werden sollen.
Zahlen* und Fakten: Betrug und Diebstahl durch Spendensammler in Sachsen
Im Vergleich der Fallzahlen 2020 mit 2021 bei Betrugsdelikten im Zusammenhang mit angeblichen Spendensammlern lässt sich feststellen, dass das Fallaufkommen in Sachsen gestiegen ist – 2020 (61 Fälle, davon 37 Vollendungen), 2021 (97 Fälle, davon 64 Vollendungen). Dazu gesellen sich noch zehn Diebstahlsdelikte (davon neun Vollendungen) im Jahr 2020 und 31 Fälle im Jahr 2021 (davon 30 Vollendungen).
Diese Zunahme zeigt, dass hier wirklich Vorsicht geboten ist und man nicht leichtfertig handeln sollte, um vermeintlich Gutes zu tun.
Tipps: Unseriöse Spendensammler erkennen und sich richtig verhalten
• Angesprochene sollten misstrauisch werden, wenn der Spendensammler sie mit besonders emotionalen Bildern oder Ansprachen sowie angsteinflößenden Botschaften konfrontiert.
• Forsches oder gar aggressives Verhalten, das unter Druck setzt, ist ebenfalls typisch für Betrüger.
• Wichtig: Abstand halten und das Portemonnaie nicht herausholen.
• Im Falle massiver Bedrängung, z. B. während des Geldabhebens in der Bank, Dritte auf die Situation aufmerksam machen und die Polizei unter 110 rufen.
• Kein Geld an unbekannte Personen oder Organisationen übergeben bzw. spenden. Seriöse Spendensammler können sich auch als solche ausweisen. Ist ein Spendensiegel vergeben? Gibt es ein Spendenzertifikat?
• Statt einer schnellen Spende an der Haustür oder unterwegs, überlegen Sie in Ruhe was oder wen Sie gerne unterstützen wollen. Dann kann man auch mit einer gezielten Überweisung helfen.
• Lassen Sie sich nicht schnell und unüberlegt zu einer Fördermitgliedschaft überreden. Lassen Sie sich Informationsmaterial aushändigen und prüfen Sie in Ruhe die Seriosität der Organisation oder des Vereins.
Auszeichnungen und Gütesiegel, welche tatsächlich Wert haben
Beispiele seriöser Bewerter und Prüfer finden Sie z.B. hier:
• Das DZI vergibt ein Spendensiegel, wofür Organisationen ein freiwilliges Prüfverfahren durchlaufen müssen.
• Das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrates e.V. »Geprüfte Transparenz« wird nach einer Qualitätskontrolle durch Wirtschaftsprüfer vergeben.
• Das Europäische Spendensiegel für Non-Profit-Organisationen
• Anerkennung des Kodex vom Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe deutscher Nichtregierungsorganisationen e.V. (VENRO)
• Bei der Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ) können Sie Informationen über zivilgesellschaftliche Organisationen abrufen. Ist auf Überweisungsbelegen, die mit Spendenbriefen verschickt werden, eine Steuerbefreiung deklariert, ist dem eine fiskalische Anerkennung der Gemeinnützigkeit vorausgegangen.
* Grundlage der zum Zwecke der Auswertung erhobenen Daten der Jahre 2020 und 2021 bildet der Datenbestand des Polizeilichen Auskunftssystems Sachsen (PASS).
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