Die Staatsanwaltschaft Dresden und die Polizeidirektion Dresden ermitteln derzeit gegen fünf kosovarische Beschuldigte (24, 25, 26, 28 und 37 Jahre) wegen bandenmäßigen Callcenter-Betrugs. Das Verfahren ist Teil eines größeren Verfahrenskomplexes, an dem auch die Staatsanwaltschaften Ansbach und Bad Kreuznach sowie die Kriminalpolizeiinspektion Ansbach und die Kriminaldirektion Trier beteiligt sind.
Zur Koordination der umfangreichen internationalen Ermittlungen fand im Februar 2020 in Dresden ein auf Initiative der Staatsanwaltschaft Dresden unter Einschaltung des EU-Projekts „IPA/2017 Countering Serious Crime in the Western Balkans“ organisiertes Arbeitstreffen der deutschen und der kosovarischen Strafverfolgungsbehörden statt.
Den Beschuldigten liegt zur Last, als Mitglieder einer größeren Bande aus der Republik Kosovo seit September 2017 vornehmlich ältere, in der Bundesrepublik Deutschland wohnhafte Geschädigte angerufen und diesen wahrheitswidrig Lotteriegewinne vorgespiegelt zu haben, die gegen Zahlung vermeintlicher Gebühren und Auslagen in vier- bis fünfstelliger Höhe (etwa für Transport, Versicherungen und Notare) ausgeschüttet werden könnten.
Die geforderten Zahlungen sollten teilweise in bar an Geldabholer, teilweise über Zahlungsdienste erfolgen. Die an Geldabholer übergebenen Barbeträge wurden sodann durch Mitglieder der Gruppierung in den Kosovo verbracht. Die über Zahlungsdienste transferierten Buchgelder wurden in auf kosovarischem Staatsgebiet befindlichen Filialen des jeweiligen Zahlungsdienstleisters entgegengenommen.
In unzähligen Telefonaten bauten die Beschuldigten eine Vertrauensbasis zu den Opfern auf, die sie anschließend gezielt für ihre kriminellen Handlungen ausnutzten. Teilweise wurden sogar Geschädigte zur Ausführung der Taten eingesetzt, indem ihnen in Aussicht gestellt wurde, durch Abholung oder Annahme von Geldern weiterer Betroffener ihre eigenen Verluste ausgleichen zu können. Neben überwiegend hohen materiellen Schäden hatten die Taten für viele der meist betagten Opfer auch schwerwiegende psychische Folgen.
Im Rahmen einer zwischen der Staatsanwaltschaft Dresden, den Staatsanwaltschaften Ansbach und Bad Kreuznach sowie der zuständigen Schwerpunktstaatsanwaltschaft der Republik Kosovo abgestimmten konzertierten Aktion wurden am 11.11.2020 von Spezialeinheiten der Cyber Crime Unit der Kosovo Police insgesamt 13 Wohn- und Geschäftsräume im Kosovo durchsucht, neun Verdächtige festgenommen und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt (u.a. Anleitungen für die Gesprächsführung mit deutschen Beschuldigten, technisches Equipment eines ehemaligen und eines aktiven Callcenters sowie eine Schusswaffe).
Unter den festgenommenen Beschuldigten befindet sich auch der 28-jährige Beschuldigte in dem von der Staatsanwaltschaft Dresden geführten Verfahren, bei dem es sich um ein leitendes Bandenmitglied handeln soll.
Der von der Bande angerichtete Schaden ist noch nicht genau beziffert, dürfte jedoch im zweistelligen Millionenbereich liegen. Die Staatsanwaltschaft Dresden und die Staatsanwaltschaft Ansbach beabsichtigen, die hier geführten Ermittlungsverfahren bis auf Weiteres parallel zu den auf Anregung der beteiligten deutschen Staatsanwaltschaften in der Republik Kosovo eingeleiteten Ermittlungsverfahren gegen die Bande zu führen.
Nur so kann derzeit sichergestellt werden, dass die in Deutschland lebenden Geschädigten des Callcenter-Betrugsrings, von denen immer mehr bekannt werden, in Deutschland Ansprechpartner haben, die neu eingehenden Informationen zuverlässig an die Ermittlungsbehörden der Republik Kosovo übermittelt werden und den berechtigten Belangen des Opferschutzes Rechnung getragen werden kann. Erst zu einem späteren Zeitpunkt wird zu entscheiden sein, ob die hier geführten Ermittlungsverfahren an die zuständigen Behörden der Republik Kosovo abgegeben werden sollten.
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