Sachsen will die Demokratiebildung an Schulen forcieren. Dazu wird ab diesem Schuljahr zunächst an 15 Oberschulen ein erstes Modul unter dem Namen „Umgang mit Wahrnehmung und Wahrheit“ im Unterricht eingeführt. Es wurde bereits an sechs Oberschulen erprobt und evaluiert. Das neue Unterrichtsmodul wird innerhalb des regulären Unterrichts der Klassenstufe 6 vermittelt und ist eingebunden in die Fächer Ethik und Religion. Es wird von den Lehrern gemeinsam mit Rechtsanwälten, Richtern und Staatsanwälten im Unterricht umgesetzt. Ab dem Schuljahr 2018/2019 soll das Modul allen sächsischen Oberschulen zur Verfügung stehen.
„Dieses Unterrichtsmodul ermöglicht den Schülern aktiv zu erleben, wie Meinungsbildung, Subjektivität, Gerechtigkeit und Wahrheitsfindung funktionieren und zusammenspielen. Dies ist eine wesentliche Grundlage, um unser demokratisches Zusammenleben und unser Wertesystem zu verstehen. Besonders wertvoll für die Schüler ist, dass neben Lehrerinnen und Lehrern auch Vertreter der Justiz das Unterrichtsmodul durchführen“, betonte Kultusministerin Brunhild Kurth zur gemeinsamen Auftaktveranstaltung für das Projekt.
Justizminister Sebastian Gemkow ist überzeugt: „Nur wer weiß, wie unser demokratischer Rechtsstaat funktioniert, wird sich mit ihm identifizieren und auch Verantwortung für dessen Fortbestand übernehmen. Damit das gelingt, brauchen Schülerinnen und Schüler informierte Ansprechpartner – im Elternhaus wie in den Schulen.“
„Gehörtes und Erlebtes richtig zu erfassen und einzuordnen – diese Fertigkeiten sind Grundlage für die Entwicklung zum mündigen Bürger. Nur so können Entscheidungen und Prozesse eines Rechtsstaates mitgetragen werden.“, ergänzt Dr. Detlef Haselbach, Präsident der Rechtsanwaltskammer Sachsen. „Gern unterstützen die sächsischen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte das Projekt an den Oberschulen.“
Die Demokratieerziehung an Oberschulen zu stärken, war ein Ziel im „Maßnahme-Paket für ein starkes Sachsen“ des Sächsischen Kabinetts vom 4. März 2016. Mit dem Paket soll die politische Bildung und die Demokratie gefördert werden.
Um das umzusetzen, haben das Kultusministerium und das Justizministerium eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Sächsischen Bildungsagentur und der Rechtsanwaltskammer Sachsen unter Federführung des Sächsischen Bildungsinstituts ins Leben gerufen. Erarbeitet wurde das Modul „Umgang mit Wahrnehmung und Wahrheit“ durch Fachberater der Oberschulen unter aktiver Begleitung durch Praktiker aus Justiz und Anwaltschaft. Damit erleben die Schüler den Ablauf einer simulierten Gerichtsverhandlung aktiv und mit „echten“ Richtern, Staatsanwälten und Rechtsanwälten. Die Schüler werden mit verschiedenen Wahrnehmungen von Zeugen konfrontiert und spüren ihre eigene subjektive Wahrheit. Diese Erfahrung übertragen sie auf soziale Kontexte, wie zum Beispiel die Begegnung mit anderen Menschen und deren Wahrheiten.
Die Fachberater entwickeln derzeit weitere Module zu den Themenbereichen Zivilcourage, Menschen- und Völkerrecht für die Klassenstufen 7 und 8 sowie wehrhafte Demokratie für die Klassenstufen 9 und 10. Die Module sollen ebenfalls ab dem Schuljahr 2018/19 an ersten Oberschulen eingesetzt werden. Eingebunden werden sie dann außerdem noch in die Fächer Geschichte und Gemeinschaftskunde.
Übersicht der Schulen
- Oberschule der Stadt Leipzig
- Oberschule Dresden
- Oberschule der Stadt Leipzig
Gerhart-Hauptmann-Oberschule Limbach-Oberfrohna, 09212 Limbach-Oberfrohna Gottlieb Daimler Oberschule Bautzen, 02625 Bautzen Käthe-Kollwitz-Oberschule Crimmitschau, 08451 Crimmitschau Lessing-Oberschule Freital-Potschappel, 01705 Freital Oberschule „Friedrich Rückert“ Plauen, 08525 Plauen Oberschule am Planetarium Hoyerswerda, 02977 Hoyerswerda Oberschule Auerbach, 09392 Auerbach Oberschule Bernstadt „Klaus Riedel“, 02748 Bernstadt a. d. Eigen Oberschule Gablenz, 09126 Chemnitz Oberschule Olbernhau, 09526 Olbernhau Oberschule Paunsdorf, 04329 Leipzig Pestalozzi-Oberschule Meißen, 01662 Meißen
Keine Kommentare bisher