Dank eines neuen minimalinvasiven Verfahrens können die Viszeralchirurgen am Universitätsklinikum Leipzig jetzt Patienten mit Bauchfellkrebs neue Hoffnung schenken. Die PIPAC genannte interdisziplinäre Therapie ist sehr schonend und kann auch bei einer Unverträglichkeit gegenüber der Chemotherapie oder zusätzlich dazu angewendet werden. Die ersten Patienten wurden jetzt bereits erfolgreich am UKL mittels PIPAC behandelt.
Etwa 20.000 Menschen erkranken in Deutschland an Tumoren des Bauchfells, auch Peritoneum genannt. Das Bauchfell ist ein die Bauchhöhle auskleidendes Gewebe mit einer Ausdehnung von etwa 2 m². Entstehen hier Krebszellen, handelt es sich meist um Metastasen und damit um Krebs in einem fortgeschrittenen Stadium. Bisher werden Bauchfelltumoren mit einer klassischen Chemotherapie allein oder in Kombination mit großen Operationen behandelt. Beides ist sehr belastend für die oftmals ohnehin geschwächten Patienten.
Die PIPAC-Therapie (Pressurized IntraPeritoneal Aerosol Chemotherapy) ist eine schonende Behandlungsmethode bei Bauchfellkrebs. Bei diesem Verfahren wird bei einem Eingriff minimalinvasiv über zwei kleine Schnitte in der Bauchdecke ein Chemotherapeutikum unter Druck in einer speziellen Aerosolform direkt in den Bauchraum gegeben. Das gasförmige Aerosol verteilt sich sehr gut und dringt lokal in das Bauchfell und die darin liegenden Tumoren ein. “Diese Form der Behandlung ist eine echte Bereicherung der Therapiemöglichkeiten für unsere Patienten mit Tumoren des Bauchfells. Jetzt können wir den Patienten, bei denen die bisherige Behandlung erfolglos blieb oder die diese nicht vertragen haben, eine effektive Behandlung anbieten.
Zudem können bisherige Therapien mit der PIPAC kombiniert werden, um so die Effektivität zu steigern”, erklärt Dr. Boris Jansen-Winkeln, leitender Oberarzt in der Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig. Mit Hilfe von PIPAC können Patienten wertvolle Lebenszeit gewinnen, in einzelnen Fällen verschwanden die Tumoren sogar ganz. Insbesondere wichtig für die Patienten ist die sehr gute Lebensqualität, die bei Chemotherapien oft erheblich eingeschränkt ist. “Bei Bauchfellkrebs gibt es bisher nicht viele Behandlungsoptionen”, erläutert Jansen-Winkeln. “PIPAC ist ein risikoarmer Eingriff, bei dem wir viel Wirkung mit wenig Aufwand erzielen können”, so der Chirurg. Durch das Einbringen des Chemotherapeutikums als Gas dringt dieses 4mal tiefer in das Gewebe ein als in bisherigen lokalen Verfahren und kann seine Wirkung so besser entfalten. “Das Verfahren kann zudem wiederholt werden und wird sehr gut vertragen”, betont Jansen-Winkeln.
Das können auch die beiden ersten Patienten bestätigen, die am UKL mit PIPAC behandelt wurden: Dirk Sylvester und Mathias Berthelmann fühlten sich schon wenige Tage nach dem Eingriff agil und gut; “deutlich besser, als nach einer normalen Chemotherapie”, so Berthelmann. Beide haben gezielt nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten für ihre Krebserkrankungen gesucht und sind so auf das neue Verfahren gestoßen. Da traf es sich, dass am UKL PIPAC im Rahmen einer Therapiestudie neu angeboten werden konnte. “Das Verfahren eignet sich leider nicht für jeden Patienten, deshalb diskutieren wir in unserem Tumorboard gemeinsam die jeweilige individuelle Therapieform”, erklärt Dr. Jansen-Winkeln. Die für PIPAC geeigneten Patienten werden im Rahmen der Studie dann mit einer engmaschigen Nachsorge begleitet, um die Wirksamkeit der Therapie prüfen zu können. Jansen-Winkeln: ” Wir setzen große Hoffnungen in dieses sehr zukunftsträchtige Verfahren, mit dem wir auch den Patienten helfen können, für die es bisher keine geeignete Therapie gab.”
Keine Kommentare bisher