Neuer Leibniz-Professor an der Universität Leipzig wird Professor Dr. James Conant. Am Mittwoch (11.11.) hält der Philosophieprofessor der Universität Chicago seine Antrittsvorlesung mit dem Titel "Thomas Kuhn: Über den Unterschied von Rätseln und Problemen" um 19 Uhr im alten Senatssaal. Über seine Vorlesung, die er auf Deutsch halten möchte, will er nicht allzu viel verraten: Es soll im Kern aber auf ungewöhnliche Weise darum gehen, was die Philosophie ist und was sie von anderen Wissenschaften wie den Naturwissenschaften unterscheidet.
Der renommierte Wissenschaftler, der zu den bekanntesten US-amerikanischen Philosophen zählt, ist in Leipzig kein Unbekannter. Schon mehrere Male war er an der Universität als Gastprofessor oder für Workshops, Vorträge und Konferenzen zu Gast, erstmals 1984. “Leipzig ist für mich der interessanteste Ort in Deutschland für die Ausbildung in der deutschen Tradition der Philosophie”, sagt er. Die Leipziger Universität sei deshalb eine fruchtbare Stelle für den Austausch US-amerikanischer und deutscher Philosophen. “Ich war schon lange daran interessiert, diese Zusammenarbeit auszubauen”, sagt Conant. Mit dem Institut für Philosophie an der Universität Leipzig kooperiert er schon seit einigen Jahren und hat gemeinsam mit Prof. Dr. Andrea Kern das international ausgerichtete Forschungskolleg Analytic German Idealismus (FAGI) gegründet. Das FAGI bündelt Forschung und Lehre zum Deutschen Idealismus von Immanuel Kant bis Georg Wilhelm Friedrich Hegel in analytischer Perspektive.
Während seines Aufenthalts im Wintersemester 2015/2016 in Leipzig wird James Conant gemeinsam mit Wissenschaftlern der Research Academy und des Instituts für Philosophie für Doktoranden und Masterstudierende ein Forschungsseminar zum Thema “Über den Ursprung und das Schicksal des Linguistic Turn in der Philosophie” anbieten. Geplant ist auch ein Faculty Colloquium zur Logischen Notwendigkeit. Zu diesem Meinungsaustausch sind Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter und Gastwissenschaftler eingeladen. “Die Leibniz-Professur ermöglicht mir, auszubrechen aus der Routine des Hochschultags”, sagt der US-Amerikaner, der an der Harvard University den Ph.D. machte und zwischenzeitlich neun Jahre an der University of Pittsburgh forschte. In Leipzig will er in dem halben Jahr vor allem die Kontakte zwischen dem Chicagoer Department of Philosophy und Leipzig stärken. “Ich hoffe, dass uns bald ein regelmäßiger Austausch von Professoren, Doktoranden und Studierenden gelingt”, sagt er.
Für US-amerikanische Philosophiestudierende sei es wichtig, Kontakte zu ihren deutschen Kommilitonen und Philosophen zu haben und Deutsch sprechen und lesen zu können. Leipzig sei dafür der richtige Platz, weil die Studierenden dort mit passenden sprachlichen, kulturellen und historischen Kenntnissen ausgebildet würden. Der Aufenthalt an der Universität Chicago sei aber auch für Leipziger Studenten wichtig, weil sie so ihre philosophischen Erklärungsmuster mal aus Distanz und anderer Perspektive hinterfragen könnten. “Beide Seiten profitieren sehr davon, deshalb will ich die Kooperation als eigenständigen Austausch ausbauen”, sagt der neue Leibniz-Professor.
Conant, der sehr enge Arbeits- und Forschungskontakte in Deutschland unterhält, hatte zahlreiche Gastprofessuren nicht nur an der Universität Potsdam, der Ludwig-Maximilians- Universität München, der Universität Göttingen, sondern auch in Amsterdam, Reykjavik oder Rom inne. Er erhielt im Jahr 2012 den Anneliese Maier Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung. Conant publiziert zu Themen der Sprachphilosophie, der Philosophie des Geistes, der Ästhetik, des Deutschen Idealismus, zur Geschichte der Analytischen Philosophie sowie zu etlichen Philosophen. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er eine Monographie zu Friedrich Nietzsche.
Die Universität Leipzig vergibt die Leibniz-Professur zweimal jährlich an international besonders renommierte Wissenschaftler, um damit durch deren Gastaufenthalt das Forschungspotenzial und das Lehrangebot der Hochschule zu bereichern.
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