DOK Leipzig wird sich inhaltlich und strukturell unter Leena Pasanen stark verändern. Nach 100 Tagen im Amt sprach die finnische Intendantin zum ersten Mal konkret über ihre Pläne für das traditionsreiche Filmfestival. Die bedeutsamste strukturelle Veränderung: Die Trennung von Dokumentar- und Animationsfilm in den Wettbewerben wird aufgehoben.
“Das ist ein mutiger Schritt, aber so sehe ich DOK Leipzig – frisch und mutig. Der internationale Wettbewerb zwischen den Filmfestivals ist hart. Wir wollen uns abheben durch unseren außergewöhnlichen Ansatz des Storytelling und ein unvorhersagbares Programm. Dadurch wird DOK Leipzig sein Publikum jedes Jahr aufs Neue überraschen.”
Darüber hinaus soll das Festival-Programm mit seinen rund 350 Filmen inhaltlich stärker mit den Fachbesucher-Angeboten vernetzt werden. In diesem Jahr heißt das Leitmotiv “Borders and Identities” (Grenzen und Identitäten).
Zum Thema Grenzen passt dann auch die diesjährige Retrospektive. 25 Jahre deutsche Wiedervereinigung wird als Anlass genommen, um sich mit auflösenden (Staats-)Grenzen und neu entstehenden Identitäten zu befassen – auch aus globaler Perspektive. 25 Jahre nach der deutschen Einheit steht Leipzig ja nicht nur als Stadt der friedlichen Revolution im weltweiten Interesse, sondern auch wegen ihres historischen Geburtstages: 1000 Jahre Stadtjubiläum wird in diesem Jahr gefeiert und DOK Leipzig greift das Thema auf: Der sechste Teil von Andreas Voigts Leipzig-Zyklus wird beim Festival im Oktober Weltpremiere haben. In den Wochen davor wird das Festival schon verschiedene Dokumentarfilme über Leipzig präsentieren.
Der Länderschwerpunkt nimmt in diesem Jahr Südkorea in den Fokus. Das Land hat eine lebhafte Dokumentarfilmszene, die auch kommerziell erfolgreich ist, aber in Deutschland kaum wahrgenommen wird. Mit einer Hommage wird in diesem Jahr der englische Filmemacher und Videokünstler John Smith geehrt. Er wird auch den Gewinner des Wettbewerbs “Next Masters” (früher Wettbewerb für junges Kino) auswählen und die Goldene Taube der Medienstiftung der Sparkasse persönlich verleihen.
Aber nicht nur in dieser Wettbewerbskategorie präsentiert sich DOK Leipzig als junges Festival. Den Jugendlichen wird ein Sonderprogramm gewidmet: “Bodycheck”. Dabei geht es um das schwierige Verhältnis zum eigenen Körper. In dem Programm werden aber nicht nur Filme gezeigt, sondern auch cross-mediale Angebote gemacht, die nah am Nutzungsverhalten der jungen Generation liegen.
Politisch aktuell wird das Sonderprogramm zu Animadok aus Ungarn. Subversive Filme dieser Art gab es schon in den 1960er Jahren, aber das Programm zeigt auch aktuelle Animadok-Filme aus dem heutigen Ungarn, das mit Zensur und Einschränkung der künstlerischen Freiheit zurechtkommen muss. Ein rein animiertes Programm zeigt Trickfilme aus dem Herzen Afrikas. Ein sehr eigener Blick auf diese Weltregion, der nichts mit den bekannten Disney-Motiven zu tun hat.
Personell hat sich auch einiges getan: Grit Lemke ist zur Alleinverantwortlichen für das gesamte Filmprogramm befördert worden, unterstützt wird sie von Lars Meyer und Annegret Richter. Neue Chefin des Industry-Angebots ist Brigid O’Shea.
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