Jahrelang stand die hässliche Blechkonstruktion an der Odermannstraße. Der Zaun sollte den Blick auf jenes versperren, was vielen Lindenauern nie ganz geheuer war. Und nun ist sie wohl endgültig weg an dieser Adresse - die NPD. Heute jedenfalls gibt es erste Einblicke aufs Gelände und einen Baucontainer, in welchem sich Überbleibsel einer unangenehmen Nachbarschaft wiederfanden.
Immer wieder hatte es Ärger um Veranstaltungen der Rechtsradikalen im Leipziger Westen gegeben, nun sind sie verschwunden. Das oft zum Veranstaltungsraum umfunktionierte Bürgerbüro der NPD in Leipzig gibt es nicht mehr. Ob es eine direkte Folge der wegfallenden Mittel nach der vermasselten Landtagswahl 2014 ist, kann man derzeit nur vermuten.
Der Hausputz in der Odermannstraße 8 unter dem Schutz der Polizei jedenfalls sorgt unmittelbar nach dem Auftauchen der ersten Bilder am 11. September für Freude im Netz. Wohin die Neonazis genau ziehen, ist jedoch derzeit noch unklar, ob es aufgrund der fehlenden Landtagsmandate überhaupt noch einen Nachfolger für die Odermannstraße 8 geben kann, ebenso.
Was den ersten Aufrufen zu einer Freuden-Demonstration heute ab 18 Uhr in der Odermannstraße jedoch keinen Abbruch tut. Noch nicht so ganz offiziell, doch bereits an ersten Stellen verkündet, möchten sich noch heute unter dem Motto “Nazizentren zu Baulücken” einige Leipziger versammeln und ein letztes Mal an der Odermannstraße 8 nach den Rechten sehen.
Ein weiteres Bild von heute Vormittag im Netz
Bild von der Geländeräumung
Zum Artikel vom 12. September 2014 auf L-IZ.de
Nazi-Zentrum macht dicht: NPD kündigt dezentrale Stadtteil-Strategie an
Anmelderin der Demonstration ist Juliane Nagel (MdL, Die Linke), in ihrem Afruf schreibt sie: “Was sich bereits vor den Landtagswahlen in Sachsen andeutete, wird nun Realität: das NPD-Zentrum in der Odermannstraße 8 schließt! Am heutigen Donnerstag, 11.9.2014 begannen Kader der Nazipartei, u.a. Stadtrat Enrico Böhm, den Blechzaun vor dem Gebäude zu demontieren.
“Dies ist ein guter Tag”, kommentiert Stadträtin Juliane Nagel. “Nach sechs Jahren ist das Nazizentrum Geschichte. Dies ist vor allem Resultat jahrelanger antifaschistischer und zivilgesellschaftlicher Arbeit vor Ort. Mit zahlreichen Demonstrationen, Kundgebungen, Kunst- und Flugblatt-Aktionen engagierten sich in den vergangenen Jahren ganz verschiedene Initiativen und Vereine gegen den Stützpunkt der NPD und damit gegen deren menschenfeindliche Ideologie.
Die Odermannstraße war Ort für Veranstaltungen mit alten und neuen Nazis. Dort fanden Vorträge, Liederabende und soziale Events der Naziszene statt. Das Zentrum war aber auch Ausgangspunkt für gewalttätige Übergriffe und Naziaufmärsche.
Die Schließung des Zentrums ist auch Resultat der Landtagswahl. Mit dem Rausfallen der NPD aus dem Sächsischen Landtag fehlen der Partei die Ressourcen, das Objekt, das einem Verwandten des verstorbenen NPD-Landtagsabgeordneten und Landesvorsitzenden Winfried Petzold gehört, zu halten.
Bei allem Jubel darf nicht vergessen werden, dass die NPD in Sachsen von über 80.000 Menschen gewählt wurde. Extrem rechte Ideologien finden in Leipzig auch ohne Nazizentrum Zustimmung. Darum darf antifaschistisches und zivilgesellschaftliches Engagement nicht aufhören. Es wird abzuwarten sein, von wo aus die lokale NPD und ihre Jugendorganisation ab jetzt agieren. Es ist auch weiterhin damit zu rechnen, dass die Nazis Stimmung gegen Asylsuchende und den geplanten Moscheebau in Leipzig-Gohlis schüren. Zudem wird im neuen Leipziger Stadtrat mit Enrico Böhm ein NPD-Vertreter einen Sitz haben, der für seine gewalttätigen Aktivitäten bekannt ist.
Am heutigen Donnerstag, 11.9.2014, findet 18 Uhr in der Odermannstraße aus Anlass der Schließung des NPD-Zentrums eine Jubelkundgebung statt.”
“Ein Beispiel das Schule machen sollte” so Monika Lazar, Leipziger Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/ Die Grünen und Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus, äußert sich zur Schließung der NPD-Zentrale in der Odermannstr.: “Heute ist ein schöner Tag für Leipzig, insbesondere für die BürgerInnen in Lindenau. Mit der Schließung der Odermannstr. 8, die immer wieder Ausgangspunkt von Gewalt war, ist ein Unsicherheitsfaktor in Leipzig verschwunden. Dies wurde möglich durch den lang anhaltenden Protest vieler BürgerInnen einerseits und den Umstand, dass die NPD nicht mehr im Landtag vertreten ist und damit eine staatliche Finanzierung wegfällt.”
Weiter heißt es: “Auch wenn die NPD, die Proteste gegen ihr Objekt selber für wirksam erklärt und damit allen zivilgesellschaftlichen Akteuren in Leipzig und Sachsen Mut macht, dürfte der entscheidende Grund in der prekären finanziellen Situation der NPD zu sehen sein. Auch wenn heute ein Tag zum Feiern ist kann das nicht davon ablenken, dass Einstellungsmuster der Menschenfeindlichkeit nach wie vor in vielen Köpfen verankert sind und die Auseinandersetzung mit Ideologien der Ungleichwertigkeit, die etwa auch in der AfD Platz finden, weitergehen muss.
Nur durch ein entschlossenes Handeln der zivilgesellschaftlichen Akteure wird es dauerhaft gelingen, Diskriminierung von Menschen wirksam zu begegnen.”
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