Am Freitag, 11. Juli, war die Freude noch groß bei den Veranstaltern des Christopher Street Days (CSD) in Leipzig: Um 9 Uhr war Oberbürgermeister Burkhard Jung persönlich dabei, als die Regenbogenflagge vor dem Neuen Rathaus gehisst wurde. Als friedliches Symbol des CSD und der vielfältigen Programmwoche sollte sie eine Woche lang über der Stadt wehen. Doch daraus wurde nichts, die Flagge wurde - wieder einmal - gestohlen.

In der Nacht zum Samstagmorgen, viele Menschen feierten gerade ausgelassen zur Auftaktparty des CSD im TwentyOne, hing statt einer bunten Flagge, die für Toleranz und Weltoffenheit stehen soll, nichts mehr am Flaggenmast.
“Leider ist dieser Zustand mitnichten ein Einzelfall, denn auch im letzten Jahr wurde die Regenbogenflagge in der Nacht zum großen Demosamstag gestohlen”, kommentiert Sandra Kamphake, Pressesprecherin CSD-Leipzig, den Vorgang. “Wie kann es sein, dass in der Stadt, die vor vielen Jahren zum Symbol der Friedlichen Revolution geworden ist, im zweiten Jahr hintereinander solch ein feiger Diebstahl passiert? Was spricht gegen eine offene und ehrliche Auseinandersetzung mit der Thematik der CSD-Bewegung?”

Aber vielleicht ist es eine Illusion anzunehmen, Leipzig sei als Hauptstadt der Friedlichen Revolution frei von Ressentiments und von Menschengruppen, die ein friedliches und tolerantes Miteinander nicht akzeptieren können. Dass die Flagge nun wieder mal gestohlen wurde, zeigt natürlich auch, dass Toleranz und Vielfalt nach wie vor Werte sind, für die man sich einsetzen muss. Das bekommen Andersdenkende, Anderslebende, Andersgläubige oder auch Menschen aus anderen Ländern, die in Leipzig Zuflucht suchen, immer wieder zu spüren.

“Wie groß muss der Groll gegen den CSD in Leipzig, gar die ganze LGBTI-Bewegung noch sein?”, fragt Kamphake. “Scheinbar gehören für viele Menschen Werte wie Toleranz und Weltoffenheit im Bezug auf den CSD noch zu den unvereinbaren Dingen. Dennoch lassen wir uns von solchen Widrigkeiten nicht aufhalten und werden einen CSD begehen, der offen und vielfältig ist. Denn Toleranz sollte, besonders in Leipzig, kein Fremdwort mehr sein.”

Die große Demo zum Leipziger CSD startet übrigens am Samstag, 19. Juli, um 14:30 Uhr auf dem Marktplatz, von wo sie übers Hallische Tor, die Goethestraße, Augustusplatz und Rossplatz weiter über Dittrichring und Goerdelerring zum Hallischen Tor und zurück zum Markt führt.

www.csd-leipzig.de

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