Da kocht es durchaus etwas über in den Stadtteilen, welche eine neue Wohnstätte für Leipziger Asylsuchende werden sollen. Und so mancher stellt noch einen ganz eigenen Topf auf den Herd. Seit einigen Stunden kursieren Schreiben der Stadtverwaltung in Leipzig, welche keine sind. Und der Inhalt der gefälschten Mitteilungen, welche der L-IZ vorliegen, ist deftig.
Eines der beiden angeblichen Schreiben der Stadt Leipzig an die Bürger ist letztlich als Fälschung leicht erkennbar, was die beigefügte “Anlage” ebenfalls ad absurdum führt. Ob gewollt oder nicht – der Name des angeblich unterzeichnenden Oberbürgermeisters ist falsch geschrieben, das Logo der Stadt Leipzig ist spiegelverkehrt gedruckt, die Sprache hingegen wirkt formal einigermaßen geübt. Die Intention der Verfasser ist klar – Rassismus zu thematisieren und das Verhalten der protestierenden Bewohner in Wahren und Portitz zu hinterfragen.
So heißt es einleitend: “Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, aufgrund der aufgeheizten Stimmung um das Konzept “Wohnen für Berechtigte nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in Leipzig” hat sich die Stadt Leipzig dazu entschlossen, die Entscheidung über das Konzept vorzuziehen. In einer nicht-öffentlichen Sitzung des Dezernat V – Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule am Montag, den 11.06.2012, wurde eine Überarbeitung des Konzeptes beschlossen.”
In diesem Beschluss stünde nun festgeschrieben, dass die Gemeinschaftsunterkünfte in Wahren und Portitz wegfallen würden, da hier aufgrund der ausländerfeindlichen Tendenzen Konflikte zwischen Anwohnern und Asylbewerbern zu befürchten seien. Im Original heißt es weiter “Die Tatsache, dass Bürger eine Gemeinschaftsunterkunft in ihrer Umgebung als Bedrohung wahrnehmen und in der Anwesenheit von Asylbewerbern wie selbstverständlich eine Gefahr sehen, zeugt von ausländerfeindlichen Tendenzen.”
Eine erfolgreiche Integration der Asylsuchenden sei so nicht zu gewährleisten, die Stadt sei in der Pflicht, hier rassistisch motivierten Übergriffen vorzubeugen.
Und deshalb plane die Stadt nun eine Bildungskampagne, welche im Schreiben natürlich zur Verbesserung des Kenntnisstandes vor allem der Wahrener und Portitzer beitragen soll. So würden rassismuskritische Seminare gegeben und Informationsmaterial verteilt werden. Das erste sei als Anlage beigelegt – zu lesen stehen da unter dem Titel “Rassismus – was ist das eigentlich?” Erläuterungen zu Vorurteilen, üblichen Bewertungsmustern und Alltagsrassismus welche eben nicht allein den Neonazis vorbehalten seien.
Die Stadt selbst hat daraufhin heute reagiert und weist die Urheberschaft zurück. “Bei beiden Texten handelt es sich um Fälschungen”, warnt das Referat Kommunikation der Stadt Leipzig. Erkennbar sei das beispielsweise am spiegelverkehrten Stadtwappen und einer gefälschten Unterschrift des Oberbürgermeisters. Ein “Städtisches Bildungswerk Leipzig” gibt es in der Stadtverwaltung nicht.
Man habe die Schreiben der Polizei übergeben.
Das vermeintliche Schreiben der Stadtverwaltung als PDF zum download.Die beigefügte “Anlage” als PDF zum download.
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