Heiter züngelnd brennt das Sachsenland. Das ist eigentlich keine Neuigkeit, sind die Menschen aus dem Elbländle doch seit eh und je von einem Feuer erfüllt. Ihnen brennts im Herzen und unter den Nägeln, die Wut auf den Hegemon. Der da oben, der herrschende Geist ist ihnen ein Balken im Auge, denn er täte alles umwerfen, was Sächsinnen und Sachsen so lieb und teuer ist: Bratwurst, Dieselantrieb, Verständnis für militärische Spezialoperationen.
Dass all dies Vorgenannte mit Feuer zu tun hat, kann kein Zufall sein. Ob nun Würste, die Ukraine oder das Klima gegrillt werden – es macht für den sächsischen Patrioten keinen Unterschied. Hauptsache es lodert und glimmt, und fackelt und mölmt.
Lediglich wenn der Sachsenforst (Staatsbetrieb) in Flammen steht, steigt das Mitgefühl ganz leicht über die öffentliche Wahrnehmungsschwelle und man wettert über die fremdländischen Brandstifter (wahlweise Asylbewerber oder ähnlich schlimm: Dänen). Wenn jemand in Sachsen zündelt, dann soll es wenigstens einer „von uns“ sein.
Der Sachse schmilzt eben leicht dahin, wusste schon Jürgen Hart („Sing, mei Sachse, sing“). Vielleicht verfabuliert er deshalb so gern die kommende Hitzeapokalypse als „gor ni schlimm“. Denn im Grunde seines Herzens weiß er, dass der Globus bald in Flammen stehen wird, und wähnt sich im Vorteil. Für ihn ist der Klimawandel zuerst einmal Panikmache und Feeg-Njus, medial aufgebauscht von den Gretas und anderen grünen Volksfeinden.
An zweiter Stelle, für den Fall, es ist doch was dran am Treibhauseffekt, werden die „positiven“ Folgen in der Hinterhand gehalten: Meereszugang in Sachsen-Anhalt, Heizkostenersparnis, Kaffeeplantagen.
Darum, liebe Leserinnenschaft, kann ich Ihnen nun auch aufklären, warum man hierzulande so versessen auf den Treibstoff ist. Was wurde nicht alles an Erklärungen herbeipsychologisiert, über den Meckerossi, der an allem etwas auszusetzen hat.
Stimmt aber gar nicht. Bei genauer Betrachtung der Fährnisse, die „der Wessi“ und seine Treuhand über das postsozialistische Völkchen gebracht hat, muss man sagen, der Sachse ist noch sehr genügsam. Aber wehe, sie stellen ihm das Gas ab! Oder den Diesel! Seien sie froh, dass wir noch keine Grillkohlekrise haben.
Es ist doch ganz einfach. In Sachsen will man gern die Welt brennen sehen. Dieses Verlangen wird bei kühlen Temperaturen nur umso größer, darum steht uns auch ein, von der Presse schon in eine handliche Phrase gepackt, sogenannter Wutwinter bevor. Denn im Winter liegen die Kleingärten brach (kein Grillen möglich!) und der gemeine Sachse wird auf sein feurig-loderndes Inneres zurückgeworfen. Und dann schaut er in die Welt und mit heißem Zorn lässt er seinen inneren Feuerteufel los auf „die da oben“.
Nach Flüchtlingstsunami und Coronadiktatur ist endlich ein neuer Grund gefunden, die Wut darauf, dass sie nicht allein sind auf der Welt, auf die Straße zu tragen. Die Patriotischen Europäer gegen die Inflation des Abendlandes stehen bereits in den Startlöchern. Heißa!
Nehmen wir, die wir ohne Todestrieb sind, auch wenn der Drang zum Widerstand gegen diese brennende Welt im höchsten Maße nachvollziehbar ist, das sorgenvoll zur Kenntnis und fragen uns: Was tun? Die sehr gute PARTEI-Forderung, die Hitzewellen mit sozialer Kälte zu bekämpfen, ist eine mögliche Variante.
Aber da war die FDP schneller, und Nicht-Kanzler Merz steht auch schon bereit, diesen Staat sogar noch konzernreifer zu regieren. Also wird nur eines übrig bleiben: Sie wählen endlich eine Partei, im Gegensatz zu den etablierten, ehemaligen Volksparteien oder obskuren Spaßparteien wie den Freien Marktradikalen, die mit kühlem Kopf und kühlem Bier dieses Land aus dem Elend führt.
Steht dafür auf dem nächsten Wahlzettel mit seinem Namen
Tom Rodig
MP in spe a.D.
„Rodig reflektiert: Über den heißen Wutwinter“ erschien erstmals am 26. August 2022 in der Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 105 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.
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