Da steht er nun, dieser immer gleiche Russe, der ja angeblich schon seit 1945 vor der Tür stand und linst mir stramm ins Wohnzimmer. Na gut, wir haben angebaut, ein bisschen hier die Veranda verbreitert, da den Geräteschuppen zum Nebengebäude hochgezogen und sicherlich auch an der einen oder anderen Stelle den Zaun ein wenig nach außen verlagert. Wurde zunehmend schattiger in seinem Innenhof, als Klaus das dritte Stockwerk an der Ostseite hochgezogen hat, aber gesagt hat er nix! Nur geflucht ab und zu.

Nein, so richtig abgesprochen war das alles sicher nicht, aber man braucht halt Platz, für den Zweitwagen, das ganze Spielzeug von den Krümeln, Klaus Swimmingpool wurde auch etwas breiter als geplant und die eine oder andere Zimmer-Flak muss ja irgendwohin – und in der eigenen Küche kann so ein gefährliches Gerät ja auch nicht herumoxidieren. Also raus in den Vorgarten damit, benutzen will es ja eh keiner mehr.

Richtig grimmig geguckt hat er aber erst, als wir die Party letzten Sommer gefeiert haben, schön mit Schwof und Remmidemmi. Und ich noch vorher zu Klaus gesagt hatte, er solle ihn einladen. Männer, vergesslich halt, aber irgendwie ist da was gekippt beim Nachbarn. Vielleicht lags aber auch am Dauerlärm aus Siegrieds Zimmer in letzter Zeit.

Aber das ist alles kein Grund, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen! Über die frisch ondulierte Rabatte ist der Holzkopf auch noch getrampelt, hat den ganzen Zaun umgeschubst und jetzt schreit er rum. Wenn man ihn wenigstens verstehen könnte, aber er spricht ja kein Deutsch. Obwohl ers kann, ich weiß es. Aber nu willer nicht mehr, der Russe. Und steht vor der Tür, führt sich auf, wirft Steine in den Vorgarten und tritt alle Buchsbäumchen um.

Fragt mich nicht, was er hat. Aber gesund ist das alles nicht.

Arte über den russischen Bären

Video: Arte

„Fragt mich nicht …“ erschien erstmals am 25. Februar 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 99 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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Es gibt 2 Kommentare

An sich ein netter schöner textlicher Ansatz, das Geschehene zu verarbeiten,
Leider versimplifiziert er die Lage extrem, lässt Wesentliches weg und tut so, als wären wir nur allein Schuld an der Misere.
Das kennen wir bereits von Frau Wagenknecht und Co.
Im Übrigen auch von linken Leipziger Bundestagsabgeordneten.
Schade.
Und keine Hilfe.

Danke für den Artikel. Schön dass er in leichter Sprache geschrieben ist. Ich wünsche ihm große Verbreitung.

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