… erstatte ich natürlich nicht. Denn zur Wahl gehören das Flunkern, der Interpretationsspielraum, das je nach Standpunkt Auslegbare, Verformbare genauso dazu, wie die „normale Figur“ in der Partnerschaftsanzeige. Oder das „Jünger-Aussehend“. Da könnte ich mich noch heute aufregen! Ich meine, wegen der Wahl, der zum Bundestag. Was denn sonst?

Ja, da schrieb die in Markkleeberg regierende SPD-Fraktion noch im Spätsommer im Stadtjournal (Nr.17/2021) eine erschütternde Mitteilung an die Bürger, nämlich, dass man bzw. sie, die SPD-Fraktion, jetzt, und zwar genau jetzt, also vor drei Monaten, den Klimawandel stoppen wolle. So ganz plötzlich.

In Markkleeberg hätte es in den vergangenen Jahren monatelang nicht geregnet, heißt es in dem kleinen Schriftsatz an die Bürger. Dass es eben besser wird mit dem Klimawandel, dem Regen über Markkleeberg, ja für eine „sozialverträgliche Klimapolitik braucht es eine starke SPD“ – damit erreichte der Beitrag seinen finalen Höhepunkt.

Wer hätte gedacht, dass solche Worte noch zu unseren Lebzeiten ganz Markkleeberg wie die Baggerschaufel den Ackerboden aufwühlen könnten, nachdem erst Monate zuvor die Bebauung von weiteren Feldern in Wachau, die Abholzung eines kleinen Wäldchens an der Seenallee für ein Gewerbegebiet und die monströse Erweiterung des Gewerbegebietes Wachau beschlossen, die Unterschutzstellung der Weinteichsenke hinter verschlossenen Türen abgelehnt…

Die Katze endlich aus dem Sack

Jetzt dieser Wandel, ein Wandel des bisherigen hitzigen Bauklimas? Denn wo, wenn nicht im Kleinen, auf der Gemeindeebene, schützen wir durch Erhalt von Natur und Landschaft doch auch das Klima – die Weinteichsenke als Kaltluftschneise ist doch längst bekannt. Endlich hat man’s kapiert!

Doch nun ist es mit dem Flunkern vorbei. Ehrlich gesagt, der mit dem „Normalgewicht“ war ich, aber nein doch, ich meine vielmehr, in Markkleeberg ist die Katze nach Jahren endlich aus dem Sack, der Beton auf dem Acker oder, nüchtern gesagt, der Vorentwurf des neuen Markkleeberger Flächennutzungsplanes liegt im Rathaus aus bzw. steht im Netz.

Als Baugebiete markiert die Felder in Wachau, das Wäldchen an der Seenallee, die Rilkestraße und das Ackerland östlich des Gewerbegebietes Wachau. Alles drin. Wie eh und je. Als hätte es das „Jetzt“ der Partei, die nicht nur den Oberbürgermeister in der Gemeinde, sondern sogar den Kanzler stellt, nie gegeben.

Der Schriftsatz der Regierenden war wohl nur ein Klimaschaden, vielleicht war die Klimaanlage beim Redigieren des Beitrages ausgefallen. Halt, ich muss mich korrigieren. „Sozialverträgliche Klimapolitik“, hieß es noch. An der südlichen Weinteichsenke werden Einfamilienhäuser entstehen – mit Steingärten, Carports für die SUVs und einer Außensteckdose für den Mähroboter. Soviel Ehrlichkeit im Wahlkampf ist doch schlichtweg entwaffnend. Da lasse ich Anzeige und Feder gerne fallen.

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Es gibt 2 Kommentare

Erschreckend, was in Markkleeberg passiert. Die Weinteichsenke ist wichtig für die Kühlung des lokalen Mikroklimas, ist Heimat vieler Arten, ist Naherholungs- und Wandergebiet, ist für die Entwässerung wichtig – alles egal bei Bodenpreisen von 300€/qm.

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