So ein Sekretärinnenleben bei einer Zeitung (Seniorinnenjob, halbtags) wird ja in den letzten Jahren immer spannender. Es läutet eigentlich in einem fort, Abonnentenfragen, aber auch Angebote für den neuesten Trend auf dem Handymarkt, wichtige Informationen über die nächste Geschäftseröffnung oder der neue Trendfriseur möchte gern mal ein Zeitungs-Portrait über sich machen lassen. Presseagenturen sind besonders häufig dran, der oder das neue Youtube-Sternchen ist on tour, viele neue Hotels sollen begutachtet und beschrieben werden. Und alles ist superwichtig.
Natürlich – alle wollen in die Zeitung, gibt ja nicht mehr so viele von denen, wo es nicht von eingekauften Texten und Werbesprech nur so wimmelt und flittert. Immer öfter wird man auch angerufen, weil jemand eine echt heiße Story (gehört, aufgeschnappt, vorliegen) hat. Ja, die Ilse bekommt noch eine Menge mit von der Welt. Manchmal darf ich sogar im Redaktionseingang lesen, was derjenige nun eigentlich wollte (hach, die Neugier immer).
Heute eine Leipziger Nummer (unbekannt), jemand Neues also. Wichtige Story, man würde Unterlagen erhalten, noch heute, die Zeit drängt. Ob man einen sicheren Übertragungsweg für die spannende Geschichte habe und ganz wichtig – würde man denn „zensieren“? (es klopft kurz am Hinterkopf)
Ob der Verfassungsschutz die Leipziger Zeitung denn auf dem Kieker habe (klopf, klopf) – so eine weitere Frage, auch wegen der Vertraulichkeit des Telefonats gerade. Und natürlich, ob man der wichtigen Story auch wirklich nachgehen würde? Es seien schließlich brisante Informationen, nein, am Telefon könne man dazu vorab nichts sagen. (das Klopfen ist ein Hämmern, Skepsislevel Stufe 8 ist langsam erreicht).
Alles geklärt, die vom Massen-Datensammler Yahoo (Level 9) an unzählige Adresse (darunter poststelle@bundesregierung.de, die Polizei und Staatskanzlei Sachsen) gesendete unverschlüsselte Mail kommt. Der Inhalt (leicht um sensible Daten gekürzt): „Werter Herr Nowak, ich hatte Sie zur Landtagswahl Sachsen aus freiem Tun gewählt. Nun haben Sie mir und vielen anderen Menschen gezeigt, dass Sie mit dem Vertrauen und der Verantwortung nicht umgehen können. Ich wurde seit dem 2X.XX.1963 ausgebildet, der Gemeinschaft beizuwohnen und sie zu unterstützen. Aufgrund Ihres Verhaltens klage ich Sie des Staats- und Hochverrates an. Henry P.“
Ich versichere hiermit hoch und heilig, dass sich von uns allen niemand bei dem sächsischen CDU-Politiker und Landtagsabgeordneten Andreas Nowak aus Leipzig diesbezüglich melden wird. Allein schon deshalb, weil ihm die Bundesregierung die gewählten Hammelbeine sicher noch vor Weihnachten für den „Hochverrat“ aber ordentlich langziehen dürfte. Und das ist ja allein schon nicht schön, so ein Geziehe.
Ich wünsche ihm und allen anderen Politikern über jede inhaltliche Diskrepanz in 2019 hinweg ein frohes Weihnachten und geruhsame Feiertage. Möglichst ohne Facebook, Twitter und Instagram. Euch natürlich auch, denn ganz offenkundig haben wir sie alle mehr als verdient in diesen hysterischen Zeiten.
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