Da baust Du nun seit Jahren an meiner Depression, nahmst mir jede Hoffnung, dass in Deutschland aus einem armen Menschen noch jemand wird, der nicht durchs Nadelöhr passt oder auf keinen Fall in den Himmel kommt. Du hast mich da gehalten, wo ich hingehörte – im Staub, zu Deinen Füßen, als Kind einer machtvollen Mutter. Und nun ist „Kanzlerdämmerung“? Noch in den Schatten gestellt zudem, denn eigentlich haben wir ja „Kaiserdämmerung“. Apropos, könntet Ihr Euch diesbezüglich zukünftig bitte besser absprechen? Kann ja nicht jeder ständig superwichtig sein hier. Man hat schließlich noch einen Alltag zu bewältigen zwischen all den verlassenen Thronen.
10 Jahre haste also nun rum – Happy Kanzlerday! Und nun? Normalerweise wird’s doch schon nach 8 Jahren einsam? Der übellaunige Rest ab da wird doch von den Jüngeren eher flott abgeräumt, nachdem die Amtsträger zu oft gelogen haben – wir beide wissen ja, wovon ich rede …
Zeit also, ein paar Entscheidungen zu treffen. Varianten hast Du ja genug: Mach es doch wie Helmut der Große (also nicht der Dicke, den haste ja schon lebendig geerdet). Einfach verpissen und das Rauchen anfangen. Und am Ende umgekehrt. Dazwischen schlaue Sätze absondern und Bush, Blair und den kleinen Nicolas endlich mal privat treffen. Mach es einfach wie Helmut, der sich so gern mit seinem Kumpel Henry K. über die Notwendigkeiten des Vietnamkrieges und den unabdingbaren Sinn von Verbrechen gegen die Menschlichkeit unterhielt.
Vergiss die Schiebermütze nicht oder setz Dir wenigstens endlich eine Frisur auf. Und wenn Du nicht rauchen willst, steck Dir einfach den Daumen in den Mund – ist das gleiche.
Der Sinn eines Rücktritts ist ja folgender: Du weißt, dass danach nur der nächste Lehrling kommt, der sofort nach der Altersversorgung geiert und dabei möglichst moralisch tut. Du nicht mehr, Du bist dann eine “Instanz”. Und Du kannst endlich alles sagen und die Deutschen freuen sich bekanntlich auch noch darüber, wenn sie endlich erfahren, wie Du sie durch den Kakao gezogen hast. Schreib ein Buch: “Meine Jahre mit der NSA – ein Insidejob”. Oder: “Was Ihr nicht wisst – ich war nie eine Ostdeutsche” Alternativ fürs gehobene Publikum vielleicht noch: “De Maizière, Pofalla und Altmaier. Mein Leben mit Eunuchen“.
Aber ich weiß ja. Du bist zäh. Und am Ende kommt dann Ursula mit dem Messer. Noch ein Stück Torte? Ach komm, zier Dich nicht. Wir sind allein hier. Ja, das schaffst Du.
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