Schwarwels Fenster zur Welt: Charlie Hebdo

"Na heute schon Nachrichten gekuckt? Haste, haste? Die Scheiß-Muselmanen müssen endlich raus aus Deutschland!!!! Raus, raus, raus! Und den beknackten Mohammed sollnse gleich mitnehmen - woher kommt der Typ eigentlich? Berlin-Neukölln? Na schöner Prophet Alter! Aber wieso ballert der in Paris rum? Die haben den glaub ich nackich gemacht, das hat er wohl nicht ertragen. Echt? Na kam doch im Fernsehen. Na dann. Sag mal, wie hieß das Schmierblatt, was die Kanacken alle gemacht haben? Keine Ahnung, Charlie Brown? Kann doch nich sein - Charlie Brown - Scheiß Lügenpresse, Alter.

Egal, jetzt geht’s aber ab hier, Montag ist Legionärstag und dann machen wir se fertig. Dass wird genau so geil wie nach dem 11. September, wetten? So mit Bombeneinsatz, grünem Licht und Ratata, vielleicht hauen se ja diesmal Saudi-Arabien mit in den Dreck. Aber zwei von denen waren doch Algerier? Dann die gleich mit. Na auf Jeden! Und das Waisenhaus in dem die aufgewachsen sind, auch. Klaro. Ich sach nur Schluss mit lustig und der Letzte machts Licht aus. Genau!

Aber jetzt mal im Ernst, die Zeitung hieß doch nicht Charlie Brown, dass ist doch wieder so ne Ente. Nene – da gibt’s auch ein Video im Netz. Was – zeig mal, Alter. Ah, da stehts, Charlie Hebdo. “Hebdo”? Wird der Nachname von dem Charlie sein, der ist jetzt auch tot. Guck mal hier noch eins: Krass, der schießt den Bullen zu Brei. Mach noch mal – ey bamm, in den Kopf, einfach so.

Schade, dass keiner bei der Nummer in dem Gebäude gefilmt hat. Ja, Mist, aber krasse Aktion: fahren die da mit dem Raketenwerfer vor und knallen die Redaktion ab. Naja, gelernt is gelernt, da macht der Krieg keine Unterschiede. Wo haste denn den Spruch her? Hat mein Opa immer gesagt, wenns mal wieder in die Fresse gab.

Komm, wir hängen die Deutschlandfahne ans Fenster und schreiben noch’n Kommentar bei Facebook gegen die Kanacken. Gute Idee. Endlich mal klarmachen, dass wir hier in Frieden leben wollen.”

In Trauer um unsere Kollegen. Habt keine Angst. Vor Nichts und Niemandem.

Ilse Schnickenfittich