Da saß er also, hergelockt, die Gitarre vor dem Bauch und mit dem Rücken zum heutigen Drachen. Um ihm ein Hohelied zu singen. Und wandte sich dabei von seiner hämisch johlenden Brut im rechten Spektrum des Bundestages ab, um endlich mit seinen Schmerzen auf der Herzseite abzurechnen. Ob der graue Wolf einfach zu oft über die Grenze musste, um heute zu wissen, wo oben und unten und was reaktionär ist? Doch das Motto für die 30-jährige Mauerfallfeier bereits klar. "Hol mal Bier Mann!"
Es war ein Freudentag, als vor 25 Jahren der Wolf über die Transitstraßen nach Westberlin und da an die Mauer herbeigeeilt, kameraumringt an den Grenzposten Bornholmer Straße trat. Auf der anderen Seite schallte der Ruf aus tausend Mündern: “Ohne Bier! Ohne Bier!” Fast wäre im aktuellen Jubelkitsch der vergangenen und kommenden Stunden untergegangen, dass es das angekündigte “Hol mal Bier Mann!”-Open-Air war, was die Leute in der Nacht des 9. November geradezu in Raserei und die überraschten Grenzposten in höchste Not versetzte.
Also begann am 9. November 1989 der Wolf zu singen und noch heute wissen die, die dabei waren, wie erste Bröckchen, bald ganze Elemente aus der Betonverschalung des eingesperrten Landes brachen. Harald K. ist noch heute sicher, es waren der brummende Bass, der das Werk ins Schwingen und die hohen Töne des Wolfes, die den Beton splittern ließen. Von der anderen Seite schallte es herüber “Wir bleiben hier” – der Wolf sang weiter und dann gaben die Grenzer endlich auf.
Mal hier so unter uns: Ein Skandal war’s nicht da unterm Adler. Dafür hat der Wolf zuviel geschmunzelt. Nur erneut fehlte irgendwie schon wieder das Bier, dann hätte es ein schönes Kneipengespräch so von Volk zu Volk im Bundestag werden können. Lustiger wärs allemal gewesen.
Viel Spaß beim Feiern! Zur Not halt jeder was anderes. Hauptsache es gibt ein Feuerwerk.
Zur Feierstunde & Debatte über den Mauerfall im Bundestag
http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2014/kw45_de_25jahre_revolution/337014
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