Kommt Ihnen, liebe Überschriftenleser diese Welt nicht auch reichlich ver-rückt vor? Montagsdemos, auf denen AntiFas mit USA-Flaggen gegen die unbeholfene Kapitalismus- und Imperialismuskritik von montäglichen Wahnmachen demonstrieren, rechte Hetzer, die nach Malle abfliegen, um in der eigenen gastronomischen Brechbude internationale Gerichte an urlaubende deutsche Neonazis und Verfassungsschutzkollegen zu verkaufen und eine Mutti, die sagt: Europa ist für die Starken geil, um die Schwachen kümmert sich der Pöbel immer untereinander. Angesichts der Lebenserwartung haben Sterblichkeitsraten so erneut ihren tieferen Sinn.
Auch die in aller Welt, Waffen gibt’s dafür immer neue von den Export-Top-Ten, da wird eifrig gemetzelt und geschossen, dass es eine wahre Pracht am deutschen Arbeitsmarkt ist. Den nun die teuer ausgebildeten Spanier vorantreiben sollen, weil die armen Deutschen in den letzten Jahren aus den Unis Honk-Stellen gebastelt haben. Und jeder Trollo aus renommiertem Hause dem Abitur entgegen hofft und dabei mit Hilfe der anwaltlich vertretenden Helikopter-Eltern bescheißt.
In Griechenland gibt es derweil eine andauernde Millionärsflucht, während deutsche Steuerflüchtlinge aus der Schweiz zurückfliehen und im Mittelmeer ertrinken Billighuhn-vertriebene Kleinbauern aus Somalia. Es läuft wirklich bestens, die Waffenkammern sind erneut gefüllt, Syrien hat die Erwartungen an den Börsen eher nicht einhalten können (zu wenige Großkaliberlieferungen möglich) aber die Ukraine birgt echte voratomare Hoffnungen für europäische Arbeitsplätze. Und Holger Apfel setzt sich abschließend zur Ruhe im Gasthaus zum gehenkten Ausländer, wo es doch eigentlich gerade jetzt so viel zu hetzen gäbe?
Also mir ist in den vergangenen Tagen derart schwindlig geworden, dass ich so ganz sicher den Stift suchen muss, mit dem ich am Sonntag das Kreuz auf mein Stimmengrab in der Urne malen soll. Aber ich habe eine Lösung.
Nein, ich werde nicht fernbleiben, wenn das große Stimmenbegräbnis kommt. Das könnte Mutti so gefallen in ihrem alltäglichen Sozial-Rassismus gegen mich, die ich hier unten auch noch fragen soll, obs nicht doch etwas mehr vom Kuchen sein darf. Denn so lang es keine obligatorischen Bürgerentscheide für meine Fragen gibt und mich eh kein Schwein nach der Zustimmung zu Wahlprogrammen gefragt hat, die ich, der schlaue Klaus von nebenan und wirklich niemand den ich kenne je gelesen haben, bliebe ja nur, auf meine innere Stimme zu hören.
Also eine Astrowahl, nicht besser als im Mittelalter, wo die Buben mit den großen Lanzen und Schwertern dann ausritten, wenn es das Priesterlein befahl. Unvergessen die Papstorder, endlich und ein für alle Mal die Muslime bei Jerusalem zu plätten. Hurra – wir fahren nach Brüssel!?
Ich werde hingehen, eine Sonne auf den Wahlzettel malen und daneben Namen wie Bayer, Monsanto, BASF, Siemens, Dow Chemical, Deutsche Bank, Goldman Sachs oder irgendetwas anderes echt Großes auf den Zettel schreiben. Dahinter das Kreuz setzen und fertig ist die Laube. Und weil es ja auch noch Ratswahlen in Leipzig gibt, nehme ich einfach den, den ich wirklich kenne. In meinem Fall Horst Wischkowiak. Der ist noch nie durch Politik oder kluge Vorschläge unangenehm aufgefallen, tritt auf dem letzten Platz der CDU-Liste an und hat einen Riesenvorteil. Er schmutzt nicht, weil er wirklich von gar nichts eine Ahnung hat. Das weiß ich, seit er ohne große Worte versucht hat, bei mir im letzten Winter einen Heizkörper zu ersetzen und ich danach echt froh über den Frühling in meiner Butze war.
So mag ich meine Astrologen. Dumm, friedfertig und im Zweifel ganz still und ohne Rückgrat, weil Mutti eh immer Rechts hat. So wird’s was mit der europäischen Einigung. Still, taub und stumm. Auf das ich nicht nach Bautzen kumm.
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