Irgendwie haben sie sich keine Zeit genommen. Sie hatten auch einfach keine. Keine fürs Lesen eines Gesetzestextes, keine für eine Anwesenheit bei einer Bundestagsabstimmung, keine für einen Gedanken mehr, als nur den an einen deutschen Sieg. Und nun haben sie auf einmal Zeit, darüber zu debattieren, warum sie keine Zeit hatten. Und vergeuden dabei wieder unsere Zeit.
Scheint ein Los der Zeit, diese Zeitlosigkeit. Da kommt der Bürger halt hier und da unters Rad – besser noch als das er wie einst darauf geflochten wird – und seine Daten unter den Hammer. Alles muss raus, die geldwerten Vorteile für die Kommunen beim Adresshandel helfen dabei, noch den letzten Cent in die Finanz-Versicherungs-Marketing-Industrie zu pumpen. Nicht verstanden? Naja – Denken und Abstimmung im Bundestag – zwei schwer vereinbare Vorgänge offenbar. Aber wer bitte soll eigentlich noch an dieses gründliche Prinzip der verantwortungsvollen parlamentarischen Demokratie glauben, wenn er nicht jeden Sonntag in der Kirche dafür trainieren geht?
Ein Training, was einen milde und gierig zu machen scheint. Und am Ende direkt in die Altherrenriege der CDU führt – dahin wo der Korpsgeist vor dem Menschen kommt. Man müsste wirklich mal ein Experiment machen. Ein Gesetz einbringen lassen, was den Bundestag auflöst und Gauck zum gnädigen König macht. An einem Freitagabend, kurz vor der Wochenendverabschiedung wäre der Weg frei zum neuen Monarchen. Sie würden es abnicken und danach dementieren, dass sie sich bewusst an irgendetwas erinnern können. Und darauf hoffen, dass es im Bundesrat nicht auch noch an einem Freitag beschlossen werden soll.
So wie gerade diese Schmierenkomödie von einer aktuellen Regierungsdarbietung unter oppositioneller Beihilfe. Und dabei kann nicht nur die Rede vom neuen Meldegesetzentwurfsversuch sein – heute fällt der Verfassungshammer über folgender Frage: Haben eigentlich zwei Drittel des deutschen Parlamentes mal eben gegen das Grundgesetz entschieden, als sie den ESM abnickten?
Da beschleicht einen eine simple Ahnung. Sie sind längst im Kopf schon beim Shoppen oder haben sich eh nie für Details interessiert.
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