Fassen wir mal kurz zusammen. Die Gema steigt für Clubs auf fast 500 Prozent, der Alkoholpegel ist im Dauerhoch und wer noch arbeiten geht, wird dabei krank. Das alles heißt nun mal Wachstum - alles wächst und gedeiht. Doch wer Arsen säht, wird ein giftiges Bäumchen bekommen. Wie komm ich jetzt von dem Satz zurück zum Alkohol? Ach richtig - ein gefährliches Paradiesbäumchen - und im Herbst gibt's dann selbstgebrannten Appelkorn, stark wie einst der blaue Würger. Denn wer bitte braucht in solchen Zeiten überhaupt noch Gehirnzellen?
Sie wollen wirklich nur unser Bestes – unsere Kohle und ein geregeltes Leben ohne Gefahr samt einer Arbeitsfähigkeit von der Wiege bis zur Bahre. Nachts ewig feiern, schwer angetrunken Kinder produzieren oder gar preiswert Musik hören? Nix gibt’s – was die Eltern noch taten, als sie Kassetten bespielten, sich beim Festival im Dreck wälzten und bis in die Morgenstunden den DJ höher hängten, ist den Kindern zu untersagen. Mit 16 Jahren noch zu jung für einen Vollrausch, aber alt genug, in der Schule von der Bundeswehr angeworben zu werden? Genau so, sonst klappts nicht mit der Rente, den Außenhandelsinteressen der Exportindustrie und dem ausgeglichenen Krankenkassenhaushalt.
Schufte, Sklave schufte – für BIP und Vaterland – nix tanze, nix trinke – mache, zahle, töte – kapische?!
Nicht auszudenken, wenn die Gören statt krummen Rückens den Acker zu bestellen lieber am Hain herumliegen oder gar die Druckbetankung in lauer Sommernacht üben. Ein Mann – ein Korn war gestern, eine Schröder – ein Ausschankschluss ab 20 Uhr wird’s richten, wo die Alkpreise im steuerbegünstigten Dauertiefflug bleiben. Irgendwas muss doch schief gelaufen sein in jener Zeit, als ihre Altersgenossen fröhlich von Club zu Club zogen, während sie im Mädchenzimmer ein Helmut Kohl-Plakat angehimmelt hat.
Irgendwo da – zwischen Teddybären, Kuschelrock-CD und Plakatwand – muss der Gedanke entstanden sein, dass dieses unbekannte, ferne Leben irgendwie zu unreglementiert, gefährlich und böse ist. In solch einsamen Jugendtagen entwickelt sich häufig eben jenes egomanische Sendungsbewusstsein hinter einem gefährlich neutralen Dauergrinsen, welches nach Höherem strebt. Begleiterscheinung allzu häufig Kontrollzwang bis zur Verstopfung. Also haben wir Mitleid, kaufen uns Billigfusel vor 20 Uhr und bringen unserem missratenen Nachwuchs bei, wie man wirklich richtig säuft und trotzdem den Heimweg allein findet. Und warum man es eben wie bei allem im Leben mit dem richtigen Maß versuchen sollte.
Auch wenn die Lektion nur vom Wohn- bis ins Kinderzimmer hält – der Wille zählt. Denn bei allem was da derzeit aus der Quasselbude quillt kann nur der Grundsatz gelten – Ne ne lass mal, überfordert sind wir schon selber.
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