"Iranians - we love you." * Wer in Deutschland ans gute alte Kreuz genagelt werden möchte, spricht das einfach mal in einer Runde von tagesbereiten Oberkommentatoren aus. Sie sind trainierte Köpfe, darauf geeicht die Welt in Sekundenbruchteilen zu erklären und das rasch Gekaute in schmissige Sätze zu packen. Irgendwer muss ihnen gesagt haben, dass dies bei Fragen von Krieg und Frieden hilfreich wäre.

Es soll tatsächlich noch Menschen geben, die Freundschaft so verstehen, dass man eben jenen Freund gerade auch kritisieren kann, ja muss. Konstruktiv, ohne Häme, ohne Hass – sondern eben in Freundschaft das hinterfragt, was die Kleingeister, Abhängigen und Arschkriecher in seiner Umgebung gern und geflissentlich übersehen. Weil sie ihren und nicht den Vorteil des Freundes im Auge haben. Und deshalb wohl eher keine Freunde sind – ganz im Gegenteil.

Besonders auffällig als Feind Israels ist in diesem Zusammenhang wohl gestern Jan Fleischhauer von spiegel.de geworden. Es ist alles gut mit Israel, ein Land voller liebender Menschen, vor allem in den überwiegend aus dem Militär kommenden Regierungskreisen bis heute. Wer da Kritiklust angesichts der Dauerbedrohung des kleinen Landes und der durchaus verstehbaren, aber dennoch gefährlichen Aggressionen von diesem selbst verspürt, dem gehört ordentlich die Gesichtshaut abgezogen, bis das 17-jährige Stahlgesicht mit SS-Rune auf der Wange zutage kommt.

Der gehört aber so etwas von geteert, gefedert, geköpft und danach lebendig verbrannt, dass es noch vom Mittelalter in die angeblich zivilisierte Wohnstube herüberweht. Schon in dieser Zeit interessierten ja Argumente wenig – die Abbitte war gerade erst erfunden und selbst Galilei musste erkennen, dass abschwören letztlich lebensverlängernd sein kann. Und nun verdient Fleischhauer mit seinem eilig hingeklöppelten Verbalmulch umso mehr Geld, je mehr sich dank hoher Reichweiten und Talkshoweinladungen darüber aufregen. Schön, wenn man sein Leben so vom Sessel aus organisieren kann.

Denn eines ist klar – unter Zynikern hat echte Besorgnis keine Existenzberechtigung – sie muss! geheuchelt sein und etwas anderes in sich tragen. Am besten Judenfeindlichkeit, da ist es rasch erledigt.

Israel sieht keinen Grund, eine Mauer einzureißen, die höher als die innerdeutsche ist, unterläuft offensichtlich Völkerrecht in den Atomwaffensperrvertragsregelungen und siedelt fröhlich in fremden Grund und Boden hinein.

Denn dass dürfen Freunde unter falschen Freunden – sich kritiklos daneben benehmen. Und wer etwas dagegen sagt, ist ein Feind, gehört nicht mehr zum Team und hat das Maul zu halten. Das hasserfüllte, anti-jüdisch eingestellte deutsche Tätervolk stimmt ihm zu? Ja was haben wir denn erwartet, seht – der Schoß ist fruchtbar noch (Fleischhauer – nennen Sie den Urheber! Nennen sie Gründe dafür. Gehen sie zurück in der innerdeutschen Geschichte und überprüfen sie den Umgang mit Nazis aus der “zweiten” Reihe – hier vor allem in der westdeutschen Besatzungszone nach 45. Und vor allem: Fahren Sie nach Buchenwald, um es wirklich zu verstehen, wenn sie können.).

Oder könnte es tatsächlich sein, dass Menschen ohne Kommentatorenhintergrund einfach gegen einen Krieg sind? Unvorstellbar! Die normalen Menschen auf der Welt lieben Krieg!

Es ist viel einfacher, den zur Schießbudenfigur zu machen, der sich da im eigenen Land um Machterhalt bestrebt, geradezu bereitwillig anbietet. Ahmadinedschad scheiße finden ist in etwa so kompliziert, wie eine Kaffeemaschine zu bedienen. Die funktioniert auf Knopfdruck.

Genau so weit reicht das atemlose Verständnis. Und weil gerade zum Glück die Zeit der Gedichte statt Bomben ist, darf eine Zeile dann wohl nicht fehlen: “Das Weiße im Auge des Feindes zu sehn, heißt nichts als geduldig vorm Spiegel zu stehn.” (H.R. Kunze). Oder auch: Der Klügere gibt nach und greift wirklich nur zum Schwert, wenn er angegriffen wird.

Doch was ist er, wenn er nicht klüger ist? Ein Fleischhauer.

* Eine Initiative von Menschen in Israel auf Facebook gegen einen Krieg mit dem Iran
facebook.com/israellovesiran

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